Читаем Outlander - Der Ruf der Trommel: Roman (Die Outlander-Saga 4) (German Edition) полностью

Da ich wusste, was man in den Highlands unter Gastfreundschaft und Verwandtschaft verstand, hatte ich keine Befürchtungen, was unsere Aufnahme betraf. Offensichtlich hielt Jamie die Tatsache, dass er besagte Tante seit über vierzig Jahren nicht gesehen hatte, nicht für einen Hinderungsgrund für unseren herzlichen Empfang, und ich war mir völlig sicher, dass er recht hatte. Gleichzeitig war ich überaus neugierig auf Jocasta Cameron.

Die Geschwister MacKenzie waren zu fünft gewesen, die Kinder des roten Jacob, der Castle Leoch erbaut hatte. Jamies Mutter Ellen war die Älteste gewesen, Jocasta die Jüngste. Janet, die dritte Schwester, und Ellen waren gestorben, lange bevor ich Jamie kennenlernte, doch dafür hatte ich ihre beiden Brüder, Colum und Dougal, sehr gut gekannt, und nach dem, was ich von ihnen wusste, musste ich mich einfach fragen, was für ein Mensch wohl die letzte MacKenzie-Schwester von Leoch war.

Hochgewachsen, dachte ich mit einem Seitenblick auf Jamie, der friedlich zusammengerollt neben mir auf Deck lag. Hochgewachsen und vielleicht rothaarig. Sie waren alle groß – selbst Colum, der das Opfer einer verkrüppelnden degenerativen Erkrankung war, war anfangs hochgewachsen gewesen –, hellhäutige Wikinger allesamt mit einer rötlichen Glut im Haar, die von Jamies feurigem Rot bis hin zum tiefen Kastanienbraun seines Onkels Dougal ging. Nur Colum war wirklich dunkel gewesen.

Bei dem Gedanken an Colum und Dougal regte sich ein plötzliches Gefühl der Beklommenheit. Colum war vor Culloden an seiner Krankheit gestorben. Dougal war am Vorabend der Schlacht gestorben – von Jamie umgebracht. Es war Notwehr gewesen – Jamie hatte mich beschützt – und nur einer von vielen Toden in jenem blutigen April. Dennoch fragte ich mich, ob Jamie sich schon überlegt hatte, was er sagen würde, wenn wir die Begrüßung in River Run hinter uns hatten und man beim Familienklatsch zu den Fragen überging: »Oh, und wann hast du soundso zuletzt gesehen?«

Jamie seufzte und reckte sich im Schlaf. Er konnte problemlos auf jeder Oberfläche schlafen, denn er war daran gewöhnt, unter Bedingungen zu schlafen, die von feuchter Heide über muffige Höhlen bis zu kalten Steinböden von Gefängniszellen reichten. Das Holzdeck unter uns musste ihm im Vergleich dazu durch und durch komfortabel erscheinen.

Ich war weder so flexibel noch so abgehärtet wie er, doch nach und nach überwältigte mich die Müdigkeit, und selbst die Neugier auf unsere Zukunft konnte mich nicht mehr wach halten.

Ich erwachte verwirrt. Es war immer noch dunkel. Überall um mich herum erscholl Lärm, Geschrei und Gebell, und das Deck unter mir erzitterte von den Vibrationen stampfender Füße. Ich fuhr hoch und hatte das dumpfe Gefühl, mich auf einem Segelschiff zu befinden, das von Piraten geentert worden war.

Dann klärte sich mein Verstand und mit ihm meine vernebelte Sicht, und ich stellte fest, dass wir tatsächlich von Piraten geentert worden waren. Fremde Stimmen brüllten Flüche, und Stiefeltritte hallten auf dem Deck wider. Jamie war fort.

Ich erhob mich auf alle viere, ohne mich um meine Kleider oder sonst etwas zu kümmern. Es war kurz vor der Dämmerung; es war zwar noch dunkel, aber doch schon so hell, dass die Kabine sich als dunklerer Fleck vor dem Himmel abzeichnete. Ich richtete mich unter Schwierigkeiten auf, indem ich mich auf das Kabinendach stützte, und wurde fast von den Körpern umgeworfen, die plötzlich darüber hinweggeflogen kamen.

Ich nahm ein verschwommenes Durcheinander von Fell und weißen Gesichtern wahr, hörte einen Schrei, einen Schuss und einen entsetzlichen Aufprall, und dann hockte Ian mit aschgrauem Gesicht auf dem Deck über Rollos schnaufendem Körper. Ein Unbekannter rappelte sich zerzaust und ohne Kopfbedeckung auf die Füße.

»Verdammt. Er hat mich fast erwischt.« Dies hatte den Piraten aus der Fassung gebracht, und mit zitternder Hand machte er sich an der Ersatzpistole an seinem Gürtel zu schaffen. Er zielte damit auf den Hund, das Gesicht zu einem hässlichen Schielen verzogen.

»Nimm das, du Arschbeißer!«

Ein größerer Mann erschien aus dem Nichts und schlug mit der Hand die Pistole herunter, bevor der Feuerstein zuschnappen konnte.

»Verschwende deinen Schuss nicht, du Dummkopf.« Er deutete auf Eutroclus und Kapitän Freeman, die gerade zu mir gedrängt wurden, Letzterer unter wortreichen Wutausbrüchen. »Wie willst du sie denn mit einem leeren Schießeisen in Schach halten?«

Der kleinere Mann warf Rollo einen giftigen Blick zu, richtete die Pistole aber auf Freemans Taille.

Rollo gab merkwürdige Geräusche von sich, ein tiefes Grollen, vermischt mit jaulenden Schmerzenslauten, und unter seinem zuckenden Körper sah ich einen feuchten, dunklen Flecken auf den Planken. Ian war tief über ihn gebeugt, und seine Hände streichelten hilflos Rollos Kopf. Er blickte auf, und auf seinen feuchten Wangen glitzerten Tränen.

»Hilf ihm, Tante Claire«, sagte er. »Bitte hilf ihm.«

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