Husband seufzte schwer und reckte sich, wobei seine Gelenke hörbar knackten. Von seinem Rock stiegen kleine, weiße Staubwölkchen auf und lösten sich auf wie Rauch. Dann sammelte er sich wieder, blinzelte und sah jetzt entspannter aus.
»Abgesehen von der Frage nach der Aufrichtigkeit eines solchen Verhaltens, Freund James … habe ich doch gesagt, dass es Eure Freundschaft ist, die mir am meisten von Nutzen wäre.«
»Das habt Ihr.« In Jamies Mundwinkel erschien der Hauch eines Lächelns.
»Nehmen wir also einmal an, dass General Waddell gegen eine Gruppe von Regulatoren marschiert«, meinte Husband. »Ist es zum Wohle der Regulatoren, wenn sie sich Männern gegenübersehen, die sie nicht kennen und die ihnen feindlich gesonnen sind oder wenn ihnen Nachbarn gegenüberstehen, die sie kennen und die vielleicht sogar ein wenig Verständnis für ihre Sache haben?«
»Besser der Teufel, den man kennt, als der, den man nicht kennt, was?«, meinte Jamie. »Und ich bin der Teufel, den Ihr kennt. Verstehe.«
Auch in Husbands Gesicht leuchtete langsam ein Lächeln auf.
»Einer davon, Freund James. Ich sitze seit zehn Tagen im Sattel, um mein Vieh zu verkaufen und im ganzen Westen der Kolonie ein Haus nach dem anderen zu besuchen. Die Regulatoren bedrohen niemanden und sind nicht auf Zerstörung aus; wir wünschen nur, dass man unsere Beschwerden anhört und sich ihnen widmet. Ausschließlich, um auf die weite Verbreitung und auf die berechtigte Natur dieser Beschwerden aufmerksam zu machen, versammeln sich all jene, an denen man sich am schlimmsten vergangen hat, in Salisbury. Doch ich kann wohl kaum Verständnis von Leuten erwarten, die gar nichts von diesen Vergehen wissen.«
Das Lächeln verschwand aus Jamies Gesicht.
»Mein Verständnis könnt Ihr haben, Hermon, und zwar gern. Aber wenn es hart auf hart kommt … Ich bin Oberst der Miliz. Ich werde meine Pflicht tun müssen, ob mir diese Pflicht gefällt oder nicht.«
Husband winkte ab.
»Ich würde Euch nie bitten, Eure Pflicht zu vernachlässigen – falls es so weit kommt. Ich bete darum, dass es nicht geschieht.« Er beugte sich ein wenig über den Tisch. »Allerdings habe ich eine Bitte an Euch. Meine Frau, meine Kinder … wenn ich in Eile aufbrechen muss …«
»Schickt sie zu uns. Hier sind sie in Sicherheit.«
Da lehnte sich Husband zurück und ließ die Schultern sinken. Er schloss die Augen und holte tief Luft, dann öffnete er sie wieder und stützte die Hände auf den Tisch, als wollte er sich erheben.
»Ich danke Euch. Und was die Stute angeht – behaltet sie. Sollte meine Familie sie brauchen, wird jemand kommen. Wenn nicht – dann ist es mir sehr viel lieber, wenn sie Euch nützt als irgendeinem korrupten Sheriff.«
Ich spürte, wie Jamie sich bewegte, um Protest einzulegen, und legte ihm meine Hand auf das Bein, um ihn zu bremsen. Hermon Husband hatte ein Gefühl der Sicherheit viel nötiger als ein Pferd, das er sich nicht leisten konnte.
»Wir werden gut für sie sorgen«, sagte ich und sah ihn lächelnd an. »Und für Eure Familie auch, falls es nötig wird. Sagt mir doch, wie sie heißt.«
»Die Stute?« Hermon erhob sich, und ein plötzliches Lächeln teilte sein Gesicht und erhellte es erstaunlich. »Ihr Name ist Jerusha, aber meine Frau nennt sie Mistress Piggy; sie besitzt leider einen gesunden Appetit«, fügte er entschuldigend an Jamie gerichtet hinzu.
»Das macht nichts«, sagte Jamie. Er erhob sich und blickte zum Fenster, wo die Strahlen der Nachmittagssonne das polierte Kiefernholz der Fensterbänke und Dielen in geschmolzenes Gold tauchten. »Es wird langsam spät, Hermon. Wollt Ihr nicht mit uns zu Abend essen und hier übernachten?«
Husband schüttelte den Kopf und bückte sich, um seine Schultertasche wieder an sich zu nehmen.
»Nein, Freund James, ich danke Euch. Ich habe noch viele Häuser aufzusuchen.«
Ich bestand jedoch darauf, dass er wartete, bis ich ihm ein Vorratspaket gepackt hatte, und er ging mit Jamie, um sein Maultier zu satteln. Ich hörte, wie sie sich auf dem Rückweg vom Paddock leise unterhielten – so leise, dass ich die Worte nicht ausmachen konnte. Doch als ich mit dem Paket voller Sandwiches und Bier auf die rückwärtige Veranda trat, hörte ich, wie Jamie ihn mit drängender Stimme fragte: »Hermon, seid Ihr sicher, dass das, was Ihr da tut, klug ist – und notwendig?«
Husband antwortete nicht sogleich, sondern nahm mir das Paket ab und nickte dankend. Dann wandte er sich Jamie zu, das Kopfstück des Maultiers in der anderen Hand.
»Das erinnert mich«, sagte er und sah erst Jamie an, dann mich, »an James Nayler. Ihr habt doch schon von ihm gehört?«
Jamie machte ein genauso ausdrucksloses Gesicht wie ich, und Hermon lächelte vor sich hin.