»Toll, dann kannst du mir ja helfen!«, sagte Neville und sein Blick flehte um Beistand.»Das mit dem Knoblauch kapier ich überhaupt nicht – müssen die den essen oder was -«
Unter leisem Keuchen erstarb Nevilles Stimme. Sein Blick fiel an Harry vorbei auf den Korridor.
Es war Snape. Neville ging rasch hinter Harry in Deckung.
»Und was macht ihr beide hier?«, sagte Snape, baute sich vor ihnen auf und sah sie abwechselnd an.»Ein ungewöhnlicher Treffpunkt -«
Harry überkam gewaltige Unruhe, als Snapes flackernder Blick über die Türen zu beiden Seiten des Ganges huschte und dann an der einäugigen Hexe hängen blieb.
»Das – das ist nicht unser Treffpunkt«, sagte Harry.»Wir haben uns – einfach zufällig getroffen.«
»Tatsächlich?«, sagte Snape.»Du hast die Gewohnheit, an ausgefallenen Orten aufzutauchen, Potter, und das meist aus ganz bestimmten Gründen… Ich schlage vor, ihr zwei geht schleunigst zurück in euren Turm, dahin, wo ihr hingehört.«
Harry und Neville gingen ohne ein weiteres Wort davon. Bevor sie um die Ecke bogen, wandte sich Harry noch einmal um. Snape strich mit der Hand über den Kopf der einäugigen Hexe und untersuchte sie genau.
Bei der fetten Dame angelangt, schaffte es Harry, Neville abzuschütteln, indem er ihm das Paßwort sagte und vorschützte, seinen Vampiraufsatz in der Bibliothek vergessen zu haben. Er rannte davon. Außer Sicht der Sicherheitstrolle zog er die Karte hervor und versenkte sich in den Plan des Schlosses.
Der Korridor im dritten Stock schien wie ausgestorben. Harry suchte die Karte sorgfältig ab und stellte mit Erleichterung fest, daß der kleine Punkt namens»Severus Snape«inzwischen wieder in seinem Büro war.
Er rannte zurück zur einäugigen Hexe, öffnete ihren Buckel, schlüpfte hinein und schlitterte hinunter zu seiner Tasche am Ende der steinernen Rutsche. Er löschte die Karte des Rumtreibers und spurtete los.
Harry, unter dem Tarnumhang vollkommen verborgen, trat ins Sonnenlicht vor dem Honigtopf und klopfte Ron auf den Rücken.
»Ich bin's«, murmelte er.
»Wo hast du so lange gesteckt?«, zischte Ron.
»Snape ist herumgeschlichen…«
Sie machten sich auf den Weg die Hauptstraße entlang.
»Wo bist du?«, murmelte Ron immer wieder aus den Mundwinkeln.»Bist du noch da? Ein komisches Gefühl ist das…«
Sie gingen zum Postamt. Ron tat so, als wolle er wissen, wie viel eine Eule zu Bill nach Ägypten koste, damit sich Harry in Ruhe umsehen konnte. Die Eulen, mindestens dreihundert Tiere, saßen auf Stangen und fiepten ihm leise zu; alles war vertreten, von den großen Uhus bis zu den Käuzchen (»Zustellung nur innerorts«), die so winzig waren, daß sie auf Harrys Hand Platz gehabt hätten.
Dann besuchten sie Zonko, wo sich so viele Schüler drängelten, daß Harry sorgfältig aufpassen mußte, niemandem auf die Zehen zu treten und eine Panik auszulösen. Hier gab es Scherz- und Juxartikel, die selbst Freds und Georges wildeste Träume verblassen ließen; Harry flüsterte Ron zu, was er tun sollte, und reichte ihm unter seinem Umhang ein paar Goldmünzen. Sie verließen Zonko mit stark erleichterten Geldbeuteln, doch die Taschen berstend voll mit Stinkbomben, Schluckaufdrops, Froschlaichseife und mit je einer nasebeißenden Teetasse.
Es war ein schöner Tag mit einer leichten Brise, und keiner von beiden hatte Lust, sich irgendwo reinzusetzen. Also schlenderten sie an den Drei Besen vorbei und einen Hügel hinauf Dort oben, ein wenig abseits vom Dorf, stand das verspukteste Haus in ganz Britannien, die Heulende Hütte. Mit ihren brettervernagelten Fenstern und dem morastigen, überwucherten Garten war sie selbst bei Tageslicht ein wenig schaurig.
»Sogar die Geister von Hogwarts machen einen Bogen um die Hütte«, sagte Ron, während sie über den Zaun gelehnt zu ihr hochsahen.»Ich hab den Fast Kopflosen Nick gefragt… er meinte, hier hätte eine ziemlich rauhe Bande gelebt. Keiner kommt da rein. Fred und George haben's natürlich versucht, aber alle Eingänge sind versiegelt…«
Harry, von der Klettertour erhitzt, überlegte gerade, ob er den Umhang nicht eine Weile ablegen sollte, als sie Stimmen in der Nähe hörten. Jemand stieg auf der anderen Seite des Hügels zur Hütte empor; Sekunden später war Malfoy zu erkennen, dicht gefolgt von Crabbe und Goyle. Malfoy sprach.
»… ich erwarte jede Minute eine Eule von meinem Vater. Er mußte zum Prozeß, um ihnen von meinem Arm zu berichten… daß ich ihn drei Monate lang nicht gebrauchen konnte…«
Crabbe und Goyle glucksten.
»Ich wünschte, ich könnte dabei sein, wenn sich dieser zottige Volltrottel zu verteidigen sucht… >Der tut nichts Böses, ehrlich -<… dieser Hippogreif ist so gut wie tot -«
Da fiel Malfoys Blick auf Ron. Sein blasses Gesicht verzog sich zu einem bösartigen Grinsen.
»Was machst du denn hier, Weasley?«
Malfoy sah an Ron vorbei zu dem baufälligen Haus.
»Vermute mal, du würdest am liebsten hier wohnen, nicht wahr, Weasley? Träumst davon, ein eigenes Schlafzimmer zu haben? Hab gehört, bei euch schlafen sie alle in einem Zimmer – stimmt das?«