»Ja. Darüber hinaus hat es in den letzten vier Monaten dort keine Meldungen über Straßenräuber gegeben. Und
»Nun, so ist es aber nicht, oder?«, sagte ich logisch. »Das wisst Ihr zumindest.«
»Ja, das weiß ich«, sagte er mit übertriebener Geduld. »Was ich nicht weiß, ist, wer zum Teufel Ihr seid! Aber ich gedenke, es herauszufinden, Madam, zweifelt ja nicht daran. Ich bin der Kommandeur dieser Garnison. Dieses Amt berechtigt mich zu gewissen Schritten zur Gewährleistung der Sicherheit dieser Region vor Verrätern, Spionen und anderen mir verdächtigen Personen. Und ich bin absolut bereit, Madam, diese Schritte zu ergreifen.«
»Und was sind das für Schritte?«, fragte ich. Es war eine ernst gemeinte Frage, obwohl ihr Ton anscheinend so klang, als wollte ich ihn aus der Reserve locken.
Er stand auf, betrachtete mich einen Moment lang nachdenklich, dann kam er um den Tisch herum, streckte die Hand aus und zog mich hoch.
»Korporal Hawkins«, sagte er, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Ich brauche kurz Eure Hilfe.«
Der junge Mann an der Wand setzte zwar ein unglückliches Gesicht auf, trat aber zu uns.
»Stellt Euch hinter die Dame, bitte, Korporal«, sagte Randall mit gelangweilter Stimme. »Und haltet sie an den Ellbogen fest.«
Er holte mit dem Arm aus und versetzte mir einen Hieb in die Magengrube.
Ich stieß kein Geräusch aus, weil ich keine Luft bekam. Vornübergebeugt setzte ich mich auf den Boden und versuchte, Luft in meine Lungen zu befördern. Mein Erschrecken reichte weit über den eigentlichen Schmerz des Hiebs hinaus, den ich jetzt zusammen mit einer Welle der Übelkeit zu spüren begann. In meinem ganzen ereignisreichen Leben hatte mich noch nie jemand mit Absicht geschlagen.
Der Hauptmann hockte sich vor mich hin. Seine Perücke saß ein wenig schief, doch abgesehen davon und einem gewissen Leuchten in seinen Augen hatte sich nichts an seiner normalen, kontrollierten Eleganz verändert.
»Ich gehe davon aus, dass Ihr nicht schwanger seid, Madam«, sagte er im Plauderton, »denn wenn es so ist, wird es sicher nicht mehr lange so bleiben.«
Ich begann jetzt, ein keuchendes Pfeifen auszustoßen, als sich der erste Sauerstoff schmerzhaft den Weg in meine Luftröhre bahnte. Ich ging in den Vierfüßlerstand und tastete zitternd nach der Tischkante. Der Korporal warf einen nervösen Blick auf den Hauptmann und streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen.
Wellen aus Schwärze schienen durch das Zimmer zu spülen. Ich ließ mich auf den Hocker sinken und schloss die Augen.
»Seht mich an.« Die Stimme war so gelassen und ruhig, als wollte er mir eine Tasse Tee anbieten. Ich öffnete die Augen und sah ihn wie durch einen Nebelhauch an. Er hatte die Hände auf die exquisit bekleideten Hüften gestützt.
»Habt Ihr mir jetzt etwas zu sagen, Madam?«, wollte er wissen.
»Eure Perücke sitzt schief«, sagte ich und schloss die Augen wieder.
Kapitel 13
Eine Hochzeit wird angekündigt
Ich saß an einem Tisch unten im Gastraum, starrte in einen Becher Milch und kämpfte noch immer gegen die Wellen meiner Übelkeit an.
Dougal hatte einen einzigen Blick auf mein Gesicht geworfen, als ich auf den jungen Korporal gestützt die Treppe herunterkam, und war energischen Schrittes an mir vorbei zu Randalls Zimmer hinaufgestiegen. Die Böden und Türen des Wirtshauses waren stabil gebaut, doch ich konnte oben trotzdem laute Stimmen hören.
Ich hob den Becher, doch meine Hände zitterten zu sehr zum Trinken.
Allmählich erholte ich mich zwar von den körperlichen Nachwirkungen des Fausthiebs, nicht jedoch von meinem Schreck.
Ich
Krank und verängstigt. Ich hatte seine Augen gesehen, als er vor mir auf dem Boden hockte. In ihren Tiefen hatte sich etwas geregt, nur ganz kurz. Es war sofort vorbei, doch ich wollte es nie wieder sehen.
Das Geräusch einer Tür, die sich oben öffnete, riss mich aus meinen Gedanken. Schritte donnerten über die Treppe, und Dougal näherte sich hastig, dicht gefolgt von Hauptmann Randall – so dicht, dass der Hauptmann, der den Schotten zu verfolgen schien, am Fuß der Treppe zum Halten gezwungen wurde, als Dougal bei meinem Anblick plötzlich stehen blieb.