Читаем Outlander – Feuer und Stein: 1 (German Edition) полностью

»Es freut mich, dass Ihr gekommen seid, Mistress Claire«, sagte er freundlich. »Gwyllyn freut sich über jedes neue Ohr für seine Lieder, obwohl wir ihm sowieso alle immer gern zuhören.« Das Oberhaupt des MacKenzie-Clans sah ziemlich müde aus, dachte ich; seine breiten Schultern waren ein wenig vornübergesunken, und die Falten in seinem vorzeitig gealterten Gesicht waren deutlich sichtbar.

Ich murmelte eine höfliche Belanglosigkeit und sah mich im Saal um. Es trafen jetzt immer mehr Leute ein, die sich hier und dort in kleinen Grüppchen zum Plaudern zusammenstellten, ehe sie allmählich ihre Plätze auf den Bänken einnahmen.

»Verzeihung?« Als ich mich umdrehte, weil ich Colum im zunehmenden Lärm nicht verstanden hatte, hielt er mir die Karaffe entgegen, ein hübsches, glockenförmiges Gefäß aus blassgrünem Kristallglas. Die darin enthaltene Flüssigkeit sah durch das Glas betrachtet grün aus wie die See, entpuppte sich jedoch, in ein Weinglas ausgeschenkt, als herrlicher Rosé mit einem köstlichen Bouquet. Der Geschmack erfüllte, was der Duft versprach, und ich schloss selig die Augen und ließ mir den Gaumen vom Aroma des Weins kitzeln, ehe ich mir den Nektar Schluck für Schluck durch die Kehle laufen ließ.

»Gut, nicht wahr?« Die tiefe Stimme hatte einen belustigten Unterton, und als ich die Augen öffnete, lächelte mich Colum beifällig an.

Ich öffnete den Mund, um zu antworten, und stellte fest, dass der sanfte Geschmack trog; der Wein war so kräftig, dass er mir fast die Stimmbänder lähmte.

»Wun… wunderbar«, brachte ich mühsam heraus.

Colum nickte. »Aye, so ist es. Rheinwein. Habt Ihr so etwas schon einmal getrunken?« Ich schüttelte den Kopf, während er mir die Karaffe über das Glas hielt und den Kelch diesmal ganz mit der rosafarbenen Flüssigkeit füllte. Dann drehte er sein eigenes Glas am Stiel vor seinem Gesicht, so dass der Feuerschein den Inhalt zinnoberrot aufblitzen ließ.

»Aber Ihr erkennt einen guten Wein«, sagte Colum und neigte sein Glas, um seinerseits den fruchtigen Duft zu genießen. »Nun, das liegt ja vermutlich auf der Hand, wenn Eure Familie aus Frankreich stammt. Zumindest die eine Hälfte, sollte ich wohl sagen«, verbesserte er sich mit einem schnellen Lächeln. »Aus welcher Gegend Frankreichs kommen Eure Verwandten denn?«

Ich zögerte einen Moment, dann dachte ich, bleib bei der Wahrheit, soweit es geht, und antwortete: »Es ist eine alte Verbindung, und sie ist nicht sehr eng, doch die Verwandten, die ich wohl dort habe, sind aus dem Norden, aus der Nähe von Compiègne.« Etwas verblüfft begriff ich, dass meine Verwandten in diesem Moment tatsächlich in der Nähe von Compiègne lebten. So viel dazu, bei der Wahrheit zu bleiben.

»Ah. Ihr selbst seid noch nie dort gewesen?«

Ich neigte das Glas und schüttelte den Kopf. Ich schloss die Augen und holte tief Luft, um das Parfum des Weins genüsslich einzuatmen.

»Nein«, sagte ich, ohne die Augen zu öffnen. »Und ich bin auch noch keinem meiner dortigen Verwandten begegnet.« Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, dass er mich aufmerksam beobachtete. »Das habe ich Euch doch schon gesagt.«

Er nickte ungerührt. »Das habt Ihr.« Seine Augen waren von einem wunderschönen sanften Grau und hatten dichte schwarze Wimpern. Colum MacKenzie war ein sehr attraktiver Mann, zumindest vom Scheitel bis zur Taille. Mein Blick huschte an ihm vorbei zu der Gruppe, die dem Feuer am nächsten stand. Dort unterhielt sich seine Frau Letitia gemeinsam mit einigen anderen Damen angeregt mit Dougal MacKenzie. Ebenfalls ein äußerst attraktiver Mann, noch dazu von Kopf bis Fuß.

Ich richtete mein Augenmerk wieder auf Colum und sah ihn in die Betrachtung eines Wandteppichs versunken.

»Und wie ich Euch ebenfalls schon gesagt habe«, störte ich ihn abrupt und riss ihn aus seiner vorübergehenden Geistesabwesenheit, »würde ich mich gern so schnell wie möglich auf den Weg nach Frankreich machen.«

»Ja, das habt Ihr«, sagte er erneut in freundlichem Ton und griff mit fragend hochgezogener Augenbraue nach der Karaffe. Ich hielt ihm mein Glas hin und zeigte mit dem Finger auf die Hälfte, um ihm anzuzeigen, dass ich nur ein wenig Wein wollte, doch er füllte den zarten Kelch noch einmal fast bis zum Rand.

»Nun, wie ich Euch bereits gesagt habe, Mistress Beauchamp«, fuhr er fort, den Blick auf den steigenden Weinpegel gerichtet, »müsst Ihr Euch wohl damit abfinden, eine Weile hierzubleiben, bis wir Eure Weiterreise arrangieren können. Es gibt schließlich keinen Grund zur Eile. Es ist Frühling, und es dauert noch Monate, bis die Herbststürme die Kanalüberquerung zu einem Risiko machen.« Er hob den Blick und die Karaffe und sah mich scharf an.

»Aber wenn Ihr mir die Namen Eurer Verwandten in Frankreich nennen würdet, könnte ich vielleicht eine Nachricht vorausschicken – damit sie auf Eure Ankunft vorbereitet sind, versteht Ihr?«

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