Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Ich erwachte mit Herzklopfen. Lag still. Es war jetzt tiefe Nacht; der Himmel wölbte sich klar und endlos über mir, während ich in meiner dunklen Mulde lag. Nach einer Weile schlief ich wieder ein, von Träumen verfolgt.

Wölfe, die in der Ferne heulten. Panische Flucht durch einen weißen Espenwald im Schnee, rote Harztropfen, die wie blutige Juwelen auf papierweißen Baumstämmen schimmerten. Ein Mann, der zwischen den blutenden Bäumen stand, den Kopf kahl gerupft bis auf einen borstigen Kamm aus schwarzem, eingefettetem Haar. Er hatte tiefliegende Augen und ein zersplittertes Lächeln, und das Blut auf seiner Brust war heller als das Harz.

Wölfe, viel näher. Heulend und bellend, Blutgeruch heiß in meiner Nase, mit dem Rudel laufen, vor dem Rudel weglaufen. Laufen, hasenfüßig, weißzahnig, den Geist des Blutes als Geschmack in meinem Mund, als Kitzeln in meiner Nase. Hunger. Jagen und fangen, Tod und Blut. Herzklopfende, blutrauschende, schiere Panik der Gejagten.

Ich spürte meinen Armknochen brechen mit dem Geräusch eines trockenen, knickenden Astes, und schmeckte Mark, warm und salzig und schlüpfrig auf meiner Zunge.

Etwas strich mir über das Gesicht, und ich öffnete die Augen. Große, gelbe Augen starrten mir aus dem dunklem Pelz eines Wolfes mit weißen Fängen entgegen. Ich schrie und schlug auf ihn ein, und die Bestie fuhr mit einem aufgeschreckten Wuff! zurück.

Ich quälte mich auf meine Knie hoch und hockte schlotternd da. Der Tag brach gerade an. Das Dämmerlicht war noch jung und sanft und zeigte mir klar und deutlich die riesigen schwarzen Umrisse … Rollos.

»Oh, Gott im Himmel, was zum Teufel machst du hier, du verflixtes … Mordsvieh!« Wahrscheinlich hätte ich mich irgendwann selbst wieder in den Griff bekommen, doch Jamie kam mir zuvor.

Seine großen Hände zogen mich aus meinem Versteck, hielten mich fest und klopften mich ängstlich auf der Suche nach Verletzungen ab. Ich spürte die Wolle seines Plaids weich in meinem Gesicht, sie roch nach Nässe und Seife und seinem Männergeruch, und ich atmete sie ein wie Sauerstoff.

»Geht’s dir gut? Um Himmels willen, Sassenach, geht es dir gut?«

»Nein«, sagte ich. »Doch«, sagte ich und fing an zu weinen.

Es dauerte nicht lange; es war nur der Schock der Erleichterung. Ich versuchte, ihm das zu sagen, doch Jamie hörte mir nicht zu. Schmutzig, wie ich war, hob er mich auf und ging los, um mich zu dem Flüsschen zu tragen.

»Still jetzt«, sagte er und drückte mich fest an sich. »Still, mo chridhe. Jetzt ist alles gut, du bist in Sicherheit.«

Ich war immer noch verwirrt von der Kälte und meinen Träumen. Nachdem ich so lange nur mit meiner Stimme allein gewesen war, hörte sich die seine seltsam und unwirklich an, und sie war schwer zu verstehen. Doch die Wärme seiner festen Umarmung war real.

»Warte«, sagte ich und zupfte schwach an seinem Hemd. »Warte. Ich habe etwas vergessen. Ich muss –«

»Himmel, Onkel Jamie, sieh dir das an!«

Jamie wandte sich um, ohne mich loszulassen. Ian stand im Eingang meines Refugiums, eingerahmt von herunterhängenden Wurzeln, und hielt den Totenschädel hoch.

Ich spürte, wie sich Jamies Muskeln bei dem Anblick anspannten.

»Herr im Himmel, Sassenach, was ist denn das?«

»Wer, meinst du«, sagte ich. »Ich weiß es nicht. Ist aber ein netter Kerl. Lass Rollo nicht in seine Nähe, er würde es nicht mögen.« Rollo beschnüffelte den Schädel mit intensiver Konzentration, und seine feuchten, schwarzen Nüstern blähten sich vor Interesse.

Jamie blickte auf mein Gesicht herab und runzelte leicht die Stirn.

»Bist du sicher, dass mit dir alles stimmt, Sassenach?«

»Nein«, sagte ich, obwohl meine geistigen Fähigkeiten langsam zurückkehrten und ich ganz aufwachte. »Mir ist kalt, und ich verhungere gleich. Du hast nicht zufällig etwas zum Frühstücken mitgebracht?«, fragte ich sehnsüchtig. »Ich könnte einen ganzen Teller Rührei vernichten.«

»Nein«, sagte er und stellte mich auf den Boden, während er in seinem Sporran kramte. »Ich hatte keine Zeit, mir über etwas Essbares Gedanken zu machen, aber ich habe ein bisschen Brandy dabei. Hier, Sassenach, der wird dir guttun. Und dann«, sagte er und zog eine Augenbraue hoch, »kannst du mir erzählen, wie zum Teufel du hier mitten in der Wüste gelandet bist, aye?«

Ich ließ mich auf einen Felsen sinken und schlürfte dankbar meinen Brandy. Die Feldflasche zitterte in meinen Händen, doch das Zittern ließ nach, als die dunkle, bernsteinfarbene Flüssigkeit sich ihren Weg direkt durch die Wände meines leeren Magens in meinen Blutkreislauf bahnte.

Jamie stellte sich hinter mich und legte mir eine Hand auf die Schulter.

»Seit wann bist du schon hier, Sassenach?«, fragte er mit sanfter Stimme.

»Schon die ganze Nacht«, sagte ich und zitterte wieder. »Ungefähr seit gestern Mittag, als das verdammte Pferd – ich glaube, es heißt Judas – mich von diesem Felsen da oben gestürzt hat.«

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