Jenny führte den Präsidenten in die Kommandozentrale. Karten und Bildschirme zeigten, was im Lande vor sich ging. Alles war auf einen Blick zu überschauen. Ein Dutzend Offiziere des Heeres und der Luftstreitkräfte saßen an Sichtgeräten. Riesige Leuchtschirme an den Wänden zeigten Karten der Vereinigten Staaten. In der Luft befindliche Flugzeuge, Eisenbahnzüge auf Hauptstrecken und große Schiffe waren als Lichtpunkte auf den Karten zu erkennen.
Viele waren es allerdings nicht, und manche Häfen lagen im Dunkeln. Auch Eisenbahnknotenpunkte wie Omaha wiesen stecknadelkopfgroße dunkle Flecken auf.
Jack Clybourne folgte ihnen in den großen, höhlenartigen Raum. Er sah verwirrt drein und tat Jenny leid. Für den Leibwächter eines Präsidenten gab es hier in der Nationalen Kommandozentrale keine rechte Daseinsberechtigung. In dem Augenblick, als der Präsident im ›Loch‹ verschwand, war Jacks Aufgabe erledigt, aber niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihm das zu sagen.
Admiral Carrell salutierte beim Eintreten des Präsidenten. Die schnurrbärtigen Zivilisten, die neben ihm gesessen hatten, taten es ihm nach. Der Admiral sah trotz seines dunklen Zivilanzugs unverkennbar wie ein Offizier aus. »Ich freue mich, Sie zu sehen, Sir.«
»Danke.«
»Das Kabinett kommt später«, sagte Coffey. »Das heißt, der Außen- und der Innenminister. Wir verteilen uns ein bißchen, damit – ich kann Möglichkeiten und Fähigkeiten der Außerirdischen nicht richtig einschätzen.«
Admiral Carrell nickte. »Vielleicht kennen sie die Lage dieser Zentrale«, sagte er.
»Könnten sie in dem Fall etwas tun?«
»Ja, Sir. Sie haben die BoulderStaumauer mit einer äußerst wirksamen Waffe getroffen, die keine radioaktive Strahlung freisetzt. Mein Krisenstab hat berichtet, daß sie riesige Gesteinsbrocken abwerfen. Meteoriten. Ihre Laser können sich durch Schiffsrümpfe fressen. Mr. President, ich weiß nicht, was sie mit dem CheyenneBerg anstellen könnten.«
»Dann wollen wir hoffen, daß wir es nie erfahren. Wie ist die Lage? Was ist mit den Russen?«
»Sie sind schwer getroffen, kämpfen aber. Ich weiß nicht, über welche Kräfte sie noch verfügen.« Admiral Carrell schüttelte den Kopf. »Es ist ausgesprochen schwer, Berichte hereinzubekommen. Wir haben vergangene Nacht die Hälfte unserer Interkontinentalraketen nach oben geschickt und auf der Umlaufbahn gezündet. Es hat den Anschein, daß sie außer Staudämmen, Eisenbahnknotenpunkten und Häfen alle Stellen als Ziele betrachten, von denen Raketen abgefeuert wurden. Ich vermute, daß sie es bei den Sowjets genauso gehandhabt haben, aber wir wissen nichts darüber.«
»Können wir sie nicht fragen?«
»Von Zeit zu Zeit bekomme ich Verbindung mit Dr. Bondarew. Aber er weiß wenig über den Zustand seiner Streitkräfte. Die Binnenkommunikation dort ist schlimmer getroffen als bei uns, aber auch wir haben kaum noch Leitungen.« Carrell ließ eine Pause eintreten und lehnte sich gegen ein Computergehäuse.
»Wie sehen unsere Verluste aus?« wollte der Präsident wissen.
»Militärische nur sehr wenig – mit Ausnahme von F-15Piloten, die Abfangeinsätze gegen Satelliten geflogen sind. Bei ihnen betragen die Verluste hundert Prozent. Außerdem haben wir einige Raketenabschußmannschaften eingebüßt.
Bei der Zivilbevölkerung ist es ähnlich. Sehr hohe Verluste an Menschen, die unterhalb von Staudämmen oder im Einzugsbereich von Häfen wohnen, außerhalb solcher Gebiete sind sie praktisch Null.«
»Insgesamt?«
Carrell zuckte die Achseln. »Schwer zu sagen. Ich schätze etwa hunderttausend, es können aber ohne weiteres doppelt so viele sein.«
»Warum wissen Sie das nicht?« wollte der Präsident wissen.
»Unser Nachrichtensystem ist stark auf Satelliten angewiesen «, sagte Carrell. »Steuerung, Erkundung, Einsatzbefehle, Nachrichten, alles hing vom Weltraum ab, aber dort haben wir nichts mehr.«
»Wir wissen also nichts?«