Читаем Paganinis Fluch полностью

»Direktor Palmcrona«, erwiderte sie.

»Was meinen Sie mit herunterholen?«

»Ich bitte um Entschuldigung, ich bin nur die Haushälterin, ich dachte …«

Die Situation machte sie verlegen, und sie begann, die Treppe hinunterzugehen, blieb jedoch abrupt stehen, als Joona ihre Frage beantwortete:

»Er hängt noch.«

»Ja«, hatte sie gesagt und ihn mit einem vollkommen ausdruckslosen Gesicht angesehen.

»Haben Sie ihn heute dort hängen sehen?«

»Nein«, antwortete sie.

»Was hat sie dann veranlasst, mich zu fragen, ob wir ihn heruntergeholt haben? Ist etwas passiert? Haben Sie etwas Besonderes gesehen?«

»Eine Schlinge, die von einem Lampenhaken im kleinen Salon herabhing«, lautete ihre Antwort.

»Sie haben die Schlinge gesehen?«

»Selbstverständlich.«

»Hatten Sie denn nicht die Befürchtung, dass er sie benutzen könnte?«, fragte Joona.

»Sterben ist kein Albtraum«, antwortete sie mit einem zurückhaltenden Lächeln.

»Was haben Sie gesagt?«

Die Frau hatte nur den Kopf geschüttelt.

»Was denken Sie, wie ist er gestorben?«, fragte Joona sie daraufhin.

»Ich denke mir, dass sich die Schlinge um seinen Hals zuzog«, antwortete sie leise.

»Und wie kam die Schlinge um seinen Hals?«

»Ich weiß nicht … vielleicht brauchte sie Hilfe«, meinte sie fragend.

»Was meinen Sie mit Hilfe?«

Ihre Augen rollten nach hinten, und Joona dachte schon, dass sie ohnmächtig werden würde, aber dann stützte sie sich mit der Hand an der Wand ab und begegnete von Neuem seinem Blick.

»Man findet überall hilfsbereite Menschen«, sagte sie schwach.

Spende Boerse

8

Åhlén

Das Schwimmbad des Landespolizeiamts ist still und leer, hinter der Glaswand ist es ruhig, und in der Cafeteria sitzen keine Gäste. Das Wasser in dem großen blauen Becken ist fast spiegelglatt. Das Licht der Unterwasserlampen, die das Becken von unten beleuchten, schaukelt langsam auf Wänden und Decke. Joona Linna schwimmt eine Bahn nach der anderen, hält sein Tempo und kontrolliert den Rhythmus seiner Atemzüge.

Er schwimmt, während verschiedene Erinnerungen durch sein Bewusstsein taumeln, zum Beispiel Disas Gesicht, als sie meinte, ihre Zähne würden kribbeln, wenn sie ihn sehe.

Joona erreicht den Beckenrand, wendet unter Wasser und stößt sich mit den Beinen ab. Es ist ihm nicht bewusst, dass er schneller schwimmt, als er sich in Gedanken plötzlich in Carl Palmcronas Wohnung in der Grevgatan befindet. Erneut betrachtet er den hängenden Körper, die Urinpfütze, die Fliegen im Gesicht. Der Tote hatte Mantel und Schuhe angehabt, sich aber trotzdem die Zeit genommen, Musik anzustellen.

Das Ganze hatte Joona das Gefühl einer zugleich geplanten und spontanen Tat vermittelt, eine bei Selbstmord keineswegs ungewöhnliche Mischung.

Er schwimmt schneller, wendet, erhöht weiter die Schlagzahl und lässt innerlich Revue passieren, wie er durch Palmcronas Flur geht und nach dem Klingeln die Tür öffnete, woraufhin er die hoch aufgeschossene Frau mit den großen Händen erblickt, die hinter der Tür im Dämmerlicht des Treppenabsatzes steht.

Joona macht am Beckenrand heftig atmend Pause und legt seine Arme auf das Plastikgitter, das die Überlaufrinne abdeckt. Seine Atemzüge beruhigen sich schnell, aber die Schwere in den Schultermuskeln, die von der Milchsäure kommt, nimmt noch zu. Eine Gruppe von Polizisten in Trainingsanzügen betritt das Schwimmbad. Die Beamten haben zwei Rettungspuppen, eine Kinder- und eine Übergewichtpuppe, dabei.

»Sterben ist kein Albtraum«, hatte die große Frau gesagt und dabei gelächelt.

Seltsam gestresst steigt Joona aus dem Becken. Er weiß nicht, was es ist, aber Carl Palmcronas Tod lässt ihm keine Ruhe. Aus irgendeinem Grund sieht er immer noch den leeren, hellen Raum vor sich. Hört die ruhige Geigenmusik in Kombination mit dem trägen Surren der Fliegen.

Joona weiß genau, dass es sich um einen Selbstmord handelt, und versucht sich zu sagen, dass der Fall nichts für die Landeskripo ist. Trotzdem würde er nur zu gern zum Fundort eilen und ihn sich noch einmal ansehen, ihn untersuchen, jedes Zimmer durchgehen und überprüfen, ob er etwas übersehen hat.

Während seines Gesprächs mit der Haushälterin hatte er gedacht, sie wäre verwirrt, dass sich der Schock wie dichter Nebel um sie gelegt, sie konfus und verdächtig gemacht hätte, weshalb sie ihm so eigenartig und unzusammenhängend geantwortet hatte. Doch jetzt versucht Joona, die Sache genau umgekehrt zu sehen. Vielleicht war sie ja gar nicht verwirrt, gar nicht geschockt, sondern hatte seine Fragen möglichst konkret beantwortet. Wenn das zutreffen sollte, behauptete die Haushälterin, Edith Schwartz, dass jemand Carl Palmcrona bei der Schlinge geholfen hatte, dass es helfende Hände, hilfsbereite Menschen gegeben hatte. Wenn es so war, dann erzählte sie, dass sein Tod kein selbst verschuldetes Ereignis gewesen war, dass er seinen Tod nicht alleine herbeigeführt hatte.

Irgendetwas stimmt da nicht.

Er weiß, dass er recht hat, kann das Gefühl aber nicht greifen.

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