Читаем Gedichte in Prosa полностью

»Nehmen wir Katja zu uns,« meinte die alte Frau, »dann geht unser letzter Groschen drauf – dann langts nicht mehr zum Salz für die Suppe...«

»Nun... dann essen wir sie eben ungesalzen,« gab ihr der Bauer, ihr Mann, zur Antwort.

Ein weiter Weg von Rothschild bis zu diesem Bauern!

<p>Der Greis</p>

Trübe, schwere Tage sind gekommen...

Eigene Leiden, Siechtum deiner Freunde, Kälte und Finsternis des Alters. Alles, was du geliebt, woran du mit ganzem Herzen gehangen – welkt und schwindet dahin. Der Pfad senkt sich bergab.

Was nun? Sollst du wehklagen? Dich härmen? Nein, damit dienst du weder dir selbst, noch den anderen... Wohl wird das Laub auf dem verdorrenden, sich krümmenden Baume immer dürftiger und seltener, – aber grün ist auch dieses noch.

So verschließe denn auch du dich in dein eigenes Selbst, weile bei deinen Erinnerungen, und dort, tief, tief unten auf dem Grunde deiner innersten Seele, wird dein vergangenes, dir allein zugängliches Leben in all seinem duftigen, immer noch frischen Grün und seiner quellenden Frühlingspracht vor dir erglänzen.

Aber hüte dich... schaue nicht vor dich, armer Greis!

<p>Der Berichterstatter</p>

Zwei Freunde sitzen am Tisch und trinken Tee. Mit einemmal erhebt sich auf der Straße ein großer Lärm. Man hört klägliches Stöhnen, zornige Verwünschungen und schadenfrohe Lachsalven.

»Da prügeln sie jemand,« sagte einer der Freunde, indem er zum Fenster hinausblickte.

»Wohl einen Verbrecher? Einen Mörder?« fragte der andere. »Höre mal, wer es auch sein mag, wir dürfen solch willkürliches Rechtsverfahren nicht zulassen. Komm, wir wollen ihm beistehen.«

»Ein Mörder ist’s aber nicht, den sie da prügeln.«

»Kein Mörder? Also ein Dieb? Das bleibt sich gleich, komm, wir wollen ihn dem Pöbelhaufen entreißen.«

»Es ist auch kein Dieb.«

»Kein Dieb? Dann also ein Kassierer, ein Eisenbahnunternehmer, ein Armeelieferant, ein russischer Mäzen, ein Advokat, ein gesinnungstüchtiger Redakteur, ein öffentlicher Wohltäter?... Gleichviel, komm und laß uns ihm helfen!«

»Weit gefehlt... sie prügeln einen Berichterstatter.«

»Einen Berichterstatter? – Na, weißt du was: dann wollen wir erst ruhig unsern Tee austrinken.«

<p>Zwei Brüder</p>

Ich hatte eine Vision...

Es erschienen vor mir zwei Engel... zwei Genien. Ich sage: Engel... Genien – weil kein Gewand ihren nackten Körper verhüllte und beide an den Schultern mächtige, lange Flügel besaßen.

Beide waren Jünglinge. Der eine hatte einen üppigen Wuchs, eine zarte Haut und schwarzlockiges Haar. Seine Augen waren braun, feurig und von dichten Wimpern beschattet; sein Blick einschmeichelnd, heiter und verlangend. Bezaubernd und verführerisch war sein Antlitz, mit einem Anflug von Verwegenheit und Tücke. Ein leises Zucken spielte um die vollen, rosigen Lippen. Der Jüngling lächelte, wie im Gefühl überlegener Macht – selbstbewußt und doch nachlässig; ein herrlicher Blumenkranz schmiegte sich sanft um seine glänzenden Locken, so daß er die sammetgleichen Brauen fast berührte. Ein scheckiges Leopardenfell, von einem goldenen Pfeil zusammengehalten, hing leicht von der rundlichen Schulter bis auf die schwellende Hüfte herab. Das Gefieder seiner Schwingen spielte in den Farben der Rose; ihre Spitzen waren leuchtend rot, gleich als wären sie in purpurnes, frisches Blut getaucht. Von Zeit zu Zeit durchflog sie ein leichtes Zittern, begleitet von einem angenehmen, silberhellen Rauschen, dem Rauschen eines Frühlingsregens.

Der andere Jüngling war hager und von gelblicher Hautfarbe. Bei jedem Atemzug wurden seine Rippen in leichten Umrissen sichtbar. Sein Haar war fahl, dünn und schlicht; die Augen übergroß, rund und blaßgrau... der unheimlich glänzende Blick verriet Unruhe. Alle Gesichtszüge hatten etwas Scharfes; der kleine, halbgeöffnete Mund wies Fischzähne auf; die Adlernase war schmal, das Kinn vorspringend und mit weißlichem Flaum bedeckt. Über diese welken Lippen ist noch nie, niemals ein Lächeln geflogen. Das war ein starres, furchtbares, mitleidsloses Antlitz! (Auch das Antlitz jenes anderen, schönen Jünglings – obwohl liebreizend und sanft – war ohne jeden Zug von Mitleid.) Um das Haupt dieses zweiten schlangen sich einige taube, zerknickte Ähren, von einem verwelkten Hälmchen durchflochten. Ein grober grauer Schurz wand sich um seine Lenden; die Flügel auf seinem Rücken, tiefblau und glanzlos, bewegten sich langsam und drohend.

Beide Jünglinge schienen unzertrennliche Gefährten zu sein.

Sie lehnten sich Schulter an Schulter. Die kleine weiche Hand des ersten ruhte wie eine Weintraube auf der mageren Achsel des anderen; die schmale Hand dieses anderen wand sich mit ihren langen, dürren Fingern wie eine Schlange um die fast weibliche Brust des ersten.

Und ich vernahm eine Stimme. Sie sprach also:

»Vor dir stehen Liebe und Hunger – zwei leibliche Brüder, die zwei Grundpfeiler allen Lebens.

»Alles, was da lebt, regt sich, um sich zu nähren, nährt sich, um sich fortzupflanzen.

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Иммануил Кант

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