«Nichts ist doch — so scheint mir — gewisser als der Satz, daß es eine Wissenschaft von nichtidentifizierbaren Gegenständen überhaupt nicht geben kann. Die von manchen versuchte Definition des Psychischen, es sei das, was je 'nur einem' gegeben sei, schlösse daher — wäre sie richtig — jede empirische Psychologie aus. Denn nicht nur in mehreren Akten des Einzelwesens muß das diesem Einzelwesen gegebene Psychische identifizierbar sein, sondern auch von einer Mehrheit von Personen. Nur eine realistische Psychologie, in der der Gehalt der inneren Wahrnehmung genau unterschieden wird vom Wahrgenommenen, d. i. dem real psychischen Bestände, führt hinaus über die unmittelbare Bewußtseinsgegenwart. Man verkenne doch nicht, daß Bewußtsein als solches, d. h. wesensgesetzlich nur Bewußtseinsgegenwart ist (auch wenn Gegenwarts-, Vergangenheits-, Zukunftsbewußtsein wieder als Teilinhalte in es eingeschlossen sind). Bemerken, Beachtung, Beobachtung, die — in dieser Ordnung sich voraussetzend — in der Ursprungsordnung der Wissensakte von Psychischem niemals das innerlich Wahrgenommene selbst, sondern nur das in Retention noch Gegebene betreffen können, können wiederum in Wesen und Leistungsgrenzen nicht von der empirischen Psychologie selber untersucht werden — die sich ja ihrer als Erkenntnismittel bereits bedient —; diese Fragen gehören der Erkenntnistheorie der Psychologie als Problem an. Ist die Selbstbeobachtung als Aktart an Ursprung früher, gleichursprünglich oder später als die Fremdbeobachtung (so wie etwa die innere Selbstwahrnehmung sicher 'früher' ist als die innere Fremdwah-mehmung)? Oder ist sie nur ein analogisches Verhalten zu sich selbst, 'gleich als ob man ein anderer wäre', wie schon Th.Hobbes — wie uns scheint — mit Recht gesagt hat. Und nicht minder ist die Erkenntnistheorie des Verstehens wieder Voraussetzung, nicht Klärungsobjekt der empirischen Psychologie. 'Aussagen' der Versuchsperson über das, was sie etwa in experimentell unterstützter Selbstbeobachtung gefunden hat, müssen doch wohl vom Versuchsleiter zuerst 'verstanden', ja mit-gedacht, nach-gedacht werden, bevor das Ausgesagte den Anspruch hat, die Feststellung einer 'wissenschaftlichen Tatsache' zu sein. Nicht die empirische Psychologie kann dieses Verstehen, dieses Mitund Nachdenken klären: es ist eine sozialerkenntnis-theoretische Voraussetzung ihres Verfahrens.