Allmählig kamen einzelne Haufen bewafneter Kosaken in die Stadt, plänkelten mit den Chasseurs in entlegenen Straßen, die mit ihren ausgehungerten Pferden, sie nicht verfolgen, und einholen konnten. Die Kosaken wurden immer dreister, wagten sich tiefer in die Stadt hinein, griffen sogar einzelne Wachtposten an, und wenn die Schildwache die Mannschaft heraus rief, sprengten die Kosaken auseinander, bevor die Soldaten noch zum Schusse kommen konnten. So kamen sie einst bis zum Marienhospitale, u. verwundeten den französischen Offizier und einige Soldaten, die sorglos vor der Wachtstube standen; hielten auch noch Stand, als die nicht zahlreiche Mannschaft auf sie zu schießen anfing, und zogen erst dann ab, als von mehreren angränzenden Wachtposten, Succurs herbey eilte. Bey dieser Gelegenheit ward ein Bekannter von mir, der Hospital-Arzt schwer im Schenkel, und zwar von den verwundet. Wette eilte, als er schießen hörte, aus seiner Wohnung, die am andern [sic] des Hospitals, der Wachtstube gegenüber lag, auf den Hof hinaus, um den Grund dieses Schiessens zu erfahren. Unglücklicherweise für ihn, hatte der Kosak, welcher den französischen Offizier verwundete, eine gelbe Genille an; und da Wette in einer solchen an der Thüre erschien, glaubten die französischen Soldaten in den Kosaken zu erkennen, der ihren Offizier verwundet hatte, und Mehrere feuerten ihre Gewehre auf Wette zugleich ab, welcher aber nur im Schenkel getroffen ward, und zur Erde sank. Er ließ mich zu sich bitten, und ich hatte dadurch wieder einen ; auf welchen mich Gottes Gnade gleichfalls schützte, obgleich das Hospital sehr weit von der Schmiedebrücke lag, und ich durch öde Gegenden ging, wo ich oft Werste weit keine lebendige Seele fand, und höchstens nur Soldatenhaufen, die mich mit durchbohrenden Blicken ansahen, aber doch keine Hand an mich legten, so daß ich Gottlob jedesmal unversehret, hin und nach Hause kam. Plötzlich erscholl der Ruf: Wir haben : Der Jubel war allgemein. Alles umarmte sich, als wäre es Ostermorgen. Statt des gewöhnlichen bon jours, begrüßten und küssten sich Bekannte und Unbekannte mit den Worten: Wir haben Friede. Alte Guardisten drückten fremden Vorübergehenden, ihre großen Bärte ins Gesicht, und küßten auch russische Bauern, mit dem Friedensgruß – die aber durch solche Umarmungen mehr Angst als Freude empfanden, weshalb ihr Benehmen oft sehr lächerlich anzusehen war. Die Franzosen hatten den Aufenthalt in dem abgebrannten Moskau herzlich satt, und sehnten sich herzlich aus dieser Wüste, nach den Fleischtöpfen Aegyptens zurück; und daher die allgemeine Freude.
So wie mir die Adjutanten Berthiers erzählten, sollte Napoleon bey seinem Zuge nach Rußland folgende Pläne gehabt haben. – Relate reffero – denn mag ich freylich die mir mitgetheilten Nachrichten nicht, die aber gleichwohl enthalten können, da Berthier das ganze Vertrauen Napoleons genoß, so wie seine Adjutanten das seinige besaßen. – Also, Erstens, Napoleon an den Hochseligen Kaiser Alexander eigenhändig geschrieben haben: Der Kaiser soll zu – herüber kommen, er wolle ihn dann nach Rußland mit seiner Armee begleiten, um ihn nicht nur dem nach, sondern zum aller Reussen zu machen, und ihn von der des und der befreyen, die dem Kaiser nur den , aber nicht die eines Selbstherrschers liessen. Als dieser Plan Napoleons fehlschlug, wie er es denn , weil Napoleon, weder den , noch kannte, und von seinen Geschäftsführern ganz irre geführet war; entwarf er, zweytens, den Plan, den aufzuwiegeln, um Rußland eine Constitution, mit Parlament und Kammern zu geben; und als auch dieser Plan an der Treue des russischen Adels für ihr angestammtes Kaiserhaus scheiterte, wollte er, drittens, die Volksmasse zur Empörung reitzen, und – wie er es nannte – frey machen. Als er aber, den Rußlands, in Moskau besser kennen lernte, und seine grobe Täuschungen erkannte, sandte er einen seiner vertrautesten Generäle – ich glaube Lauriston, wenn ich mich nicht irre – zu dem Feldmarechall Kutusow, mit folgenden Friedensvorschlägen: Erstens, foderte er eine , deren Größe aber die Obristen nicht anzugeben wußten. 2 Sollte ihm eine freye Militairstraße durch Rußland nach gestattet werden, um von da aus nach Indien zu ziehen, um den von der seite beyzukommen, und 3 „Unbedingte Anerkennung von russischer Seite, für den König von den Napoleon erst noch werde[“].