Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

»Nein«, sagte er kurz angebunden. »Weil du Wylie und seine Freunde beim Essen beschäftigt hast, während ich mich mit dem Gouverneur unterhalten habe. Dekorative Fassung … Pah! Stanhope hat fast seine Augäpfel in deinen Ausschnitt kullern lassen, der widerliche Lüstling; ich hätte ihn dafür fordern mögen, aber –«

»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, sagte ich, stand auf und erwiderte den Kuss. »Nicht, dass mir je ein Schotte begegnet wäre, der dieser Ansicht war.«

»Aye, nun ja, da war mein Großvater, der alte Simon. Man könnte wohl sagen, dass ihn die Vorsicht am Ende erledigt hat.« Ich hörte das Lächeln und die Schärfe in seiner Stimme. Er sprach zwar nur selten von den Jakobiten und dem Aufstand, doch das bedeutete nicht, dass er sie vergessen hatte, und seine Unterredung mit dem Gouverneur heute Nacht hatte sie ihm offensichtlich ins Bewusstsein gerufen.

»Ich würde nicht sagen, dass Vorsicht und Verrat dasselbe sind. Und dein Großvater hatte es seit mindestens fünfzig Jahren verdient«, antwortete ich schnippisch. Simon Fraser, Lord Lovat, war auf dem Towe Hill enthauptet worden – im Alter von achtundsiebzig Jahren, nach einem Leben voll unglaublicher Machenschaften im Privatleben wie auch in der Politik. Trotzdem bedauerte ich es, dass der alte Haudegen tot war.

»Mmpf.« Jamie widersprach mir nicht, sondern trat zu mir ans Fenster. Er atmete tief ein, als kostete er das schwere Parfüm der Nacht.

Im gedämpften Licht der Sterne sah ich sein Gesicht ganz deutlich. Es war ruhig und ausdruckslos, doch sein Blick war nach innen gerichtet, als sähen seine Augen nicht das, was vor ihnen lag, sondern etwas völlig anderes. Die Vergangenheit?, fragte ich mich. Oder die Zukunft?

»Wie lautete er?«, fragte ich plötzlich. »Der Eid, den du geschworen hast.«

Ich spürte die Bewegung seiner Schultern mehr, als dass ich sie sah. Es war nicht direkt ein Achselzucken.

»›Ich, James Alexander Malcolm MacKenzie Fraser, schwöre, so wahr ich mich am Tag des Jüngsten Gerichtes vor Gott rechtfertigen muss, dass sich in meinem Besitz weder Gewehr noch Schwert noch Pistole noch eine andere Waffe befindet und ich auch keine erwerben oder beschaffen werde, dass ich niemals Tartanmuster, Plaid oder irgendeinen Teil der Highlandtracht anlegen werde; andernfalls mögen all meine Unternehmungen, meine Familie und meine Besitztümer verflucht sein.‹« Er holte tief Atem und sprach deutlich weiter.

»›Möge ich Frau und Kinder, Vater, Mutter und Verwandte niemals wiedersehen. Möge ich in der Schlacht als Feigling sterben und ohne christliches Begräbnis in einem fremden Land ruhen, fern von den Gräbern meiner Vorfahren und meiner Sippe; möge all dies mich ereilen, wenn ich meinen Eid breche.‹«

»Und, war es schlimm für dich?«, fragte ich einen Augenblick später.

»Nein«, sagte er leise und blickte weiter in die Nacht hinaus. »Damals nicht. Es gibt Dinge, für die es sich zu sterben oder zu hungern lohnt – aber Worte gehören nicht dazu.«

»Vielleicht nicht diese Worte.«

Er wandte sich mir zu; seine Gesichtszüge verschwammen im Sternenschein, doch in seinem Mundwinkel erschien die Spur eines Lächelns.

»Kennst du denn Worte, die es wert wären?«

Der Grabstein trug seinen Namen, aber kein Datum. Ich konnte ihn bestimmt davon abhalten, nach Schottland zurückzukehren. Wenn ich es wollte.

Ich sah ihn an und lehnte mich an den Fensterrahmen.

»Was ist mit – ›Ich liebe dich‹?«

Er streckte die Hand aus und berührte mein Gesicht. Ein Lufthauch strich an uns vorbei, und ich sah, wie sich die Härchen an seinem Arm aufrichteten.

»Aye«, flüsterte er. »Die schon.«

Irgendwo in der Nähe sang ein Vogel. Ein paar klare Töne, denen eine Antwort folgte, ein kurzes Zwitschern und dann Stille. Der Himmel draußen war immer noch tiefschwarz, doch die Sterne leuchteten nicht mehr so hell wie zuvor.

Ich drehte mich unruhig um. Ich war nackt, nur mit einem Leinenlaken zugedeckt, doch selbst in den frühen Morgenstunden war die Luft noch warm und erdrückend, und die flache Mulde, in der ich lag, war feucht.

Ich hatte versucht zu schlafen und konnte es nicht. Normalerweise versetzte es mich in wohlige Benommenheit, wenn ich mit Jamie schlief, doch diesmal hatte es meine Unruhe nur vergrößert, und ich fühlte mich klebrig. Aufgeregt und besorgt zugleich über unsere Zukunftsaussichten – und unfähig, mit ihm darüber zu reden –, hatte ich mich von Jamie getrennt gefühlt; entfremdet und distanziert, obwohl unsere Körper nah beieinanderlagen.

Ich drehte mich wieder um, diesmal zu Jamie. Er lag da wie immer, auf dem Rücken, das Laken um die Hüften geknüllt, die Hände sanft auf seinem flachen Bauch gefaltet. Sein Kopf lag seitlich auf dem Kissen, und sein Gesicht war im Schlaf entspannt. Jetzt, wo der Schlummer seinen breiten Mund sanfter aussehen ließ und seine dunklen Wimpern auf seinen Wangen lagen, sah er in dem gedämpften Licht aus, als wäre er vielleicht vierzehn.

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