Читаем Paganinis Fluch полностью

»Ich friere, wir müssen trockene Kleider auftreiben«, stottert Penelope mit klappernden Zähnen an Björns kalter Brust.

Sie rappeln sich auf, und er stützt sie, als sie auf steifen Beinen durch den Wald gehen. Björns nasse Turnschuhe quietschen bei jedem Schritt. Penelopes nackte Füße leuchten weiß auf dem Erdboden. Nass und kalt hängt der Trainingsanzug an ihrem Körper. Schweigend suchen sie sich einen Weg nach Osten, fort von Ornö. Zwanzig Minuten später erreichen sie das andere Ufer. Die Sonne steht schon hoch und glitzert blendend auf dem glatten Meer. Die Luft wird wärmer. Penelope bleibt vor einem Tennisball stehen, der im hohen Gras liegt. Gelblich grün und seltsam fremd erscheint er ihr. Erst als sie erneut aufblickt, entdeckt sie das Haus. Fast verschwunden hinter einer dichten Hecke aus Fliedersträuchern liegt ein kleines rotes Haus mit einer schönen Veranda zum Wasser hin. Die Vorhänge sind in allen Fenstern zugezogen, und in der Laube steht eine Hollywoodschaukel ohne Polster. Das Gras ist hoch, ein abgebrochener Ast von einem alten Apfelbaum liegt quer auf dem Weg aus hellgrauen Pflastersteinen.

»Es ist keiner zu Hause«, flüstert Penelope.

Sie schleichen sich näher an das Haus heran, bleiben auf Hundegebell oder wütende Rufe gefasst. Sie blicken zwischen den Vorhängen hinein, gehen um die Ecke und versuchen vorsichtig, die Haustür zu öffnen. Sie ist abgeschlossen, und Penelope schaut sich um.

»Wir müssen da rein, wir müssen uns ausruhen«, sagt Björn. »Wir werden ein Fenster einschlagen müssen.«

An der Wand steht ein Tontopf, in dem eine kleine Pflanze mit schmalen blassgrünen Blättern wächst. Penelope steigt süßer Lavendelduft in die Nase, als sie sich bückt und einen Stein aus dem Topf nimmt. Er ist aus Plastik und an seiner Unterseite befindet sich ein kleiner Deckel. Sie nimmt ihn ab, zieht den Schlüssel heraus und legt den Plastikstein in den Topf zurück.

Sie schließen auf und gelangen in einen Flur mit einem Fußboden aus Kieferdielen. Penelope spürt, wie ihre Beine zittern, sie sind kurz davor nachzugeben. Tastend sucht ihre Hand nach Halt. An den Wänden hängen plüschige Medaillontapeten. Penelope ist derart müde und hungrig, dass ihr das Haus so unwirklich erscheint wie ein Lebkuchenhaus. Überall hängen gerahmte Fotos mit Widmungen. Unterschriften und Grüße, geschrieben mit Goldstift oder schwarzer Tinte. Die Gesichter kennt sie aus schwedischen Fernsehprogrammen: Siewert Öholm, Bengt Bedrup, Kjell Lönnå, Arne Hegerfors, Magnus Härenstam, Malena Ivarsson, Jacob Dahlin.

Sie gehen weiter in das Haus hinein, durch ein Wohnzimmer und in die Küche, ihre Augen halten unstet Ausschau.

»Hier können wir nicht bleiben«, flüstert Penelope.

Björn geht zum Kühlschrank und öffnet ihn. Er ist mit frischen Lebensmitteln gefüllt. Das Haus ist offenbar doch nicht so verlassen, wie sie angenommen haben. Björn schaut sich um und holt Käse, eine halbe Salami und die Milchtüte aus dem Kühlschrank. In der Vorratskammer findet Penelope ein Baguette und ein Paket Cornflakes. Fiebrig reißen sie das Brot in Stücke, reichen sich abwechselnd den Käse und verspeisen große Bissen, die sie mit dem Brot herunterschlingen. Björn trinkt gierig direkt aus der Milchtüte, die Milch läuft ihm aus den Mundwinkeln den Hals herab. Penelope isst Pfeffersalami und Flakes, nimmt die Milchtüte an, trinkt und verschluckt sich, muss husten und trinkt weiter. Sie lächeln sich nervös an, ziehen sich vom Fenster zurück und essen, bis sie ruhiger werden.

»Bevor wir weitergehen, müssen wir frische Kleider finden«, sagt Penelope.

Während sie das Haus durchsuchen, regt sich nach und nach das eigentümlich kribbelnde Gefühl in ihnen, das man bekommt, wenn einem vom Essen warm wird. Der Kreislauf kommt in Schwung, das Herz schlägt fest, der Magen schmerzt, das Blut fließt in den Adern.

Im größten Schlafzimmer mit einer Glastür zur Fliederlaube gibt es eine Schrankwand mit Spiegeltüren. Penelope öffnet die Schiebetür.

»Was ist denn das?«

Der große Schrank ist vollgestopft mit seltsamen Kleidern. Goldene Jacketts, schwarz glitzernde Paillettengürtel, ein gelber Smoking und eine taillenlange, flauschige Pelzjacke. Verblüfft wühlt Penelope in jeder Menge Stringbadehosen und durchsichtigen, getigerten, tarngemusterten und gestrickten Tangaslips.

Sie öffnet die zweite Schranktür, findet einfachere Kleider, Pullover, Jacken und Hosen. Sie sucht eilig und rafft einige Kleidungsstücke zusammen. Zittrig zieht sie die durchnässte Trainingshose und die Bikinihose aus, streift die enge Kapuzenjacke und das schmutzige Bikinioberteil ab.

Im Spiegel sieht sie sich plötzlich selbst. Sie ist voller blauer Flecken, ihre Haare hängen in schwarzen Strähnen, sie hat Wunden im Gesicht, Abschürfungen und blaue Flecken an den Schienbeinen, sie blutet immer noch aus einer Wunde am Oberschenkel, und ihre Hüfte ist nach dem Sturz den steilen Hang hinunter aufgeschürft.

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