In Ost- und Westpreussen, so wie im Herzogthum Warschau waren überall noch die Spuren zu finden, die der Durchzug der französischen Armee im Frühling und Anfänge des Sommers zurückgelassen hatte, nirgends aber waren sie so deutlich, wie in Ost-Preussen, und auch hier wieder am deutlichsten in dem nördlicheren Theile, weil die Disciplin immer gelinder wurde, je mehr sich die Armee der feindlichen Grenze, der Eröffnung des Feldzuges näherte. Wir trafen darum auch viel Elend in diesen Gegenden, und durften uns darum über die oft feindselige Begegnung der Einwohner nicht wundern. Gleichwohl waren es gerade die am härtesten Bedrängten, die uns am wohlwollendsten aufnahmen, und ich kann im Allgemeinen nicht anders, als das Benehmen der OstPreussen sehr loben. Ein Gleiches aber kann ich von den Westpreussen nicht rühmen, und zwey Häuser, in Wormditt und Graudenz — ausgenommen, muß ich sagen, daß uns überall Haß und feindselige Gesinnungen begegneten, die sich keineswegs scheuten, sich durch Worte kund zu geben. Im Warschau' schen unterschieden wir zwischen Adel und Volk, während der erstere uns grose Geneigtheit bezeugte, scheute uns, haßte uns das letztere.
Das Land von Goldap bis Elbing ist ziemlich, gegen den Nogat hin aber sehr fruchtbar. Es ist meistens flach und von einförmigem Aussehen // S. 91// nirgends befinden sich Puncte, die sich durch Lage und Umgebung einigermaasen auszeichnen. Die Niederungen von Elbing gelten als einer der fruchtbarsten Landstriche Preussens. Bey Graudenz fängt das Land an, wieder sandig zu werden, und bey Culmsee und Thorn bildet es eine eigentliche Sandwüste. In OstPreussen gleicht die Bauart der Dörfer der im Warschau'schen, doch sind jene etwas freundlicher und reinlicher als diese. Die Städtchen Heilsberg und Wormditt sind alt, aber nicht schlecht gebaut. Elbing ist eine beträchtliche, sehr gewerbsame, gut gebaute Stadt. Gegen diese Stadt hin haben die Dörfer ein gefälligeres und wohlhabenderes Aussehen, aber in der Niederung der Nogat und Weichsel übertreffen sie die schönsten und reichsten Dörfer von SüdDeutschland. Die Mauern und Häuser von Marienburg zeugen von hohem Alter der Stadt, dagegen ist Marienwerder weit neuer und mit geschmackvollen Gebäuden geschmückt. Graudenz ist alt, aber nicht übel gebaut, auch scheint es ziemlich gewerbsam zu seyn. Die in nicht groser Entfernung gelegene Festung steht auf einer Erhöhung, doch sind von der Strasse aus weder Werke noch Häuser bemerkbar; sie soll nur einige wenige Wohn-Gebäude enthalten, indem die Garnison, als die einzigen Bewohner des Platzes, in den Casematten liegt. Diesseits Graudenz, wo der Boden wieder unergiebiger wird, sind auch die Dörfer schlechter gebaut, die Wohnungen minder bequem und reinlich, bey Thorn sind sie wieder ächt polnisch. Diese Stadt selbst ist von nicht unbedeutendem Umfang, gut bevölkert, und //S. 92// sehr gewerbthätig, sie hat viele gut gebaute Straßen, und manche Häuser, die einer grosen Stadt zur Zierde gereichen würden. Das Städtchen
In diesem Orte sollte nach den Befehlen unsers Königs, der an die allgemeine Auflösung nicht glauben wollte, der Ueberrest der württembergischen Truppen gesammelt und geordnet werden, und bis zur Ankunft der Ergänzungsmannschaft verweilen, um dann vereint mit diesen126 wieder gegen den Feind zu marschiren. Die Generale sahen aber die Unausführbarkeit dieses Befehls wohl ein, und hatten darum schon früher einen aus ihrer Mitte mit dem Auftrag nach Stuttgart gesandt, den König über die wahre Lage der Dinge aufzuklären, und ihn wo möglich zu Zurückberufung der geretteten Truppen zu bestimmen. Dieß hatte denn auch den Erfolg, daß schon am 6.
Während meines Aufenthalts in
Dreyzehentes Capitel.