»Das war sehr unvorsichtig«, sagte er scharf. »Habe ich dir nicht wieder und wieder gesagt, du sollst vorsichtig sein, besonders mit einem neuen Pferd? Man kann ihnen nicht trauen, bis man eine Zeitlang mit ihnen zu tun gehabt hat. Und du bist nicht stark genug, um mit einem Pferd zurechtzukommen, das stur oder ängstlich ist.«
»Es hatte nichts mit Vertrauen zu tun«, sagte ich. Ich bewunderte verschwommen seine breiten Schultern, die sich fließend unter dem Leinenhemd anspannten, als er mir das verletzte Knie mit dem Schwamm abtupfte. »Ein Blitz hat es erschreckt, und ich bin von einem zehn Meter hohen Felsvorsprung gefallen.«
»Du hättest dir den Hals brechen können!«
»Einen Moment lang dachte ich, das hätte ich.« Ich schloss die Augen und schwankte leicht.
»Du hättest besser aufpassen sollen, Sassenach, du hättest überhaupt nicht auf diese Seite des Bergkammes gehen sollen, ganz zu schweigen von –«
»Ich konnte nichts dafür«, sagte ich und öffnete die Augen. »Der Pfad war fortgespült; ich musste ihn umgehen.«
Er sah mich aufgebracht an, die schrägstehenden Augen zu blauen Schlitzen zusammengekniffen.
»Du hättest bei diesem Wolkenbruch gar nicht erst von den Muellers aufbrechen sollen! Hättest du dir nicht denken können, wie der Boden sein würde?«
Ich richtete mich mühsam auf und hielt mir die Bettdecke vor die Brüste. Etwas überrascht stellte ich fest, dass er mehr als nur leicht verärgert war.
»Also … nein«, sagte ich und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. »Wie hätte ich das wissen sollen? Außerdem –«
Er unterbrach mich, indem er den Waschlappen in die Schüssel klatschte, dass das Wasser über den ganzen Tisch schwappte.
»Sei still!«, sagte er. »Ich habe nicht vor, mich mit dir zu streiten.«
Ich starrte zu ihm hoch.
»Was zum Teufel hast du denn dann vor? Und wie kommst du dazu, mich so anzuschreien? Ich habe doch kein Verbrechen begangen!«
Er holte kräftig durch die Nase Luft. Dann stand er auf, nahm den Lappen aus der Schüssel und wrang ihn sorgfältig aus. Er atmete aus, kniete sich vor mich hin und wischte mir mit sicherer Hand das Gesicht sauber.
»Nein. Das hast du nicht«, pflichtete er mir bei. Ein Winkel seines breiten Mundes verzog sich ironisch. »Aber du hast mir einen Mordsschrecken eingejagt, Sassenach, und ich würde dir am liebsten eine fürchterliche Strafpredigt halten, ob du es nun verdienst oder nicht.«
»Oh«, sagte ich. Ich wollte zuerst lachen, verspürte dann aber Gewissensbisse, als ich sah, wie angespannt sein Gesicht war. Sein Hemdsärmel war dreckverschmiert, und an seinen Strümpfen klebten Kletten und Fuchsschwanzgräser, Überbleibsel einer Nacht, die er auf der Suche nach mir in den dunklen Bergen verbracht hatte, ohne zu wissen, wo ich war; ob ich noch lebte oder tot war. Ich hatte ihm wirklich einen Mordsschreck eingejagt, ob ich wollte oder nicht.
Ich suchte nach einer Möglichkeit, mich zu entschuldigen, doch meine Zunge war genauso schwerfällig wie mein Verstand. Schließlich streckte ich die Hand aus und pflückte ihm ein pelziges, gelbes Weidenkätzchen aus dem Haar.
»Warum schimpfst du nicht auf Gälisch?«, sagte ich. »Es erleichtert dich genauso, und ich verstehe dann nur die Hälfte von dem, was du sagst.«
Er gab einen schottischen Laut der Verachtung von sich, legte mir die Hand fest in den Nacken und tauchte meinen Kopf in die Schüssel. Doch als ich triefend wieder auftauchte, ließ er mir ein Handtuch auf den Kopf fallen und legte los. Er rieb mir mit seinen großen, festen Händen das Haar trocken und sprach im förmlichen, drohenden Tonfall eines Priesters, der von der Kanzel aus die Sünde verdammt.
»Einfältiges Frauenzimmer«, sagte er auf Gälisch. »Du hast weniger Hirn als eine Fliege!« Unter den folgenden Bemerkungen fing ich die Worte für »dumm« und »ungeschickt« auf, doch ich hörte ihm bald nicht mehr zu. Stattdessen schloss ich die Augen und verlor mich in dem traumhaften Genuss, mir das Haar trocken reiben und anschließend kämmen zu lassen.
Seine Berührungen waren sicher und sanft; wahrscheinlich hatte er das beim Umgang mit Pferdeschweifen gelernt. Ich hatte gesehen, wie er beim Putzen mit den Pferden fast so sprach, wie er jetzt mit mir sprach, die gälischen Worte eine beruhigende Begleitung zum Rascheln von Striegel oder Bürste. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass er mit den Pferden zuvorkommender umging.
Seine Hände berührten meinen Hals, meinen nackten Rücken und meine Schultern, flüchtige Berührungen, die meine gerade erst aufgetauten Glieder zum Leben erweckten. Ich zitterte, ließ die Bettdecke aber dennoch in meinen Schoß fallen. Die Flammen im Herdfeuer schlugen immer noch hoch; sie umtanzten den Kessel, und im Raum war es ganz warm geworden.