Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Teenager laufen von zu Hause fort. Eltern verlieren ihre Kinder aus den Augen, und diese tauchen nie wieder auf. Ehefrauen gelangen ans Ende ihres Geduldsfadens, plündern die Haushaltskasse und nehmen sich ein Taxi zum Bahnhof. Internationale Finanzhaie wechseln den Namen und lösen sich im Rauch importierter Zigarren auf.

Viele der Verschollenen werden irgendwann gefunden, tot oder lebendig. Es gibt schließlich Erklärungen für solche Fälle.

Normalerweise.

Erster Teil

Inverness 1946






Kapitel 1

Ein neuer Anfang

Es war kein Ort, an dem man damit gerechnet hätte, verlorenzugehen, zumindest nicht auf den ersten Blick. Mrs. Bairds Bed and Breakfast unterschied sich in nichts von tausend anderen Highland-Pensionen im Jahr 1946; sauber und ruhig mit blasser Blümchentapete, glänzenden Fußböden und einem münzbetriebenen Heißwassergerät im Bad. Mrs. Baird selbst war eine kräftige, freundliche Frau, die keine Einwände äußerte, als sich Frank mit den Dutzenden Büchern und Papieren, die ihn stets auf Reisen begleiteten, in ihrem winzigen, rosengemusterten Salon einrichtete.

Ich begegnete Mrs. Baird auf meinem Weg ins Freie im Eingangsflur. Sie legte mir ihre Pummelhand auf den Arm, um mich aufzuhalten, und betätschelte mein Haar.

»Großer Gott, Mrs. Randall, so können Sie doch nicht unter die Leute gehen! Augenblick, ich stecke Ihnen das fest. So. Das ist besser. Meine Cousine hat mir neulich von dieser neuen Dauerwelle erzählt, sieht hübsch aus und hält traumhaft; vielleicht sollten Sie die beim nächsten Mal probieren.«

Ich brachte es nicht übers Herz, ihr zu erzählen, dass das Eigenleben meiner hellbraunen Locken einzig und allein die Schuld der Natur und nicht dem Versäumnis eines Dauerwellenherstellers zuzuschreiben war. Ihren strikt ondulierten Wellen dagegen konnte man derartige Perversitäten nicht nachsagen.

»Ja, das mache ich, Mrs. Baird«, log ich. »Ich gehe jetzt nur in den Ort, um mich mit Frank zu treffen. Wir kommen zum Tee zurück.« Ich duckte mich zur Tür hinaus und machte mich auf den Weg, ehe sie weitere Defekte an meiner undisziplinierten Erscheinung ausmachen konnte. Nach vier Jahren als Krankenschwester der Royal Army kannte ich keine größere Freude, als den Uniformen und den rationierten Materialien zu entfliehen und in bunt bedruckten Baumwollkleidern zu schwelgen, die für Wanderungen durch die rauhe Heide total ungeeignet waren.

Nicht dass ich das eigentlich im Übermaß vorgehabt hatte; meine Vorstellungen waren eher in die Richtung gegangen, morgens auszuschlafen und lange, genüssliche Nachmittage im Bett mit Frank zu verbringen – ohne zu schlafen. Allerdings war es schwierig, in der richtigen Stimmung für zärtliche Romantik zu bleiben, während Mrs. Baird geschäftig vor unserer Tür staubsaugte.

»Das muss das schmutzigste Stück Teppich in den ganzen schottischen Highlands sein«, hatte Frank an diesem Morgen festgestellt, während wir im Bett lagen und dem grimmigen Dröhnen des Staubsaugers im Flur lauschten.

»Fast so schmutzig wie die Phantasie unserer Gastwirtin«, pflichtete ich ihm bei. »Vielleicht wären wir doch besser nach Brighton gefahren.« Wir hatten die Highlands als Urlaubsort ausgewählt, ehe Frank seine Stellung als Geschichtsprofessor in Oxford antreten würde, weil das Grauen des Krieges Schottland weniger getroffen hatte als den Rest Britanniens und weil hier weniger von der frenetischen Nachkriegsfröhlichkeit zu spüren war, die die beliebteren Ferienziele befallen hatte.

Und ohne es direkt anzusprechen, hatten wir wohl beide das Gefühl, dass es ein symbolischer Ort war, um unsere Ehe wieder aufleben zu lassen; wir hatten kurz vor Kriegsausbruch in den Highlands geheiratet und unsere zweitägigen Flitterwochen dort verbracht. Ein friedvoller Rückzugsort, an dem wir einander wieder kennenlernen konnten, dachten wir, ohne uns darüber klar zu sein, dass Golf und Angeln möglicherweise Schottlands beliebteste Freiluftsportarten sein mochten, Tratschen jedoch die eindeutig beliebteste Sportart in geschlossenen Räumen war. Und wenn es so viel regnet wie in Schottland, verbringen die Leute reichlich Zeit in geschlossenen Räumen.

»Wohin willst du?«, fragte ich, als Frank die Füße aus dem Bett schwang.

»Es wäre doch schade, wenn wir die alte Schachtel enttäuschen würden«, antwortete er. Er setzte sich auf die Kante des betagten Bettes und hüpfte sacht auf und ab, was ein durchdringendes rhythmisches Quietschen zur Folge hatte. Der Hoover im Flur verstummte abrupt. Nach ein oder zwei Minuten Auf und Ab stieß er ein lautes, theatralisches Stöhnen aus und ließ sich zurückfallen, so dass die Bettfedern scheppernd protestierten. Ich kicherte hilflos in ein Kissen, um die atemlose Stille vor der Tür nicht zu stören.

Frank sah mich an und wackelte mit den Augenbrauen. »Du solltest eigentlich ekstatisch stöhnen, nicht kichern«, ermahnte er mich flüsternd. »Sonst denkt sie noch, ich bin kein guter Liebhaber.«

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