»Ich bin dem Troll nachgelaufen, weil ich – ich dachte, ich könnte allein mit ihm fertig werden. Sie wissen ja, weil ich alles über Trolle gelesen habe.«
Ron ließ seinen Zauberstab sinken. Hermine Granger erzählte ihrer Lehrerin eine glatte Lüge?
»Wenn sie mich nicht gefunden hätten, wäre ich jetzt tot.«Harry hat ihm seinen Zauberstab in die Nase gestoßen und Ron hat ihn mit seiner eigenen Keule erledigt. Sie hatten keine Zeit, jemanden zu holen. Er wollte mich gerade umbringen, als sie kamen.«
Harry und Ron versuchten auszusehen, als ob ihnen diese Geschichte keineswegs neu wäre.
»Na, wenn das so ist… «, sagte Professor McGonagall und blickte sie alle drei streng an.»Miss Granger, Sie dummes Mädchen, wie konnten Sie glauben, es allein mit einem Bergtroll aufnehmen zu können?«
Hermine ließ den Kopf hängen. Harry war sprachlos. Hermine war die Letzte, die etwas tun würde, was gegen die Regeln verstieß, und da stellte sie sich hin und behauptete ebendies, nur um ihm und Ron aus der Patsche zu helfen. Es war, als würde Snape plötzlich Süßigkeiten verteilen.
»Miss Granger, dafür werden Gryffindor fünf Punkte abgezogen«, sagte Professor McGonagall.»Ich bin sehr enttäuscht von Ihnen. Wenn Sie nicht verletzt sind, gehen Sie jetzt besser hinauf in den Gryffindor-Turm. Die Schüler beenden das Festmahl in ihren Häusern.«
Hermine ging hinaus.
Professor McGonagall wandte sich Ron und Harry zu.
»Nun, ich würde immer noch sagen, daß Sie Glück gehabt haben, aber nicht viele Erstkläßler hätten es mit einem ausgewachsenen – Bergtroll aufnehmen können. Sie beide gewinnen je fünf Punkte für Gryffindor. Professor Dumbledore wird davon unterrichtet werden. Sie können gehen.«
Sie gingen rasch hinaus und sprachen kein Wort, bis sie zwei Stockwerke weiter oben waren. Sie waren, abgesehen von allem andern, heilfroh, den Gestank des Trolls los zu sein.
»Wir sollten mehr als zehn Punkte bekommen«, brummte Ron.
»Fünf, meinst du, wenn du die von Hermine abziehst.«
»Gut von ihr, uns zu helfen«, gab Ron zu.»Immerhin haben wir sie wirklich gerettet.«
»Sie hätte es vielleicht nicht nötig gehabt, wenn wir das Ding nicht mit ihr eingeschlossen hätten«, erinnerte ihn Harry.
Sie hatten das Bildnis der fetten Dame erreicht.
»Schweineschnauze«, sagten sie und traten ein.
im Gemeinschaftsraum war es voll und laut. Alle waren dabei, das Essen zu verspeisen, das ihnen hochgebracht worden war. Hermine allerdings stand allein neben der Tür und wartete auf sie. Es gab eine sehr peinliche Pause. Dann, ohne daß sie sich anschauten, sagten sie alle»Danke«und sausten los, um sich Teller zu holen.
Doch von diesem Augenblick an war Hermine Granger ihre Freundin. Es gibt Dinge, die man nicht gemeinsam erleben kann, ohne daß man Freundschaft schließt, und einen fast vier Meter großen Bergtroll zu erlegen gehört gewiß dazu.
Quidditch
Anfang November wurde es sehr kalt. Die Berge im Umkreis der Schule wurden eisgrau und der See kalt wie Stahl. Allmorgendlich war der Boden mit Reif bedeckt. Von den oberen Fenstern aus konnten sie Hagrid sehen, wie er, warm angezogen mit einem langen Mantel aus Maulwurffell, Handschuhen aus Hasenfell und gewaltigen Biberpelzstiefeln, die Besen auf dem Quidditch-Feld entfrostete.
Die Quidditch-Saison hatte begonnen. Am Samstag, nach wochenlangem Training, würde Harry seine erste Partie spielen: Gryffindor gegen Slytherin. Wenn die Gryffindors gewinnen sollten, dann würden sie den zweiten Tabellenplatz in der Hausmeisterschaft erobern.
Bislang hatte kaum jemand Harry spielen sehen, denn Wood hatte beschlossen, die Geheimwaffe müsse – nun ja – geheim gehalten werden. Doch auf irgendeinem Wege war durchgesickert, daß Harry den Sucher spielte, und Harry wußte nicht, was schlimmer war – die Leute, die ihm sagten, er würde ein glänzender Spieler sein, oder die Leute, die ankündigten, sie würden mit einer Matratze auf dem Spielfeld herumlaufen.
Harry hatte wirklich Glück, daß er inzwischen Hermine zur Freundin hatte. Bei all den von Wood immer in letzter Minute angesetzten Trainingsstunden hätte er ohne sie nicht gewußt, wie er seine ganzen Hausaufgaben schaffen sollte. Hermine hatte ihm auch Quidditch im Wandel der Zeiten ausgeliehen, ein Buch, in dem es interessante Dinge zu lesen gab.
Harry erfuhr, daß es siebenhundert Möglichkeiten gab,
ein Quidditch-Foul zu begehen, und daß sie alle bei einem Weltmeisterschaftsspiel von 1473 vorgekommen waren; daß Sucher meist die kleinsten und schnellsten Spieler waren und daß sie sich offenbar immer die schwersten Verletzungen zuzogen; daß die Spieler zwar selten einmal starben, es jedoch vorgekommen war, daß Schiedsrichter einfach verschwanden und dann Monate später in der Wüste Sahara wieder auftauchten.
Seit Hermine von Harry und Ron vor dem Bergtroll