Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Ach wirklich?«, fragte Mr. Crook und zog neugierig eine seiner buschigen weißen Augenbrauen hoch. »Ich habe ein paar Pressen – also, richtige Pressen – für Pflanzen und Ähnliches. Habe sie von meinem Neffen, als er in den Semesterferien hier war. Er hat sie extra für mich organisiert, und ich hab’s nicht übers Herz gebracht, ihm zu sagen, dass ich so etwas nicht benutze. Kräuter hängt man auf, oder vielleicht trocknet man sie auf einem Rahmen und steckt sie dann in einen Gazebeutel oder ein Glas, aber ich habe keine Ahnung, warum man die armen Dinger plattquetschen sollte.«

»Tja, vielleicht, um sie sich anzusehen«, wandte Mrs. Baird eifrig ein. »Mrs. Randall hat ein paar hübsche Arrangements aus Malvenblüten und Veilchen gemacht; man könnte sie auch einrahmen und an die Wand hängen.«

»Mmmpfm.« Mr. Crooks zerfurchtes Gesicht schien skeptisch einzuräumen, dass das eventuell möglich war. »Nun, wenn Sie sie brauchen können, Mrs. Randall, können Sie die Pressen gerne haben. Ich möchte sie nicht wegwerfen, aber ich habe wirklich keine Verwendung dafür.«

Ich versicherte Mr. Crook, dass es mich freuen würde, die Pflanzenpressen zu benutzen, und dass es mich noch mehr freuen würde, wenn er mir zeigen würde, wo einige der selteneren Pflanzen der Gegend zu finden waren. Er warf mir einen scharfen Blick zu, den Kopf zur Seite gelegt wie ein betagter Turmfalke, schien aber dann zu beschließen, dass mein Interesse ernsthaft war. Wir einigten uns darauf, dass wir uns am nächsten Morgen zu einer Führung durch das hiesige Gebüsch treffen würden. Ich wusste, dass Frank vorhatte, den Tag in Inverness zu verbringen, um das Archiv im Rathaus zu konsultieren, und ich war froh, eine Entschuldigung zu haben und ihn nicht begleiten zu müssen. Was mich betraf, sah ein Taufregister wie das andere aus.

Kurz darauf riss sich Frank von Mr. Wakefield los, und wir gingen in Begleitung von Mrs. Baird nach Hause. Ich selbst zögerte zwar, das Hühnerblut auf der Türschwelle anzusprechen, doch Frank waren solche Hemmungen fremd, und er befragte sie neugierig nach den Hintergründen dieses Brauchs.

»Dann ist er wohl schon sehr alt?«, fragte er und schwenkte einen Stock durch die Blumen am Straßenrand. Gänsefuß und Fingerkraut blühten schon, und ich konnte die Ginsterknospen schwellen sehen, noch eine Woche, und sie würden ebenfalls blühen.

»Och, aye.« Mrs. Baird watschelte im Eiltempo voraus und kannte kein Erbarmen mit unseren jüngeren Beinen. »So alt, dass es niemand weiß, Mr. Randall. Sogar noch aus der Zeit vor den Riesen.«

»Riesen?«, fragte ich verständnislos.

»Aye. Fionn und Feinn.«

»Gälische Sagen«, merkte Frank interessiert an. »Heldensagen. Wahrscheinlich altnordischen Ursprungs. Es gibt hier und an der ganzen Westküste viele altnordische Einflüsse. Einige Orte haben altnordische Namen, keine gälischen.«

Ich verdrehte innerlich die Augen, weil ich den nächsten Ausbruch ahnte, doch Mrs. Baird lächelte freundlich und ermunterte ihn noch, indem sie sagte, dass das stimmte, sie wäre selbst schon oben im Norden gewesen und hätte den Stein der Zwei Brüder gesehen, und der wäre doch altnordisch, nicht wahr?

»Die Nordmänner sind zwischen dem sechsten und dem vierzehnten Jahrhundert immer wieder an dieser Küste gelandet«, sagte Frank und blickte verträumt zum Horizont, wo er ganz bestimmt Drachenschiffe in den windgepeitschten Wolken sah. »Wikinger, weißt du? Und sie haben viele ihrer eigenen Mythen mitgebracht. Es ist ein gutes Land für Mythen. So etwas scheint hier Wurzeln zu schlagen.«

Das glaubte ich gern. Die Dämmerung brach jetzt herein, und mit ihr zog ein Sturm herauf. Im gespenstischen Licht unter den Wolken sahen selbst die modernen Häuser an der Straße genauso alt und unheilvoll aus wie der verwitterte Piktenstein, der dreißig Meter weiter stand und die Kreuzung bewachte, die er schon seit tausend Jahren markierte. Es schien ein Abend zu werden, den man besser hinter geschlossenen Fensterläden verbrachte.

Doch statt gemütlich in Mrs. Bairds guter Stube zu bleiben und sich den Hafen von Perth im Stereoptikon anzuschauen, beschloss Frank, die Verabredung zum Sherry einzuhalten, die er mit Mr. Bainbridge getroffen hatte, einem Anwalt, der sich für historische Dokumente interessierte. Da ich meine erste Begegnung mit Mr. Bainbridge nicht vergessen hatte, blieb ich lieber mit dem Hafen von Perth zu Hause.

»Versuch zurück zu sein, ehe der Sturm ausbricht«, sagte ich und gab Frank einen Abschiedskuss. »Und grüße Mr. Bainbridge von mir.«

»Ääh, ja. Ja, natürlich.« Frank, der meinem Blick sorgfältig auswich, schlüpfte in seinen Mantel und ging, nachdem er sich einen Schirm aus dem Ständer an der Tür genommen hatte.

Ich schloss die Tür hinter ihm, verriegelte sie aber nicht, damit er wieder hereinkonnte. Auf dem Rückweg ins Wohnzimmer dachte ich, dass Frank mit Sicherheit so tun würde, als hätte er gar keine Frau – und Mr. Bainbridge dabei mit Freuden mitspielen würde. Was ich ihm eigentlich nicht verdenken konnte.

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