Es ist eine schöne, breite, mit grosem Aufwand gebaute, steinerne Brücke, die von der Vorstadt über die Elbe zur Stadt Dresden führt. Wir nahmen, gröserer Bequemlichkeit wegen, dießmal unser Quartier auf unsere Kosten in einem der ersten Gasthöfe, wo wir spät Abends anlangten. An den zwey folgenden Tagen sahen wir uns in der Residenz um. Die Stadt ist sehr gut gebaut, die Häuser sind von Stein, die Straßen nicht sehr weit, doch noch nicht gerade enge, durchgängig reinlich gehalten. Ausser dem Königl[ichen] Schlosse enthält die Stadt noch viele pallastähnliche Gebäude, und mehrere schöne Kirchen, worunter sich die Frauenkirche besonders auszeichnet, die nach dem Modell der S[an]ct Peterskirche in Rom gebaut ist. Die Aussicht auf dem Thurme dieser Kirche ist ausgebreitet und äusserst malerisch. Mehrere Sammlungen verschiedener Art sind sehenswerth. Das sogenannte grüne Gewölbe mit der unvergleichlichen GemäldeGallerie blieb uns leider! verschlossen. Die Rüstkammer enthält eine grose Zahl von Waffen und Rüstungen aus allen Zeiten, und zum Theil von hohem Werthe. In der Niederlage von Meißner Porcellän war gerade ein ausgezeichnet schöner Service, der dem // S. 99// französischen Kaiser bestimmt war, zu sehen, und ausserdem war eine grose Menge treflich gemalter Vasen und anderer Service vorhanden. Gerne hätte ich den Meinigen ein Andenken mitgenommen, aber ich mußte meine Baarschaft zu Rath halten. An dem Brühlschen Pallaste ist der Brühlsche Garten gelegen, der mit vielem Geschmack und grosem Aufwande angelegt ist, und eine herrliche Aussicht auf die schöne und breite Elbe gewährt. Die Oper, die wir aufführen sahen, befriedigte sowohl durch den Gesang als die Musik meinen Reisegefährten ausnehmend. Die Lage Dresdens an dem schiffreichen Flusse ist äusserst romantisch, und übertrifft wohl jede der andern Residenzen Deutschlands. Die Bewohner sind ein gutmüthiges, artiges, abgeschliffenes Volk, dem Vergnügen und den Zerstreuungen sehr ergeben. Sie nahmen sich die düstere Zukunft, die vor Deutschland lag, noch nicht sehr zu Herzen. In unserem Gasthofe waren wir gut genährt und bedient, hatten es aber auch bey unserer Abreise theuer zu bezahlen.
Wie wir von Königsbrück aus mit132 Postpferden nach Dresden gekommen waren, so reisten wir auch wieder von da ab nach dem nächsten Etapenplatze, Meissen. Der Weg dahin führt durch das Elbethal hinab, dem rechten Ufer entlang. Eine herrlichere, reichere Landschaft hatte ich nie gesehen. Das Thal auf beiden Seiten durch bedeutende Hügel geschlossen, // S. 100// diese mit den schönsten Baumgärten und Weinbergen bedeckt, das Thal reich besäet mit lieblichen Dörfern und Landhäusern, die Straße topfeben und treflich unterhalten, die Bewohner gut gekleidet, wohl genährt, Zufriedenheit im Gesichte, alles dieß machte einen wunderlieblichen Eindruck auf mich, und versetzte mich in die heiterste Stimmung. Vier Stunden lang führt der Weg durch dieses sächsische Paradies.
Schon ferne von Meißen gewahrt man das dortige uralte Schloß, die Stammburg und einst der Wohnsitz der Markgrafen von Meißen, auf einem hohen Vorsprung des Erzgebirges gelegen. Eine theils steinerne, theils hölzerne bedeckte Brücke führt über die Elbe, und in das Städtchen Meissen, das an dem Berge angebaut, von ferne sich gut ausnimmt, und nicht schlecht gebaut ist. In dem Schlosse befindet sich seit vielen Jahren die berühmte Porcellanfabrik, die, ihre Erde aus einer Entfernung von etwa 10. Stunden beziehend, ihre Producte zwar theuer hält, dagegen durch die Trefflichkeit der Masse{689}
, der Glasur und der Malereÿ alle Fabriken der Art in Deutschland weit übertrifft. Mit grosem Interesse nahmen wir die ganze Anstalt in Augenschein, und zur Erinnerung an unser Hierseÿn kauften wir uns beide eine Kleinigkeit.Von Meissen aus führte uns der Weg auf das Erzgebürge. Hier nimmt die Natur einen rauheren Character an, und // S. 101// während der Sachse des platten Landes von den Erzeugnissen seines Bodens mehr oder weniger in Wohlhabenheit lebt, so ist der Bewohner des Erzgebürges von der kargen Natur genöthigt, seinen Lebensunterhalt durch den harten Bergbau, und die nicht minder harte Fabrikarbeit sich zu erwerben. In allen Städten, in allen Dörfern finden sich Fabriken, und das Aussehen der Bewohner zeugt von der Unzuträglichkeit ihrer Beschäftigung für die Gesundheit. Die Farbe der Bergleute ist eben so düster, wie der Ort ihrer Thätigkeit. Indessen herrscht auf dem Erzgebürge viel Leben, und Handel und Wandel ist im Schwünge. Wie im übrigen Sachsen, so sind auch hier die Menschen zuvorkommend und gastfreÿ.