Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

Frank warf mir einen anzüglichen Blick zu. »Hast du etwa noch nie dieses alte Lied gehört, was ein Schotte unter seinem Kilt trägt?«

»Vermutlich keine knielangen Herrenschlüpfer«, erwiderte ich trocken. »Vielleicht mache ich mich ja auf die Suche nach einem hiesigen Kiltträger, während du dich mit dem Reverend amüsierst, und frage ihn.«

»Es wäre nur schön, wenn man dich nicht verhaften würde, Claire. Das würde dem Dekan des St. Giles College wirklich nicht gefallen.«

Doch es gab keine Kiltträger, die sich auf dem Rathausplatz herumdrückten oder in den umliegenden Läden einkauften. Allerdings waren diverse andere Leute unterwegs, zum Großteil Hausfrauen wie Mrs. Baird, die ihre täglichen Einkäufe erledigten. Sie waren gesellig und gesprächig, und ihre bodenständigen, in bedruckte Stoffe gekleideten Gestalten erfüllten die Läden mit einer gemütlichen Wärme; eine Festung gegen den kalten Morgennebel im Freien.

Da ich selbst noch keinen Haushalt hatte, gab es auch nicht viel, was ich hätte kaufen müssen. Doch ich hatte auch so meine Freude daran, einfach nur die frisch gefüllten Regale zu durchstöbern. So vieles war schon so lange rationiert, so lange waren wir ohne die einfachen Dinge wie Seife oder Eier ausgekommen, länger noch ohne den einen oder anderen kleinen Luxus wie mein Parfum, L’Heure Bleue.

Mein Blick blieb an einem Schaufenster mit Haushaltsgegenständen hängen – bestickten Küchenhandtüchern und Teewärmern, Krügen und Gläsern, einem Stapel ganz normaler Kuchenbleche und drei zueinander passenden Vasen.

Ich hatte in meinem Leben noch keine Vase besessen. Während der Kriegsjahre hatte ich natürlich in spartanischen Schwesternquartieren gewohnt, zuerst in Pembroke, später im Feld in Frankreich. Doch auch vorher hatten wir nie lange genug an einem Ort gelebt, um den Kauf eines solchen Gegenstandes zu rechtfertigen. Hätte ich als Kind eine Vase gehabt, hätte Onkel Lamb sie längst mit Tonscherben gefüllt, bevor ich dazu gekommen wäre, mich ihr mit einem Strauß Gänseblümchen überhaupt nur zu nähern. Quentin Lambert Beauchamp. »Q« für seine Archäologiestudenten und seine Freunde. »Dr. Beauchamp« für die akademischen Kreise, in denen er sich bewegte, in denen er lehrte und lebte. Doch für mich immer Onkel Lamb.

Er war der einzige Bruder meines Vaters, und er war mein einziger lebender Verwandter gewesen, als ich mit fünf Jahren meine Eltern durch einen Autounfall verlor und er mich plötzlich am Hals gehabt hatte. Er hatte damals unmittelbar vor der Abreise in den Nahen Osten gestanden und gerade so lange mit seinen Vorbereitungen innegehalten, wie er benötigte, um die Beerdigung zu organisieren, den Besitz meiner Eltern zu verflüssigen und mich in einem anständigen Mädcheninternat anzumelden. Welches zu besuchen ich mich strikt geweigert hatte.

Mit der Notwendigkeit konfrontiert, meine runden Fingerchen mit Gewalt von seiner Autotür zu lösen und mich die Schultreppe hinaufzuzerren, hatte Onkel Lamb, der jede persönliche Auseinandersetzung hasste, entnervt aufgeseufzt und schließlich schulterzuckend seine Vernunft gemeinsam mit meinem funkelnagelneuen, internatstauglichen Strohhut aus dem Fenster geworfen.

»Dämliches Ding«, brummte er, als er ihn im Rückspiegel fröhlich davonrollen sah, während wir mit durchgetretenem Gaspedal über die Auffahrt dröhnten. »Konnte Frauen mit Hüten sowieso noch nie leiden.« Er hatte auf mich hinuntergeblickt und mich streng angesehen.

»Eines nur«, sagte er in furchterregendem Ton. »Du wirst nicht mit meinen persischen Grabfiguren Puppen spielen. Alles, aber das nicht! Verstanden?«

Ich hatte zufrieden genickt. Und hatte ihn in den Nahen Osten begleitet, nach Südamerika, zu Dutzenden von Studienstätten auf der ganzen Welt. Hatte mit Hilfe seiner Entwürfe für Magazinartikel lesen und schreiben gelernt, hatte gelernt, Latrinen zu graben und mein Wasser abzukochen und eine ganze Reihe anderer Dinge zu tun, die sich für eine junge Dame von anständiger Herkunft nicht gehörten – bis ich dem eleganten, dunkelhaarigen Historiker begegnet war, der Onkel Lamb aufsuchte, um ihn zu einer Frage zu konsultieren, die sich mit einer möglichen Verbindung zwischen französischer Philosophie und ägyptischen Religionspraktiken befasste.

Auch nach unserer Hochzeit hatten Frank und ich das Nomadendasein eines Fakultätsmitglieds geführt, das sich zwischen Kontinentalkonferenzen und vorübergehenden Mietwohnungen bewegte – bis der Ausbruch des Krieges ihn in die Offiziersausbildung und zum MI6 verschlug und mich in die Schwesternausbildung. Obwohl wir schon sieben Jahre verheiratet waren, würde das neue Haus in Oxford unser erstes richtiges Zuhause sein.

Ich klemmte mir fest die Handtasche unter den Arm, marschierte in den Laden und kaufte die Vasen.

Ich begegnete Frank an der Kreuzung der High Street und der Gereside Road, in die wir dann zusammen einbogen. Angesichts meiner Einkäufe zog er die Augenbrauen hoch.

»Vasen?« Er lächelte. »Wunderbar. Vielleicht hörst du ja dann auf, mir Blumen in meine Bücher zu stecken.«

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