Читаем Gedichte in Prosa полностью

»Um diese Rose da. Sehen Sie doch, was aus ihr geworden ist.«

Da versuchte ich es mit einer leisen Anspielung. »Ihre Tränen werden diese Flecken abwaschen,« bemerkte ich mit vielsagender Betonung.

»Tränen waschen nicht ab, Tränen versengen,« entgegnete sie, wandte sich zum Kamin und warf die Blume in die ersterbende Flamme.

»Feuer versengt noch besser als Tränen,« rief sie mit einer gewissen Entschlossenheit, – und ihre schönen Augen, in denen die Tränen noch schimmerten, strahlten in mutvollem und beglücktem Lächeln.

Da wußte ich, daß auch sie versengt war.

<p>Letztes Wiedersehen</p>

Wir waren einst Freunde, enge, treue Freunde... Doch es kam ein verhängnisvoller Augenblick – und wir entfremdeten uns, wurden Feinde.

Viele Jahre vergingen... Da kam ich eines Tages auf der Durchreise in die Stadt, in der er wohnte, und erfuhr, daß er hoffnungslos darniederliege und mich wiederzusehen wünsche.

Ich ging zu ihm, trat in sein Zimmer... unsere Blicke begegneten sich.

Kaum erkannte ich ihn wieder. Gott! Wie hatte das Leiden ihn entstellt!

Gelb, vertrocknet, mit vollständig kahlem Kopf und dünnem, ergrautem Bart, saß er in bloßem, eigens für ihn gefertigten Hemde da... Er vermochte den Druck selbst des leichtesten Gewandes nicht mehr zu ertragen. Hastig streckte er mir seine erschreckend hagere, gleichsam abgenagte Hand entgegen und brachte mühsam einige unverständliche Worte hervor – ob es ein Gruß, ob es ein Vorwurf war – wer mag es wissen? Seine entkräftete Brust geriet in krampfhafte Bewegung – und über die verengerten Pupillen seiner entzündeten Augen glitten zwei kümmerliche, leidensschwere Tränenperlen.

Mir blutete das Herz... Ich setzte mich neben ihn auf einen Stuhl und reichte ihm, während ich unwillkürlich den Blick vor dieser furchtbaren Entstellung senken mußte, auch meinerseits die Hand.

Allein mich überkam das Gefühl, als wäre das nicht seine Hand, die die meine umschlossen hielt.

Mir war, als säße zwischen uns ein hohes, stilles, bleiches Weib. Ein langer Schleier hüllt sie von Kopf bis zu Füßen ein. Ihre tiefliegenden, matten Augen schauen ins Leere, stumm sind ihre bleichen, strengen Lippen.

Dieses Weib schloß unsere Hände zusammen... Sie versöhnte uns auf immer.

Ja... der Tod hatte uns versöhnt...

<p>Ein Besuch</p>

Ich saß am offenen Fenster... morgens, frühmorgens am ersten Mai.

Noch war die Morgenröte nicht erschienen; aber die dunkle, laue Nacht war schon einer kühleren Dämmerung gewichen.

Noch war kein Nebel aufgestiegen, kein Lüftchen regte sich, alles lag noch in einfarbigem, stummem Schweigen... aber schon kündete sich das nahe Erwachen an, und in der morgenfrischen Luft schwamm feuchter, stärkender Taugeruch.

Plötzlich flog durch das offene Fenster mit leisem Schwirren und Rauschen ein großer Vogel zu mir ins Zimmer herein.

Ich fuhr zusammen und blickte empor... Es war kein Vogel, es war eine geflügelte, kleine, weibliche Gestalt, in einem schließenden, langen, schillernden Gewande.

Alles war grau an ihr, mit perlmutterartigem Schimmer; bloß die Innenseite ihrer Flügelchen zeigte den zarten roten Hauch einer erblühenden Rose; ein Kranz von Maiglöckchen umschloß die flatternden Locken ihres rundlichen Köpfchens, und gleich Fühlern eines Schmetterlings wiegten sich zwei Pfauenfedern anmutig auf ihrer lieblichen gewölbten Stirn. Sie flatterte einige Male an der Zimmerdecke umher; ihr winziges Antlitz lächelte; es lächelten auch ihre großen, schwarzen, glänzenden Augen.

Die mutwillige Lebhaftigkeit ihres launenhaften Fluges machte sie funkeln und blitzen gleich Diamanten. In der Hand hielt sie eine langgestielte Steppenblume: »Kaiserzepter« nennt sie das russische Volk, – auch ähnelt sie wirklich einem Zepter.

Und rasch über mich hinfliegend, berührte sie mit dieser Blume mein Haupt.

Ich haschte nach ihr... Doch schon war sie zum Fenster hinausgeflattert – und fort war sie...

Im Garten, aus dem Verdeck eines dichten Fliederbusches, rief ihr eine Turteltaube girrend den ersten Frühgruß zu – und in der Ferne, wo sie verschwand, begann der milchweiße Himmel sich langsam zu röten.

Ich erkannte dich, Göttin der Phantasie! Ein Zufall führte dich zu mir – du flogst davon zu den jungen Dichtern.

O Poesie! Jugend! Frauen- und Mädchenschönheit! Nur noch auf Augenblicke erscheint ihr in all eurem Glanze vor meiner Seele – frühmorgens bei Frühlings Erwachen!

<p><emphasis>Necessitas – Vis – Libertas</emphasis></p><empty-line></empty-line><p><emphasis>Ein Basrelief</emphasis></p>

Eine lange, knöchrige Greisin mit eisenhartem Antlitz und unbeweglich-stumpfem Blick kommt mit großen Schritten und stößt mit ihrer stockdürren Hand ein anderes Weib vor sich her.

Dies Weib ist von mächtigem Wuchs, kräftig, voll, mit Muskeln gleich einem Herkules, aber einem winzigen Köpfchen auf einem Stiernacken, – ist blind – und stößt ihrerseits ein kleines, schmächtiges Mädchen vor sich hin.

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Иммануил Кант

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