Er machte einen Hofknicks vor mir, kniff, so gut er konnte, ein Auge zu und schritt im Hemd davon.
Kapitel 9
Der Zweidrittelgeist
Der Fluss glänzte wie Öl, und das Wasser strömte sanft und völlig glatt an uns vorbei. Eine einzelne Laterne hing steuerbord am Bug. Ich hatte mich auf dem Vordeck auf einen Schemel gesetzt und konnte von dort aus sehen, wie sich das Licht unten Seite an Seite mit dem Schiff bewegte, weniger vom Wasser reflektiert als darunter gefangen.
Der Mond war eine dünne Sichel und zog müde seine Bahn über die Baumspitzen. Jenseits der dichten Bäume am Ufer senkte sich der Boden in breiten, dunklen Streifen zu den Reisplantagen und Tabakfeldern hin. Die Erde hatte die Tageshitze aufgesaugt, und nun glühte sie mit unsichtbarer Energie im Erdreich. Hinter den Kiefern und Gummibäumen schimmerten die reichen, fruchtbaren Ebenen in schwarzer Hitze und vollzogen ihre Alchemie aus Wasser und gespeicherter Sonne.
Schon die kleinste Bewegung hatte zur Folge, dass einem der Schweiß ausbrach. Ich konnte die Luft anfassen, spürte jede kleine Wärmewelle als Liebkosung auf Gesicht und Händen.
Es raschelte leise hinter mir in der Dunkelheit, und ich griff nach oben, ohne mich umzudrehen. Jamies große Hand schloss sich sanft um die meine, drückte sie und ließ sie los. Selbst von dieser kurzen Berührung wurden meine Finger schweißnass.
Seufzend ließ er sich neben mir nieder und zupfte an seinem Hemdkragen.
»Ich glaube nicht, dass ich ein einziges Mal Luft eingeatmet habe, seit wir Georgia verlassen haben«, sagte er. »Jedes Mal, wenn ich Atem hole, glaube ich, ich ertrinke.«
Ich lachte und spürte, wie mir ein Rinnsal aus Schweiß zwischen den Brüsten heruntersickerte.
»In Cross Creek ist es kühler; das sagen alle.« Ich holte tief Luft, nur um zu beweisen, dass ich es konnte. »Aber riecht es nicht wunderbar?« Die Dunkelheit gab die durchdringenden Gerüche der Bäume und Pflanzen am Wasserrand frei, die sich mit dem feuchten Uferschlamm und dem sonnenwarmen Holz des Schiffsdecks vermischten.
»Du hättest einen guten Hund abgegeben, Sassenach.« Er lehnte sich mit einem Seufzer an die Kabinenwand. »Kein Wunder, dass das Vieh dich so bewundert.«
Zehennägel klickten auf den Planken und verkündeten Rollos Ankunft. Vorsichtig näherte er sich der Reling, blieb misstrauisch einen halben Meter davor stehen und ließ sich umständlich auf Deck nieder. Er legte die Nase auf seine Pfoten und seufzte tief. Rollos Abneigung gegen Schiffe war fast genauso groß wie Jamies.
»Na, du«, sagte ich. Ich hielt ihm meine Hand zum Beschnüffeln hin, und er ließ sich höflich dazu herab, mich seine Ohren kratzen zu lassen. »Und wo ist dein Herrchen, hm?«
»In der Kabine; lässt sich neue Tricks beibringen, mit denen man beim Kartenspiel betrügen kann«, sagte Jamie ironisch. »Weiß Gott, was aus dem Jungen einmal wird; wenn er nicht erschossen wird oder in einer Wirtschaft eins über den Schädel bekommt, kommt er wahrscheinlich demnächst mit einem Emu nach Hause, den er beim Pharo gewonnen hat.«
»In den Bergen wird es doch wohl weder Emus noch Pharospiele geben, oder? Wo es keine richtigen Städte gibt, gibt es doch sicher auch keine richtigen Wirtshäuser.«
»Ich glaube es kaum«, gab er zu. »Doch wenn ein Mann vor die Hunde gehen soll, dann findet er auch einen Weg dorthin, egal, wo man ihn absetzt.«
»Ich bin mir sicher, dass Ian nicht vor die Hunde geht«, sagte ich beruhigend. »Er ist ein guter Junge.«
»Er ist ein Mann«, verbesserte Jamie. Er neigte sein Ohr zur Kabine, aus der gedämpftes Lachen und gelegentlich eine behäbige Obszönität ertönten. »Allerdings ein verdammt junger, und dickköpfig dazu.« Er sah mich an, und im Laternenschein sah ich ein reumütiges Lächeln.
»Wenn er noch ein kleiner Junge wäre, könnte ich ihn im Zaum halten. Aber so –« Er zuckte die Achseln. »Er ist alt genug, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern, und er wird es mir nicht danken, wenn ich meine Nase da hineinstecke.«
»Er hört immer auf dich«, protestierte ich.
»Mmpf. Warte nur, bis ich ihm etwas sage, was er nicht hören will.« Er lehnte den Kopf an die Wand und schloss die Augen. Schweiß glänzte auf seinen hohen Wangenknochen, und ein kleines Rinnsal lief ihm den Hals hinunter.
Ich streckte einen Finger aus und schnippte den kleinen Tropfen vorsichtig weg, bevor er sein Hemd erreichte.
»Seit zwei Monaten sagst du ihm, dass er nach Schottland zurückmuss; ich glaube nicht, dass er das hören will.«
Jamie öffnete die Augen und betrachtete mich zynisch.
»Ist er in Schottland?«
»Äh …«
»Mmpf«, sagte er und schloss die Augen wieder.
Ich saß eine Weile still da und tupfte mir mit einer Rockfalte den Schweiß aus dem Gesicht. Der Fluss hatte sich hier verengt; das eine Ufer war kaum mehr als drei Meter entfernt. Ich hörte eine raschelnde Bewegung in den Büschen, und ein glänzendes Augenpaar reflektierte das Licht unserer Laterne.
Rollo hob mit einem leisen