Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Jamie hob den Kopf, und ich konnte sehen, wie eingefallen sein Gesicht vor Sorge und Erschöpfung war, wie stark seine breiten Wangenknochen unter der Haut hervortraten. Ich war nicht die Einzige, die eine lange, harte Nacht gehabt hatte.

»Ja«, sagte ich, »aber das erzähle ich euch später. Ich glaube, ich habe mich gerade in einen Kürbis verwandelt. Lasst uns nach Hause gehen.«

Jamie hatte Pferde mitgebracht, doch es gab keine Möglichkeit, sie in die Talmulde herunterzuholen; wir waren gezwungen, dem Lauf des überfluteten Baches zu folgen, durch die Untiefen zu waten und dann mühsam einen Felshang hinaufzuklettern, bis wir zu dem Felsen gelangten, wo die Pferde angebunden waren. Nach allem, was ich durchgemacht hatte, stand ich auf zittrigen Beinen und war daher keine große Hilfe bei diesem Unterfangen, doch Jamie und Ian kamen ohne großes Aufsehen damit zurecht, schoben mich über Hindernisse und reichten mich hin und her wie ein großes, sperriges Paket.

»Man soll jemandem, der an Unterkühlung leidet, wirklich keinen Alkohol geben«, sagte ich lahm, als Jamie mir während einer Rast erneut die Feldflasche an die Lippen hielt.

»Ist mir egal, woran du leidest, mit dem Brandy im Bauch merkst du weniger davon«, sagte er. Infolge des Regens war es immer noch kalt, doch sein Gesicht war vom Klettern gerötet. »Außerdem«, fügte er hinzu, während er sich die Stirn mit einer Falte seines Plaids abwischte, »kriegen wir dich leichter hoch, wenn du in Ohnmacht fällst. Himmel, es ist, als würde man ein neugeborenes Kalb aus einem Sumpf ziehen.«

»Entschuldigung«, sagte ich. Ich legte mich flach auf den Boden und schloss die Augen in der Hoffnung, mich nicht zu übergeben. Der Himmel drehte sich in die eine Richtung und mein Magen in die andere.

»Weg da, Rollo!«, sagte Ian.

Ich öffnete ein Auge, um nachzuschauen, was los war, und sah, wie Ian Rollo mit Gewalt von dem Totenschädel wegschob – ich hatte darauf bestanden, ihn mitzunehmen.

Bei Tageslicht betrachtet, war er kein sehr einnehmender Gegenstand. Fleckig und verfärbt von der Erde, in der er begraben gewesen war, ähnelte er aus der Ferne einem glatten Stein, der von Wind und Wetter ausgehöhlt und angenagt war. Einige seiner Zähne waren angestoßen oder abgebrochen, obwohl der Schädel sonst keinerlei Beschädigung aufwies.

»Was genau hast du eigentlich mit diesem Traumprinzen vor?«, fragte Jamie, der meine Errungenschaft ziemlich kritisch beäugte. Seine Röte war verblasst, und er atmete wieder regelmäßig. Er sah zu mir herunter, streckte die Hand aus und strich mir lächelnd das Haar aus den Augen.

»Geht’s jetzt, Sassenach?«

»Besser«, beruhigte ich ihn und setzte mich hin. Die Landschaft hatte immer noch nicht völlig aufgehört, sich um mich zu drehen, doch der Brandy, der durch meine Venen schwappte, verlieh der Bewegung etwas ausgesprochen Angenehmes, wie wenn Bäume beruhigend an einem Zugfenster vorbeirauschen.

»Wir sollten ihn doch wohl mindestens mit heimnehmen und für ein christliches Begräbnis sorgen?« Ian beäugte den Totenschädel skeptisch.

»Ich glaube nicht, dass er das zu schätzen wüsste; ich glaube nicht, dass er ein Christ war.« Ich unterdrückte die lebhafte Erinnerung an den Mann, den ich in der Talsenke gesehen hatte. Es stimmte zwar, dass einige Indianer von Missionaren bekehrt worden waren, doch dieser nackte Herr mit seinem schwarz bemalten Gesicht und seinem federgeschmückten Haar hatte auf mich den Eindruck gemacht, dass es heidnischer kaum ging.

Ich kramte mit tauben, steifen Fingern in meiner Rocktasche herum.

»Das hier war mit ihm zusammen begraben.«

Ich zog den flachen Stein hervor, den ich ausgegraben hatte. Er war schmutzig braun, ein unregelmäßiges Oval, halb so groß wie meine Handfläche. Er war auf einer Seite abgeflacht, auf der anderen gerundet und so glatt, als stammte er aus einem Flussbett. Ich drehte ihn in meiner Hand um und hielt den Atem an.

In die abgeflachte Oberfläche war tatsächlich etwas eingeritzt, wie ich mir gedacht hatte. Es war eine Glyphe in Form einer Spirale, die sich in sich selbst zurückwand. Doch es war nicht die Gravur, die Jamie und Ian in meine Hand blicken ließ, so dass sich ihre Köpfe fast berührten.

Überall dort, wo die glatte Oberfläche weggemeißelt worden war, glühte der Stein darunter mit einem züngelnden Feuer, als kämpften kleine Flammen aus Grün und Orange und Rot um das Licht.

»Mein Gott, was ist das?«, fragte Ian beeindruckt.

»Es ist ein Opal – und zwar ein verdammt großer«, sagte Jamie. Er stieß den Stein mit seinem langen, stumpfen Zeigefinger an, als wollte er sich versichern, dass er tatsächlich existierte. Es gab ihn wirklich.

Er fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch das Haar und sah mich dann an.

»Man sagt, Opale bringen Unglück, Sassenach.« Ich dachte, er mache einen Witz, doch er sah beklommen aus. Er war zwar ein weitgereister, gebildeter Mann, doch er war als Highlander zur Welt gekommen, und ich wusste, dass er einen zutiefst abergläubischen Wesenszug hatte, auch wenn er diesen nicht oft zeigte.

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