»Ist doch egal. Ich muss weg, und zwar schnell.« Er schluckte, und sein Blick huschte durch die Küche, als könnten die Edelsteine einfach so auf der Anrichte liegen. »Wo sind sie?«
Ein fürchterliches Krachen im Sprechzimmer, gefolgt von einer Salve lauter Flüche, kam jeder möglichen Antwort meinerseits zuvor. Ich bewegte mich automatisch auf die Tür zu, doch Donner stellte sich vor mich.
Ich war außer mir über seinen Einbruch, und langsam wurde ich nervös. Ich hatte zwar noch nie gesehen, dass Donner gewalttätig wurde, doch ich war mir nicht so sicher, was seine Begleiter anging.
Ich zog meinen Umhang fester um mich, setzte mich auf eine Bank und versuchte, ruhig zu überlegen.
»Also«, sagte ich zu Donner. »Ihr habt das Haus auseinandergenommen –« Oben krachte es, so dass das ganze Haus wackelte, und ich fuhr zusammen. Mein Gott, es hörte sich an, als hätten sie den Schrank umgeworfen. »Und ihr habt nichts gefunden. Wenn ich welche hätte, würde ich sie euch nicht geben, damit ihr es nicht völlig verwüstet?«
»Nein, ich glaube nicht. Ich an Ihrer Stelle würde es nicht tun.« Er rieb sich den Mund. »
Er schloss einen Moment die Augen. Seine roten Wangen wurden von einer Sekunde zur nächsten kreidebleich; ich konnte sehen, dass es ihm ziemlich schlechtging. Hören konnte ich es auch; sein Atem rasselte feucht in seiner Brust, und er keuchte schwach. Wenn er in Ohnmacht fiel, wie würde ich dann seine Begleiter loswerden?
»Egal«, sagte er und öffnete die Augen. »Ich gehe. Zurück. Ist mir wurscht, wie es da aussieht; es ist auf jeden Fall besser als hier.«
»Und was ist mit den Indianern?«, erkundigte ich mich sarkastisch. »Die überlässt du sich selbst, wie?«
»Ja«, sagte er, ohne den Sarkasmus zu bemerken. »Um ehrlich zu sein, habe ich keine große Lust mehr auf Indianer.« Er rieb sich geistesabwesend die Brust, und durch einen Riss in seinem Hemd sah ich eine große, wulstige Narbe.
»Mann«, sagte er sehnsuchtsvoll, »was würde ich für ein kaltes Bud und ein Baseballspiel im Fernsehen geben.« Dann richtete sich seine abschweifende Aufmerksamkeit abrupt wieder auf mich. »Also«, sagte er in halbwegs vernünftigem Ton, »ich brauche diese Diamanten. Oder was auch immer. Her damit, und wir gehen.«
Ich hatte schon diverse Pläne gewälzt, wie man sie loswerden könnte, aber ohne Erfolg, und mir wurde mit jeder Sekunde mulmiger zumute. Wir hatten nicht viel, was sich zu stehlen lohnte, und dem Anblick der geplünderten Anrichte nach, hatten sie das schon an sich gebracht – einschließlich, so begriff ich mit erneutem Erschrecken, der Pistolen und des Pulvers. Nicht mehr lange, und sie würden ungeduldig werden.
Es war natürlich möglich, dass jemand kam – Amy und die Jungen waren wahrscheinlich in Briannas Hütte, in die sie gerade umzogen; sie konnten jeden Moment zurückkehren. Möglich, dass jemand Jamie oder mich suchte – obwohl diese Chance abrupt schwand, weil das Licht nachließ. Und selbst wenn, würde es wahrscheinlich katastrophale Folgen haben.
Dann hörte ich Stimmen und laute Schritte auf der Eingangsveranda und sprang auf, das Herz in der Kehle.
»Jetzt hören Sie doch auf damit«, sagte Donner gereizt. »Sie sind das größte Nervenbündel, das mir je begegnet ist.«
Ich ignorierte ihn, weil ich eine der Stimmen erkannt hatte. Und wirklich, in der nächsten Sekunde schubsten zwei der Halunken mit gezogener Pistole Jamie in die Küche.
Er war voll Argwohn und total zerzaust, doch sein Blick wanderte sofort zu mir, um mich von oben bis unten zu betrachten und sich zu vergewissern, dass ich unverletzt war.
»Mir fehlt nichts«, sagte ich kurz. »Diese Idioten glauben, dass wir Edelsteine haben, und sie wollen sie haben.«
»Das haben sie schon gesagt.« Er richtete sich auf und zuckte mit den Achseln, um sich seinen Rock zurechtzurücken, dann blickte er auf die offenen Schränke und die geplünderte Anrichte. Selbst der Kuchenbehälter stand auf dem Kopf, und die Überreste eines Rosinenkuchens lagen mit einem großen Fußabdruck versehen auf dem Boden. »Und gesucht haben sie offensichtlich auch schon.«
»Hört zu, Kumpel«, begann einer der Banditen ganz vernünftig, »wir wollen nur die Beute. Sagt uns einfach, wo sie ist, und schon sind wir fort, und nichts ist passiert, wie?«