Читаем Outlander - Ein Hauch von Schnee und Asche: Roman (Die Outlander-Saga 6) (German Edition) полностью

Die »jüngere« Mrs. Abernathy – die selbst um die siebzig war – fixierte mich bei diesen Worten scharf. Genau wie ihre Schwiegermutter hegte sie großes Vertrauen in Schweinefett und Terpentin als Allheilmittel, doch sie nickte widerstrebend. Ihre Tochter, deren hochtrabender Name Arabella sehr viel gemütlicher zu Oma Belly abgekürzt worden war, grinste mich hinter ihrem Rücken an. Sie hatte weniger Glück mit ihren Zähnen gehabt – ihr Lächeln wies beachtliche Lücken auf –, doch sie war eine fröhliche, gutmütige Person.

»Willie B.«, instruierte sie einen ihrer Enkel, der etwa fünfzehn war, »geh doch bitte in den Kartoffelkeller, und hol einen kleinen Sack Rübchen für Mrs. Fraser.«

Wie üblich protestierte ich, doch alle Beteiligten waren sich sehr wohl bewusst, wie in solchen Fällen zu verfahren war. Und ein paar Minuten später befand ich mich um fünf Pfund Rübchen reicher auf dem Heimweg.

Wir konnten sie gut brauchen. Ich hatte mich zwar im Frühjahr nach Malvas Tod gezwungen, wieder in den Garten zu gehen – es ging nicht anders; Sentimentalität war ja gut und schön, aber wir mussten schließlich essen. Die darauffolgenden Turbulenzen und meine fortwährende Abwesenheit hatten allerdings zu einer schmerzlichen Vernachlässigung der Ernte geführt. Mrs. Bugs sämtlichen Bemühungen zum Trotz waren alle Rüben der Schwarzfäule oder irgendwelchen Parasiten zum Opfer gefallen.

Unsere Vorräte waren überhaupt arg geschmälert. Da Jamie und Ian so häufig unterwegs waren und keine Zeit für die Jagd oder die Ernte hatten und auch Brianna und Roger nicht mehr da waren, hatten wir nur halb so viel Getreide geerntet wie sonst, und im Räucherschuppen hing nur eine einzige traurige Hirschkeule. Wir benötigten fast das gesamte Getreide für uns selbst; wir konnten nichts eintauschen oder verkaufen, und an der Mälzerei standen lediglich ein paar einsame Säcke Gerste unter einem Stück Segeltuch. Wahrscheinlich würden sie faulen, dachte ich grimmig, weil niemand Zeit hatte, frisches Malz anzusetzen, bevor das kalte Wetter kam.

Nach dem katastrophalen Überfall eines Fuchses, der in den Hühnerstall eingebrochen war, erholte sich Mrs. Bugs Hühnerschar allmählich wieder – doch es ging sehr langsam, und wir bekamen nur hin und wieder ein widerstrebend entbehrtes Ei zum Frühstück.

Andererseits, so besann ich mich schon zuversichtlicher, hatten wir Schinken. Jede Menge Schinken. Und Unmengen Speck, Sülze, Schweineschnitzel, Steaks … ganz zu schweigen von Talg und Schmalz.

Dieser Gedanke brachte mich wieder auf das Schweinefett und die wimmelnde, beengte Gemütlichkeit der umeinandergescharten Hütten der Abernathys – und im Kontrast dazu die schreckliche Leere in unserem Haus.

Wie konnte an einem so bevölkerten Ort der Verlust von nur vier Menschen so viel bedeuten? Ich musste anhalten und mich an einen Baum lehnen, um den Schmerz über mich hinwegspülen zu lassen. Ich versuchte nicht, ihn zu unterdrücken. Ein Geist lässt sich nicht fernhalten, das hatte ich von Jamie gelernt. Lass ihn herein.

Ich ließ die Geister ein – ich konnte ja gar nicht anders. Und ich tröstete mich, so gut ich konnte, mit dem Wissen – nein, so sagte ich mir entschlossen, ich hoffte es nicht, ich wusste es –, dass sie gar keine Geister waren. Nicht tot, sondern nur … anderswo.

Nach ein paar Minuten begann die überwältigende Trauer nachzulassen, langsam wie die abebbende Flut. Manchmal legte sie Schätze frei; kleine, vergessene Bilder von Jemmys honigverschmiertem Gesicht, Briannas Gelächter, Rogers geschickten Händen, die mit dem Messer eins dieser kleinen Autos schnitzten – das kleine Haus war immer noch damit übersät – und dann auf einem vorübergereichten Teller einen Muffin aufspießten. Wenn es mir auch frischen Schmerz verursachte, die Bilder zu betrachten, so hatte ich sie doch zumindest und konnte sie in meinem Herzen aufbewahren, denn irgendwann, das wusste ich, würden sie mich trösten.

Ich holte Luft und spürte, wie die Enge in meiner Brust und meiner Kehle nachließ. Amanda war nicht die Einzige, die von moderner Operationstechnik profitieren konnte, dachte ich. Ich wusste nicht, was sich möglicherweise für Rogers Stimmbänder tun ließ, aber vielleicht … und doch war seine Stimme ja jetzt schon gut gewesen. Voll und tönend, wenn auch rauh. Vielleicht würde er sich ja dafür entscheiden, sie so zu lassen, wie sie war – er hatte darum gekämpft und sie sich verdient.

Der Baum, an dem ich lehnte, war eine Kiefer; ihre Nadeln schwankten sacht über mir hin und her, dann kamen sie zur Ruhe, als pflichteten sie mir bei. Ich musste gehen; es war schon spät, und es wurde kühler.

Ich rieb mir die Augen, setzte mir die Kapuze meines Umhangs auf und ging weiter. Der Heimweg von den Abernathys war weit – ich wäre besser auf Clarence geritten, doch er hatte tags zuvor gelahmt, und ich hatte ihm seine Ruhe gelassen. Aber ich würde mich beeilen müssen, wenn ich vor Anbruch der Dunkelheit nach Hause kommen wollte.

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