Seine Strümpfe waren in Ordnung: blassblaue Seide, keine sichtbaren Löcher. Die weißen Leinenkniehosen waren eng, aber nicht unanständig – nicht direkt unanständig –, und einigermaßen sauber.
Die Schuhe waren der einzige Makel an seiner Garderobe, wir hatten keine Zeit gehabt, welche anfertigen zu lassen. Seine alten waren solide, und ich hatte mein Möglichstes getan, ihre Schrammen mit einer Mischung aus Ruß und Bratenfett zu tarnen, doch sie waren immer noch die Schuhe eines Bauern, nicht die eines feinen Herrn, aus grobem Leder geschustert, mit starken Sohlen und Schnallen aus schlichtem Horn. Allerdings bezweifelte ich, dass seine Tante Jocasta ihm als Erstes auf die Füße schauen würde.
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um ihm das Jabot gerade zu ziehen, und strich ihm eine lose Daunenfeder von der Schulter.
»Es wird schon gutgehen«, flüsterte ich ihm zu. »Du siehst schön aus.«
Er machte ein aufgeschrecktes Gesicht, dann wich sein Ausdruck grimmiger Distanz einem Lächeln.
»
»Was Ian betrifft, vielleicht kann ich ihn als Leibeigenen ausgeben, den ich mir als Schweinehirten zugelegt habe.«
Ian war einer jener Menschen, deren Kleider unabhängig von ihrer ursprünglichen Qualität nach kürzester Zeit so aussehen, als stammten sie von einem Müllhaufen. Sein Haar war zur Hälfte aus dem grünen Band entwischt, und einer seiner knochigen Ellbogen lugte aus einem Riss in seinem neuen Hemd hervor, dessen Manschetten um die Handgelenke herum bereits merklich angegraut waren.
»Kapitän Freeman sagt, wir sind gleich da!«, rief er aus, und seine Augen leuchteten vor Aufregung, als er sich über die Reling lehnte und flussaufwärts blickte, um ja der Erste zu sein, der unser Ziel zu sehen bekam. »Was glaubt ihr, was es zum Essen gibt?«
Jamie betrachtete seinen Neffen mit einem deutlichen Mangel an Wohlwollen.
»Ich schätze, du kriegst die Knochenabfälle zusammen mit den Hunden. Hast du keinen Rock, Ian? Oder einen Kamm?«
»Oh, aye«, sagte Ian und sah sich unbestimmt um, als erwartete er, dass die besagten Gegenstände aus dem Nichts vor ihm auftauchten. »Ich habe einen Rock hier. Irgendwo. Glaube ich.«
Der Rock wurde schließlich unter einer der Bänke gesichtet und unter Schwierigkeiten Rollos Fängen entrissen, der sich daraus ein bequemes Bett gemacht hatte. Er wurde kurz abgebürstet, um die Hundehaare wenigstens zum Teil zu entfernen, dann wurde Ian gewaltsam hineingesteckt und hingesetzt, um sich das Haar bürsten und flechten zu lassen, während Jamie einen schnellen Wiederholungskurs in Manieren abhielt, der ausschließlich aus dem Rat bestand, den Mund so weit wie möglich geschlossen zu halten.
Ian nickte liebenswürdig.
»Dann erzählst du Tante Jocasta also selber von den Piraten?«, erkundigte er sich.
Jamie warf einen kurzen Blick auf Kapitän Freemans hageren Rücken. Es war zwecklos, davon auszugehen, dass eine solche Geschichte nicht in jedem Wirtshaus von Cross Creek die Runde machen würde, sobald sich unsere Wege trennten. Es konnte sich nur um Tage handeln – Stunden vielleicht –, bis sie River Run erreichte.
»Aye, ich erzähl’s ihr«, sagte er. »Aber nicht gleich zuallererst, Ian. Sie soll sich erst einmal an uns gewöhnen.«
Die Anlegestelle von River Run lag ein gutes Stück hinter Cross Creek. Einige Kilometer baumgesäumten Wassers trennten das Anwesen vom Lärm und Gestank der Stadt. Nachdem ich dafür gesorgt hatte, dass Jamie, Ian und Fergus so präsentabel aussahen, wie es mit Hilfe von Wasser, Kamm und Haarbändern möglich war, zog ich mich in die Kabine zurück, legte mein schmuddeliges Musselinkleid ab, wusch mich hastig mit einem Schwamm und schlüpfte in das cremefarbene Seidenkleid, das ich zum Dinner mit dem Gouverneur getragen hatte.
Der weiche Stoff lag leicht und kühl auf meiner Haut. Vielleicht war es etwas zu förmlich für den Nachmittag, aber es war Jamie wichtig, dass wir anständig aussahen – besonders jetzt, nach unserer Begegnung mit den Piraten –, und meine einzigen Alternativen waren das schmutzige Musselinkleid oder ein sauberes, aber abgetragenes Kamelottkleid, das ich aus Georgia mitgebracht hatte.
Mit meinem Haar war nicht viel zu machen; ich kämmte es oberflächlich, band es dann im Nacken zusammen und ließ die Spitzen sich ringeln, wie sie lustig waren. Ich brauchte mir keine Gedanken darüber zu machen, welchen Schmuck ich tragen sollte, dachte ich wehmütig und polierte meinen silbernen Ehering, bis er glänzte. Ich vermied es immer noch, meine linke Hand anzusehen, die sich nackt und leer anfühlte; wenn ich nicht hinsah, konnte ich immer noch das imaginäre Gewicht des Goldes daran spüren.