Das Zitat jagte mir einen Schauder über den Rücken. »Dann ist es wohl ziemlich modern und aufgeklärt von ihnen, wenn sie stattdessen Hühner nehmen. Du meinst also, da die Häuser noch nicht alt sind, hat man nichts darunter begraben, und die Bewohner holen dieses Versäumnis jetzt auf diese Weise nach?«
»Ja, genau.« Frank schien erfreut über meine Fortschritte zu sein und klopfte mir anerkennend auf den Rücken. »Der Reverend sagt, viele Menschen hier meinen, dass der Krieg zum Teil dadurch verursacht wurde, dass sich die Leute von ihren Wurzeln abgewandt und es versäumt haben, anständig vorzusorgen, indem sie zum Beispiel ein Opfer unter dem Fundament vergraben oder Fischgräten im Kaminfeuer verbrennen – ausgenommen Schellfisch natürlich«, fügte er glücklich zerstreut hinzu. »Wusstest du, dass man die Gräten eines Schellfischs nicht verbrennt, weil man sonst nie wieder einen fängt? Schellfischgräten muss man immer vergraben.«
»Ich werde es beherzigen«, versprach ich. »Sag mir, was man tun muss, um nie wieder einen Hering zu sehen, und ich bin sofort dabei.«
Er schüttelte den Kopf – gedankenverloren auf dem Gipfel seiner Konzentration, in einer jener kurzen Anwandlungen wissenschaftlicher Verzückung, in denen er den Kontakt mit der Welt ringsum verlor und vollständig damit beschäftigt war, alle Quellen seines Wissens anzuzapfen.
»Wie es mit Heringen geht, weiß ich nicht«, sagte er geistesabwesend. »Aber gegen Mäuse hängt man Zittergrasbüschel auf – ›Hast du Zittergras im Haus, siehst nie wieder eine Maus‹. Das ist mit Leichen unter dem Fundament anders – daher kommen nämlich viele der hiesigen Gespenster. Erinnerst du dich an Mountgerald, das große Haus am Ende der High Street? Da spukt ein Arbeiter herum, den sie als Opfer für das Fundament umgebracht haben. Irgendwann im achtzehnten Jahrhundert, das ist noch gar nicht so lange her«, fügte er nachdenklich hinzu.
»Es heißt, dass auf Anordnung des Hausbesitzers erst eine Wand errichtet wurde, dann haben sie von oben einen Steinblock auf einen der Arbeiter fallen gelassen – vermutlich haben sie einen ausgesucht, den niemand leiden konnte – und ihn dann im Keller begraben und das restliche Haus über ihm errichtet. Er sucht den Keller heim, in dem er ermordet wurde, außer am Jahrestag seines Todes und an den vier Alten Tagen.«
»Alte Tage?«
»Die alten Feste«, erklärte er, mit den Gedanken immer noch bei den Notizen in seinem Kopf. »Hogmanay, das ist Neujahr. Dann das Maifest. Danach Beltane, das ist der Sommeranfang oder anders ausgedrückt der Mittsommer. Und zuletzt Allerheiligen. Die Druiden, die alten Pikten, sie alle haben die Sonnenfeste und die Feuerfeste begangen, soweit wir das wissen. Wie dem auch sei, die Geister sind frei an diesen Tagen und können umherwandern, wie es ihnen beliebt, und Böses oder Gutes tun.« Er rieb sich nachdenklich das Kinn. »Nicht mehr lange bis Beltane. Pass lieber auf, wenn du das nächste Mal am Kirchhof vorbeikommst.« Seine Augen glitzerten, und ich begriff, dass die Trance vorüber war.
Ich lachte. »Gibt es denn hier besonders berühmte Gespenster?«
Er zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Wir fragen Mr. Wakefield, wenn wir ihn das nächste Mal sehen, ja?«
Es dauerte nicht lange, bis wir Mr. Wakefield sahen. Er saß gemeinsam mit einer ganzen Reihe von Anwohnern der Nachbarschaft im Pub und trank ein Bier zur Feier der Häuserweihe.
Er schien ziemlich verlegen zu sein, weil wir ihn auf frischer Tat dabei ertappten, dass er heidnischen Bräuchen seinen Segen gab, doch wir taten das Ganze einfach als historisch eingefärbten lokalen Brauch ab, ähnlich wie den St. Patrick’s Day.
»Eigentlich ausgesprochen faszinierend, wissen Sie«, gestand er uns, und mit einem innerlichen Seufzer erkannte ich den Gesang des Akademikers, so unverwechselbar wie das
Da ich aus Erfahrung wusste, wie schwierig es war, Frank von einer solchen Diskussion abzulenken, ergriff ich einfach seine Hand, schlang seine Finger um den Glasstiel und überließ ihn sich selbst.
Ich fand Mrs. Baird auf einer Bank am Fenster, wo sie vergnügt ein Bier mit einem älteren Herrn trank, den sie mir als Mr. Crook vorstellte.
»Das ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe, Mrs. Randall«, sagte sie, und ihre Augen leuchteten vom Alkohol und aus Freude an der Gesellschaft. »Der sich so gut mit Pflanzen auskennt. Mrs. Randall interessiert sich nämlich sehr für Blumen«, vertraute sie ihrem Begleiter an, der ihr den Kopf zuneigte, halb aus Höflichkeit, halb, weil er schwerhörig war. »Presst sie in Büchern und so.«