In Schlesien bemerkten wir bey den Einwohnern wohl eine heimliche Freude über das Unglück der grosen Armee, doch waren sie aller Orten zu artig, sie deutlich zu erkennen zu geben, vielmehr bezeugten sie uns viele Theilnahme, und manche waren so ehrlich, zu gestehen, daß wir dieselbe nur unserem gemeinschaftlichen Vaterlande, keineswegs aber unserer Verbindung mit Frankreich zu danken hätten. Nur in Glogau wären uns, troz der französischen Besatzung, beinahe Unannehmlichkeiten widerfahren, wenn wir, theils unserer selbst, theils der Nachkommenden wegen, nicht vorgezogen hätten, die ernstlich gemeinten Reden für Scherz und Unverstand zu nehmen. In den übrigen Orten, wo wir mit Einwohnern in Berührung kamen, vermieden wir daher jeden Anlaß zu politischen Gesprächen, und hatten wohl auch dieser Vorsicht das artige Benehmen unserer Wirthe mit zu danken. In der Stadt Glogau wollten wir uns, des eben erwähnten Vorfalls willen, nicht näher umsehen, und so weiß ich von den Festungswerken weiter nichts zu sagen, als daß sie mir auf der Oderseite besonders stark schienen. Die Straßen, durch die wir kamen, sind gut gebaut, // S. 97// zum Theil aber sehr enge. Die Stadt ist lebhaft, und die Einwohner scheinen ein munteres Völkchen zu seyn. Die mehrjährige französische Occupation hatte sie mit einem glühenden Hasse gegen die Franzosen erfüllt. Bey Neustädtel sahen wir Weinberge, die uns lebhaft an unser Vaterland erinnerten. Während um Glogau das Land eben ist, so erheben sich gegen Neustädtel einige Hügel, und von hier an verlieren sich die grosen Ebenen allmählig in ein hügelichtes{688}
Land, bis gegen Hoyerswerda hin, wo die Landschaft ebener zu werden beginnt. Sagan, das lezte schlesische Städtchen, ist recht artig zu nennen. Der ganze Landstrich von Glogau bis hieher ist sehr bevölkert und wohl angebaut. Die Dörfer sind reinlich, und die Wohnungen zeugen von Wohlhabenheit der Bewohner.Surau ist das erste sächsische Städtchen, das wir berührten. Es ist gut gebaut, noch besser aber ist Muskau, das eine gar freundliche Lage hat, und darum, und der Artigkeit unserer Wirthsleute wegen mir wohl im Gedächtniß blieb. Spremberg und Hoyerswerda sind geringere Städtchen, und scheinen ziemlich arm zu seyn. Dagegen ist Königsbrück wieder ein freundlicher Ort.
Bis daher hatten uns unsere Wirthsleute, bey aller Zuvorkommenheit, doch mit einer gewißen Aengstlichkeit und Scheu aufgenommen, die wir hauptsächlich ihrer Furcht vor Krankheiten, hauptsächlich vor dem Nervenfieber, mit dem sie jeden Zurückkehrenden behaftet wähnten, zuschrieben, und nebenbey auch dem Ekel vor der Unreinlichkeit, die gar viele der // S. 98// Rückkehrenden noch an sich trugen, und die auch noch an uns einigermaasen sichtbar war. Wir hatten uns darum vorgesetzt, neben der Pflege unserer Körper und der Besichtigung der Merkwürdigkeiten Dresdens, dort auch noch besondere Sorgfalt auf unsere und unserer131 Kleider- Reinigung zu verwenden.