Das nächste Städtchen, in das wir von Meissen aus kamen, ist Noßen, das sich durch nichts auszeichnet, als ein grosses altes Schloß. Freÿberg, wo wir das Nachtquartier nahmen, die berühmte Bergstadt ist nicht unbeträchtlich, gut gebaut, aber nicht stark bevölkert. Es hat134 ein groses schönes Schloß. In der Nähe dieser Stadt befinden sich mehrere Bergwerke, wir nahmen uns aber nicht Zeit, eines derselben zu besichtigen, so sehr wir es auch gewünscht hätten. Chemnitz ist eine bedeutende und lebhafte Handels- und Fabrikstadt, und hat viele schöne Gebäude. Das Dorf Oberlungwitz zieht sich mit 2. Reihen Häuser in einem sehr engen Thaïe 1 1/4. Stunde weit hin. Das Städtchen Lichtenstein // S. 102// mit seinem Schlosse hat eine romantische Lage. Zwickau, die lezte Stadt im sächsischen Erzgebürge, treibt viel Handel, und besitzt ebenfalls mehrere Fabriken. Die Stadt ist sehr lebhaft.
Nun hatten wir das Voigtland erreicht, ein nicht weniger thätiger und fabrikenreicher Landstrich als das sächsische Erzgebürge, der einen Theil eben dieses Gebürges ausmacht. Reichenbach ist ein recht artiges Städtchen. Plauen ist alt, nicht beträchtlich, mit einem grosen Schlosse.
Am 17. erreichten wir das bayrische Gebiet. Die Zuvorkommenheit und Gastfreiheit der Sachsen verliert sich von Plauen an nach und nach in das derbere, weniger gefällige Wesen der Bayern.{690}
In Hof, einer nicht unbeträchtlichen Stadt, vermißt man das gute Sachsenland noch nicht so sehr, aber schon 4. Stunden weiter, in Münchberg, wird man gar deutlich gewahr, daß man Sachsen verlassen hat. Zwischen Hof und Münchberg erblickt man zur Rechten die hohen Häupter des Fichtelgebirges, aber nun gelangt man wieder in ein flacheres Land. Zu Bayreuth fanden wir im goldenen Anker ein gutes Nachtquartier. Unsere Ankunft daselbst erfolgte so zeitig, daß wir das Theater noch besuchen konnten. Die Gegend um Bayreuth hat viele schöne, wohlhabende Dörfer, und die Stadt selbst ist gut gebaut, und wohl bevölkert. // S. 103// Hilpoltstein ist ein schlechtes Städtchen, aber das nahe Schloß, auf einem einzeln stehenden hohen Felsen gelegen, giebt der Lage ein romantisches Ansehen. Am 18. Abends kamen wir in Nürnberg an. Wir erhielten unser Quartier im Reichsadler, wo wir am Wirthe und seiner Frau recht gefällige Leute fanden. Auch hier verkürzten wir den Abend durch den Besuch des Theaters, und nachher noch durch die Unterhaltung mit unsern Wirthsleuten. Am folgenden Morgen verwendeten wir einige Stunden zur Besichtigung der grosen alten, ehemals so reichen, noch immer aber wohlhabenden Stadt. Die Lage ist eben, und nur in der Ferne erblickt man Gebirge. Ansbach ist eine recht hübsche Stadt mit einem grosen schönen Schloße. Wir hatten hier unser Quartier bey dem Regierungsrath Schnitzlein, und lernten in ihm und seiner Familie{691} artige Leute kennen. Ich besuchte da einen ehemaligen Arbeiter meines Oncles Riegelbach, Namens Scheuermann, den ich zu der Zeit, als ich das Gymnasium in Stuttgart besuchte, wohl kennen gelernt hatte, und der über meine unerwartete Erscheinung sehr erstaunt und erfreut war. —Der 20. Jan[ua]r war der Tag, wo137 wir das Vaterland wieder betraten. In Ellenberg, dem ersten württembergischen Orte, ward vor dem Wirtshaus Halt gemacht, und in [sic!] vaterländischem Weine dem Vaterlande ein Hoch gebracht. In Ellwangen rasteten wir einen Tag. Unsere Aufnahme hätten wir uns nicht besser wünschen können. Alles beeiferte // S. 104// sich, uns unsere Leiden und Mühseligkeiten durch Zuvorkommenheit und Gefälligkeit vergessen zu machen. Am 22.ten setzten wir unsere Reise nicht weiter als bis Schwäbisch Gmünd fort, wo wir ein Quartier bey Kaufmann
Den folgenden Tag giengen wir, wie schon gesagt, über Ludwigsburg nach Stuttgart.
Arm und blos kam ich hier an mit zerrissenen Kleidern, ohne Geld. Meine sämtliche Equipirung138 war verloren, von 10. Pferden, die ich nach und nach gehabt hatte, waren 8. zu Grunde gegangen. Mehrere 100. Gulden Schulden waren das Einzige, das ich zurückbrachte. Durch die Reise von