Als nun die öffentliche Plünderung aufgehöret hatte, und die obengenannte Polizey eingerichtet war, kamen sehr viele Bauern aus der Umgegend nach der Stadt, aber nicht um Lebensmittel zu bringen, sondern Kupfergeld, in Säcken zu 25 Rubel, u. Salz in Tschetwerten zu kaufen, und sowohl in den abgebrannten Buden, als Häusern nach allem zu suchen, was sie auf ihren Telegen fortbringen konnten. Ein Sack Kupfergeld von 25 Rubel (dessen sehr vieles in den Kellern des Kremls lag) kostete, eben so wie ein Tschetwert Salz – (von dem gleichfalls große Vorräthe vorhanden waren) 4 Rubel oder einen . Eben so konnte man ganze Paquete alte Banknoten für einige Silberrubel kaufen. Täglich mehrten sich die Käufer, in dem Maaße, als Bauern mit ihren Ladungen von Kupfergeld und Salz in ihre Dörfer unversehrt, aus Moskau zurückkamen.
Die Lage der Franzosen war warlich nichts weniger als beneidenswerth. Die Lebensmittel mangelten, weder Tuch, Leder, Leinen etc war zu haben. Kleider und Schuhe waren abgerissen, die Kiwer und das Riemenzeug der Cavalleristen unbrauchbar geworden. Nur unter der stärksten Bedeckung konnte man fouragiren, weil kleine Escorten, in den Dörfern, oder auf den Feldern von den Bauern überfallen, und völlig aufgerieben wurden. Der Obrist Couteill kam einmal von einer solchen Expedition in der Nacht, und ohne Hut zurück. Er versicherte; nur seinem braven englischen Pferde habe er die Rettung seines Lebens zu danken. Es überstieg seine Begriffe, und als wahrer Krieger konnte er nicht Worte finden, die Tapferkeit der russischen Bauern zu loben, welche die ganze französische Mannschaft aufgerieben, die zum Fouragiren ausgezogen, und welche der Obrist aus freyem Antrieb begleitet hatte. Auf allen Feldzügen mit Napoleon, und sogar in Aegypten habe er nie so etwas gesehen. Das zum Fouragiren ausgesandte Commando war nehmlich in ein großes Dorf in der Nähe von Moskau gekommen, welches anscheinend von den Einwohnern verlassen war. Als aber die Franzosen bis zur Mitte des Dorfes vorrückten, strömten von beyden entgegengesetzten Eingängen des Dorfes, plötzlich, als ob sie der Erde entstiegen, eine unzählbare Menge bewaffneter Bauern herbey. Der kommandirende französische Offizier, ließ sogleich seine Leute nach beyden Seiten zugleich Feuer geben, und ununterbrochen mit Lebhaftigkeit unterhalten. Die Bauern ließen sich aber nicht entmuthigen, drangen über ihre gefallene Brüder hin – deren nicht wenige waren, da die Schüsse in ihre gedrängte Haufen fielen, und jeder seinen Mann traf – fielen dann mit Spießen, Stangen, Sensen, und auch kriegerische Waffen, über die von beyden Seiten in die Mitte gerathenen Franzosen her, von denen niemand, außer den Obristen Couteill entkam, welcher, als er den Muth der Bauern sah, seitwärts in einen offenen Hof sprengte, und dort über einen Zaun setzte, (wobey er seinen Hut verlor) und so das freye Feld erreichte, um glücklich nach Moskau zu entkommen. In der Stadt selbst, und besonders in entlegenen Fabriken und Häusern, wurden eine unglaubliche Menge französischer Soldaten von den nachgebliebenen Fabrikarbeitern und Einwohnern erschlagen. Sogar im Demidowschen Hause, welches doch immerwährend von den Feinden zahlreich besetzt war, fand man nachher im Abtritte des hintern Hofes, einen schon in Verwesung übergegangenen französischen Soldaten in voller Uniform. Geschah dieses in der Mitte der Stadt; so kann man sich leicht denken, wie leicht es in abgelegenen Gegenden möglich war, wo die schlafenden Soldaten in der Nacht überfallen, und meistens mit dem Tapor – Handbeile – erschlagen wurden, wie man an den gespaltenen Köpfen der Leichen sehen konnte, die später aus der Stadt gebracht, u. auf Verordnung der russischen Polizey Haufenweise verbrannt wurden, um die Stadt von dem verpesteten Gestank zu reinigen. Die in Moskau zurück gebliebenen Einwohner hatten sich allmählig, an diesen üblen Geruch, von crepirten Pferden, Hunden, verwesenden Menschen, und von den verbrannten empirevmathischen Dingen ; aber als ich im desselben Jahres aus nach Moskau zurückkehrte, spürete ich dieses ekelhaften Geruch schon viele Werste von Moskau, welcher immer stärker ward, je näher ich der Stadt, und in die Stadt kam.