Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Jamie hing in den Seilen, und das Blut lief ihm über den Körper und in den Kilt. Ich glaube nicht, dass er ohnmächtig war; er war nur zu wackelig auf den Beinen, um in diesem Moment zu stehen. Aber genau da kam Hauptmann Randall auf den Hof. Ich weiß nicht, warum er nicht von Anfang an dabei gewesen war; vielleicht wurde er aufgehalten. Jedenfalls sah Jamie ihn kommen, und er besaß die Geistesgegenwart, die Augen zu schließen und den Kopf hängen zu lassen, als ob er bewusstlos wäre.«

Dougal runzelte die Stirn und konzentrierte sich auf einen hartnäckigen Niednagel.

»Der Hauptmann war ziemlich aufgebracht, weil sie Jamie schon ausgepeitscht hatten; anscheinend war das ein Vergnügen, das er sich selbst gerne hätte gönnen wollen. Daran war jetzt aber nicht viel zu ändern. Doch dann ist ihm die Idee gekommen, sich zu erkundigen, wie Jamie überhaupt entwischen konnte.«

Er hielt den Dolch hoch und suchte die Klinge nach Einkerbungen ab. Danach begann er, sie an dem Stein zu wetzen, auf dem er saß. »Als er fertig war, stand die Hälfte der Männer schlotternd da – der Mann kann mit Worten umgehen, das muss man ihm lassen.«

»Das ist wahr«, stimmte ich ihm trocken zu.

Der Dolch schabte rhythmisch über den Stein. Hin und wieder flog ein kleiner Funke auf, weil das Metall an eine unebene Stelle des Steins gestoßen war.

»Nun, im Lauf dieser Befragung stellte sich heraus, dass Jamie ein Stück Brot und etwas Käse dabeihatte, als sie ihn erwischt haben – er hatte es mitgehen lassen, ehe er über die Mauer kletterte. Woraufhin der Hauptmann kurz überlegt und dann ein Lächeln aufsetzt, das ich bei meiner Großmutter nur ungern sehen würde. Er verkündet, dass Diebstahl ein schweres Verbrechen ist und die Strafe entsprechend ausfallen muss, und er verurteilt Jamie auf der Stelle zu weiteren hundert Hieben.«

Ich zuckte unwillkürlich zusammen. »Das wäre sein Tod gewesen!«

Dougal nickte. »Aye, das hat der Garnisonsarzt auch gesagt. Er hat gesagt, er würde nichts dergleichen zulassen; man müsste dem Gefangenen eine Woche zur Heilung gewähren, ehe man ihn guten Gewissens erneut auspeitschen könnte.«

»Oh, wie menschenfreundlich von ihm«, sagte ich. »Guten Gewissens, großer Gott! Und was hat Hauptmann Randall davon gehalten?«

»Anfangs war er nicht erfreut, aber er hat sich damit abgefunden. Dann ließ der Sergeant-Major, der wusste, wie eine gespielte Ohnmacht aussieht, Jamie losbinden. Der Junge wankte zwar etwas, aber er ist auf den Beinen geblieben, und einige der Männer haben ihm Beifall gezollt, was den Hauptmann nicht besonders gefreut hat. Er war genauso wenig begeistert, als der Sergeant Jamies Hemd aufgehoben hat und es dem Jungen gereicht hat, obwohl die Geste die Zustimmung der Männer fand.«

Dougal drehte die Klinge hin und her und betrachtete sie kritisch. Dann legte er sie auf seine Knie und sah mich an.

»Weißt du, Kleine, es ist ziemlich einfach, mutig zu sein, wenn man bei einem Glas Bier in einem warmen Wirtshaus sitzt. Es ist nicht so einfach, wenn man in der Kälte auf dem Feld hockt, einem die Musketenkugeln um den Kopf fliegen und einen das Heidekraut am Hintern kitzelt. Und es ist noch weniger einfach, wenn man dem Feind vis-à-vis gegenübersteht und einem das Blut an den Beinen hinunterläuft.«

»Vermutlich nicht«, sagte ich. Jetzt wurde mir doch ein wenig mulmig. Ich tauchte beide Hände ins Wasser, so dass mir die dunkle Flüssigkeit die Handgelenke kühlen konnte.

»Ich habe Randall etwas später in dieser Woche noch einmal aufgesucht«, sagte Dougal, als hätte er das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. »Wir haben uns lange unterhalten, und ich habe ihm sogar Kompensation angeboten …«

»Oh, wie beeindruckend«, murmelte ich, verstummte aber, als ich seinen Blick sah. »Nein, ich meine es ernst. Es war gütig von dir. Ich vermute aber, Randall hat dein Angebot abgelehnt?«

»Aye, das hat er. Und ich weiß bis heute nicht, warum. Denn meiner Erfahrung nach haben englische Offiziere keine übermäßigen Skrupel, wenn es um ihre Geldbörse geht, und Kleider, wie der Hauptmann sie trägt, sind kostspielig.«

»Vielleicht hat er ja … andere Einkommensquellen«, meinte ich.

»Die hat er in der Tat«, bestätigte Dougal, warf mir aber einen scharfen Blick zu. »Dennoch …« Er zögerte, dann fuhr er jedoch langsam fort.

»Also bin ich zurückgekehrt, um für Jamie da zu sein, wenn es so weit war, obwohl es wahrhaftig nicht viel gab, was ich für ihn tun konnte. Armer Kerl.«

Beim zweiten Mal war Jamie der einzige Gefangene gewesen, der ausgepeitscht wurde. Seine Bewacher hatten ihm das Hemd ausgezogen, ehe sie ihn hinausführten, kurz nach Sonnenaufgang an einem kalten Oktobermorgen.

»Ich konnte sehen, dass der Junge Todesangst hatte«, sagte Dougal, »obwohl er allein ging und nicht zuließ, dass der Wachtposten ihn anrührte. Ich konnte sehen, dass er zitterte, vor Kälte genauso wie vor Nervosität, und er hatte Gänsehaut auf den Armen und der Brust, aber gleichzeitig stand ihm der Schweiß im Gesicht.«

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