108.In dieser äußersten Not ereignete sich nun etwas Unvorhergesehenes, was Rettung bot, Rettung zum mindesten für eine gewisse Zeit (и вот в этот момент крайней безнадежности произошло нечто непредвиденное, нечто, что обещало избавление, пускай избавление только на какое-то время; die Not – нужда, необходимость, крайность
). Es war Ende Juli, ein dunkler, verhangener, regnerischer Tag (это был конец июля, темный, зловещий, дождливый день; verhangen – затянутый, покрытый облаками, тучами): ich erinnere mich an diese Einzelheit deshalb ganz genau, weil der Regen gegen die Scheiben im Gang trommelte, durch den ich zur Vernehmung geführt wurde (я помню все эти подробности так отчетливо, потому что дождь барабанил по оконному стеклу в коридоре, через которой меня вели на допрос; die Scheibe). Im Vorzimmer des Untersuchungszimmers musste ich warten (мне пришлось дожидаться в прихожей перед кабинетом следователя). Immer musste man bei jeder Vorführung warten: auch dieses Wartenlassen gehörte zur Technik (перед допросом всегда приходилось подолгу ждать, это ожидание входило в их систему). Erst riss man einem die Nerven auf durch den Anruf, durch das plötzliche Abholen aus der Zelle mitten in der Nacht (сперва взвинчивали нервы вызовом /на допрос/, когда внезапно среди ночи тебя забирали из камеры; aufreißen – разрывать, раздирать; der Anruf), und dann, wenn man schon eingestellt war auf die Vernehmung, schon Verstand und Willen gespannt hatte zum Widerstand, ließen sie einen warten, sinnlos-sinnvoll warten (и потом, когда ты уже был настроен на допрос, уже напряг свой ум и волю и подготовил их к сопротивлению, они заставляли тебя ждать, бессмысленно, но осознанно ждать; der Widerstand), eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden vor der Vernehmung, um den Körper müde und die Seele mürbe zu machen (час, два, три часа перед допросом, чтобы утомить тело и вымотать душу; mürbe – обессилевший, измотанный, не способный к сопротивлению; müde – усталый, утомленный).
108.In dieser äußersten Not ereignete sich nun etwas Unvorhergesehenes, was Rettung bot, Rettung zum mindesten für eine gewisse Zeit. Es war Ende Juli, ein dunkler, verhangener, regnerischer Tag: ich erinnere mich an diese Einzelheit deshalb ganz genau, weil der Regen gegen die Scheiben im Gang trommelte, durch den ich zur Vernehmung geführt wurde. Im Vorzimmer des Untersuchungszimmers musste ich warten. Immer musste man bei jeder Vorführung warten: auch dieses Wartenlassen gehörte zur Technik. Erst riss man einem die Nerven auf durch den Anruf, durch das plötzliche Abholen aus der Zelle mitten in der Nacht, und dann, wenn man schon eingestellt war auf die Vernehmung, schon Verstand und Willen gespannt hatte zum Widerstand, ließen sie einen warten, sinnlos-sinnvoll warten, eine Stunde, zwei Stunden, drei Stunden vor der Vernehmung, um den Körper müde und die Seele mürbe zu machen.