Читаем Katzenjammer полностью

»Ach, ich habe heute mit Nina Mittag gegessen. Und dann haben wir uns fast gestritten, weil sie schon wieder damit anfing, ob ich mir das mit dem Zusammenziehen gut überlegt habe. Gott sei Dank bekam sie dann Besuch, und wir konnten es nicht weiter ausdiskutieren. Aber zum Abschied hat sie mir einen ganzen Stapel Bücher über Patchworkfamilien in die Hand gedrückt. Da habe ich ein bisschen drin geblättert. Und jetzt ist mir irgendwie mulmig.«

Marc schüttelt den Kopf.

»Und die will deine Freundin sein.«

»Sie hat es bestimmt nicht böse gemeint. Und sie ist als Psychologin schließlich vom Fach.«

Richtig, Nina ist Psychologin. Es hat eine Weile gedauert, bis ich kapiert habe, was das bedeutet. Denn sie macht nichts, was man sehen kann, also so wie Carolin, die Geigen baut. Und es ist auch nicht wie bei Marc, der sich als Tierarzt um kranke Kollegen von mir kümmert: Hund krank, Marc ran, Hund gesund. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann beschäftigt sich Nina mit Menschen, die ein Problem in ihrem Kopf haben. Also nicht Kopfschmerzen oder so. Eher Schmerzen beim Denken. Das ist bei Menschen natürlich ein großes Problem, weil sie ja über so vieles nachdenken. Und wenn das nicht mehr so rund läuft, dann kommt Nina ins Spiel. So jedenfalls erkläre ich mir das. Und deswegen ist es auch logisch, dass Carolin auf sie hört, wenn sie denkt, dass Luisa irgendwas denkt. Puh – mir wird schon bei diesen wenigen Gedanken ganz schwindelig. Gut, dass ich ein Dackel bin.

»Darf ich die Bücher mal sehen? Vielleicht kann ich da ja auch noch was lernen. Bestimmt mache ich seit Jahren alles falsch.«

Marc klingt genervt, Carolin rutscht vom Sofa herunter, setzt sich neben ihn auf den Boden und küsst ihn.

»Komm, du unsensibler Veterinär, sei nicht so grummelig. «

»Tut mir leid. War nicht so gemeint. Aber die Bücher interessieren mich wirklich.«

»Moment.«

Carolin steht auf und holt einen Stapel Bücher aus ihrer Tasche, die noch auf der Fensterbank steht.

»Hier.«

Sie reicht Marc ein Buch.

»Hm. Im Schatten der Ersten. Wie Partnerschaft mit einem geschiedenen Mann gelingen kann. Aha.«

Er blättert darin.

»Kapitel 2: Von Glücksgriffen und Traumata – der Gebrauchte Mann als Partner. So, ich bin also ein ›Gebrauchter Mann‹, oder wie. Das klingt ja nicht gerade ermutigend. Bin ich denn eher ein Glücksgriff oder ein Trauma?«

Jetzt kichert Carolin.

»Das, mein Lieber, muss sich noch erweisen.«

Trauma? Traumata? Worüber reden die? Ich verstehe kein Wort. Oder meinen die Traummann? Und warum ärgert sich Marc dann? Klingt doch gut. Vielleicht ist es aber auch die Sache mit dem »gebraucht«, die ihn aufregt. Aber auch das verstehe ich nicht. Ist doch gut, wenn man gebraucht wird. Selbst als Mann. Hm. Hoffentlich kommt Herr Beck bald wieder nach Hause. Ohne einen versierten Menschenkenner wie ihn gerate ich ganz schön ins Schwimmen.



VIER

Du kannst dir einfach nicht vorstellen, wie schrecklich diese kleinen Monster sind. Fürchterlich! Grausam!« Herr Beck sitzt vor mir und schnauft gequält. Seine Augen wirken trüb, und ich bilde mir sogar ein, dass seine Schnurrbarthaare nach unten hängen. Keine Frage – die drei Tage bei Familie Wiese haben ihm schwer zugesetzt. Nicht einmal das tolle Wetter und ein gemeinsamer Plausch im Garten können ihn aufmuntern.

»Hm. Luisa ist eigentlich sehr nett zu mir. Ich kann da nichts Negatives berichten.«

Beck starrt mich an.

»Ha! Luisa! Das ist ja nur ein Kind. Ein einigermaßen großes noch dazu. Aber dieser nichtsnutzige Neffe hat gleich drei Stück davon – alles noch kleine Hosenscheißer und eines verzogener als das andere!«

»Hosenscheißer?«

»Ja, mein Lieber, da staunst du! Menschen sind nicht automatisch stubenrein – nein, und es dauert bei ihnen auch nicht nur ein paar Wochen, bis sie kapiert haben, dass man nicht einfach auf den nächsten Teppich pinkelt. Stell dir vor – diese Menschen brauchen JAHRE, um das zu lernen, was unsereins eigentlich ratzfatz raushat. Also tragen die kleinen Menschlein sogenannte Windeln in der Hose, in die sie einfach … na, du weißt schon. Das nur mal, um zu verdeutlichen, wie DUMM Kinder eigentlich sind.«

Ach, das ist in der Tat interessant.

»Also, das ist mir bei Luisa noch nie aufgefallen.«

»Natürlich nicht. Ich sagte doch: Die ist ja schon groß für ein Kind. Aber die Gören von diesem Wiese – einfach schrecklich. Stell dir vor: Sie haben mich angezogen. In Puppenkleidung haben sie mich reingequält. Sogar eine Mütze haben sie mir aufgesetzt, auf meine empfindlichen Ohren! Und dann wurde ich in den Puppenwagen gestopft. Ich konnte mich nicht wehren, die waren ja zu dritt. Durch die Gegend haben sie mich gefahren. Ach was: geschleudert! Mir ist richtig schlecht geworden, ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen.«

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