Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

»Geht nur, Miss«, sagte er leise auf Englisch, als er ihren Zweifel sah. »Mir wird schon nichts geschehen. Uns wird allen nichts geschehen.« Er berührte seinen Rosenkranz und bemühte sich, sie anzulächeln, wenn auch ein wenig zittrig. »Möge die heilige Mutter Gottes uns beschützen.«

Da ihr keine tröstenden Worte einfielen, nickte sie und kletterte wieder hinauf in den Sonnenschein. Dabei spürte sie fünf Augenpaare auf sich.

Bonnet verbrachte Gott sei Dank tagsüber den Großteil seiner Zeit an Deck. Sie konnte ihn auch jetzt beobachten; er kletterte die Takelage herunter wie ein Äffchen.

Sie stand reglos da, keine Bewegung außer dem Wind, der ihr durch die Haare fuhr, und ihren Röcken, die ihr um die erstarrten Beine wehten. Er war sich der Bewegungen ihres Körpers genauso bewusst wie Roger – doch auf seine eigene Weise. Der Weise eines Hais, der seine Signale durch die Schwimmbewegungen seiner Beute empfängt.

Bis jetzt hatte sie eine Nacht in seinem Bett verbracht und nicht geschlafen. Er hatte sie beiläufig an sich gezogen, »Gute Nacht, Schätzchen« gesagt und war umgehend eingeschlafen. Doch jedes Mal, wenn sie versuchte, sich zu bewegen, sich seinem Griff zu entwinden, hatte er sich mit ihr bewegt, um sie dicht bei sich zu halten.

Sie sah sich zu einer unerwünschten Intimität mit seinem Körper gezwungen, einer Nähe, die Erinnerungen weckte, die sie unter großen Schwierigkeiten verdrängt hatte – an sein Knie, das ihre Oberschenkel auseinanderschob, an die grobe Vertraulichkeit seiner Berührung zwischen ihren Beinen, an die sonnengebleichten, drahtigen blonden Härchen auf seinen Oberschenkeln und Unterarmen, an seinen ungewaschenen Moschusgeruch. Die spottende Gegenwart Lerois, der sich mehrmals in der Nacht erhob und sich gierig und blind von hinten an sie presste.

Sie erlebte einen Moment immenser Dankbarkeit für ihre gegenwärtige Schwangerschaft – an der sie jetzt nicht mehr zweifelte – und für die Gewissheit, dass Stephen Bonnet nicht Jemmys Vater war.

Er ließ sich aus der Takelage plumpsen, entdeckte sie und lächelte. Er sagte nichts, drückte ihr aber im Vorbeigehen vertraulich den Hintern, und sie biss die Zähne zusammen und klammerte sich an die Reling.

Ocracoke, bei Neumond. Sie spähte zum strahlenden Himmel auf, an dem ganze Wolken von Seeschwalben und Möwen umherzogen; sie konnten nicht weit vom Land entfernt sein. Wie lange noch, zum Kuckuck, bis es Neumond war?




Kapitel 105

Der verlorene Sohn

Es war nicht schwierig, jemanden zu finden, der mit der Anemone und ihrem Kapitän vertraut war. Stephen Bonnet war auf den Docks von Edenton bestens bekannt, obwohl sein Ruf unterschiedlich beurteilt wurde. Ein ehrlicher Kapitän, war die vorherrschende Meinung, der aber hart verhandelte. Ein Blockadebrecher, ein Schmuggler, sagten andere – und ob das gut oder schlecht war, hing von der politischen Meinung des jeweiligen Gesprächspartners ab. Er besorgte einem alles, sagte man – wenn es entsprechend bezahlt wurde.

Pirat, sagten einige. Aber diese wenigen sprachen in gedämpftem Tonfall, blickten sich häufig um und baten mit Nachdruck darum, nicht zitiert zu werden.

Die Anemone war ganz unverhohlen abgesegelt, mit einer anständigen Fracht aus Reis und fünfzig Fässern Räucherfisch. Roger hatte einen Mann gefunden, der sich daran erinnerte, wie die junge Frau mit einem von Bonnets Helfershelfern an Bord gegangen war. »Ein hochaufgeschossenes Weibsstück, flammendes Haar, das ihr lose bis auf den Hintern hing«, hatte der Mann gesagt und mit den Lippen geschmatzt. »Aber Mr. Bonnet ist ja selbst nicht der Kleinste; schätze, er bekommt sie schon gebändigt.«

Allein Ians Hand auf seinem Arm hatte ihn davon abgehalten, dem Mann einen Fausthieb zu verpassen.

Was sie noch nicht gefunden hatten, war jemand, der mit Sicherheit wusste, wohin die Anemone unterwegs war.

»London, glaube ich«, sagte der Hafenmeister zweifelnd. »Aber nicht direkt; sein Frachtraum ist noch nicht voll. Wahrscheinlich fährt er an der Küste entlang und handelt noch ein bisschen – segelt vielleicht von Charlestown nach Europa. Andererseits«, fügte der Mann hinzu und rieb sich das Kinn, »könnte es auch sein, dass er nach New England unterwegs ist. Furchtbar riskant, heutzutage irgendetwas nach Boston zu schmuggeln – aber das Risiko wert, wenn man es schafft. Reis und Räucherfisch dürften da oben ihr Gewicht in Gold wert sein, wenn man sie an Land bekommt, ohne dass einen die Marine aus dem Wasser pustet.«

Jamie, der ein wenig blass dreinschaute, dankte dem Mann. Roger, den ein Knoten in der Kehle am Sprechen hinderte, nickte nur und folgte seinem Schwiegervater aus der Hafenmeisterei zurück auf die sonnigen Docks.

»Und jetzt?«, fragte Ian und erstickte einen Rülpser. Er hatte die Hafenkneipen durchkämmt und hier und dort einem Tagelöhner ein Bier spendiert, der überlegt hatte, auf der Anemone anzuheuern, oder sich mit einem ihrer Matrosen über ihr Ziel unterhalten hatte.

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