Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

»Nun, auch das ist ein Ausweg!« dachte er sich, während er langsam und träge am Kanalkai ging. »Ich werde dem doch ein Ende machen, weil ich es so will ... Ist es aber auch ein Ausweg? Ist ja ganz gleich! Den Arschin Raum werde ich doch noch haben, ja! Was ist das aber für ein Ende! Ist es denn das Ende? Werde ich es ihnen sagen oder nicht? Ach ... Teufel! Ich bin auch müde, wenn ich mich nur schnell irgendwo hinlegen oder hinsetzen könnte! Das Beschämendste ist, daß es so dumm ist. Aber ich spucke auch darauf! Pfui, was für Dummheiten einem manchmal in den Sinn kommen! ...«

Um ins Polizeibureau zu kommen, mußte man immer geradeaus gehen und bei der zweiten Ecke nach links einschwenken: es waren nur wenige Schritte. Aber er blieb schon an der ersten Ecke stehen, dachte eine Weile nach, bog in die Seitengasse ein und machte so einen Umweg von zwei Straßen, – vielleicht machte er es ohne jede Absicht, vielleicht aber auch, um es noch eine Weile hinzuziehen und Zeit zu gewinnen. Er ging und blickte zu Boden. Plötzlich war es ihm, als hätte ihm jemand etwas ins Ohr geraunt. Er hob den Kopf und merkte, daß er an jenem Hause, dicht vor dem Toreingange stand. Seit jenem Abend war er hier weder gewesen noch vorbeigegangen.

Ein unwiderstehliches und unerklärliches Verlangen zog ihn hin. Er trat ein, durchschritt den ganzen Torweg, bog in den ersten Eingang nach rechts ein und fing an, die bekannte Treppe in das dritte Stockwerk hinaufzusteigen. Auf der engen und steilen Treppe war es sehr finster. Er blieb auf jedem Absatze stehen und sah sich neugierig um. Auf dem ersten Treppenabsatze war ein Fensterrahmen ganz herausgenommen. »Das war damals nicht«, sagte er sich. Da ist auch die Wohnung im ersten Stock, wo damals die zwei Anstreicher gearbeitet haben. »Zugeschlossen; die Tür ist neu gestrichen; also ist die Wohnung zu vermieten.« Da ist schon das zweite Stockwerk ... das dritte ... »Hier ist es!« Da überkamen ihn Zweifel: die Tür zu dieser Wohnung stand weit offen, es waren Menschen darin, man hörte Stimmen; das hatte er keineswegs erwartet. Nach kurzem Schwanken ging er die letzten Stufen hinauf und trat in die Wohnung ein.

Auch diese Wohnung wurde neu hergerichtet, und es waren Arbeiter da; dies versetzte ihn wohl in Erstaunen. Aus irgendeinem Grunde hatte er geglaubt, daß er hier alles genau in dem gleichen Zustande antreffen würde, wie er es damals zurückgelassen hatte; vielleicht sogar die Leichen auf denselben Stellen auf dem Boden. Jetzt aber: kahle Wände, keine Möbel; es war so seltsam! Er ging zum Fenster und setzte sich aufs Fensterbrett.

Es waren in dem Raume zwei Arbeiter, beide junge Burschen: der eine älter, der andere viel jünger. Sie beklebten die Wände mit neuen Tapeten, weiß mit lila Blümchen, an Stelle der früheren gelben, zerrissenen und abgewetzten. Auf Raskolnikow machte das, er wußte selbst nicht warum, einen unangenehmen Eindruck; er blickte diese neuen Tapeten feindselig an, als täte es ihm leid, daß man alles verändert hatte.

Die Arbeiter hatten sich anscheinend verspätet. Jetzt rollten sie das Papier schnell zusammen und wollten wohl aufbrechen. Das Erscheinen Raskolnikows erregte ihre Aufmerksamkeit fast gar nicht. Sie unterhielten sich über etwas. Raskolnikow kreuzte die Arme und begann zuzuhören.

»Kommt also jene des Morgens zu mir«, erzählte der Altere dem Jüngeren, »in aller Frühe, schön ausgeputzt. ›Was scharwenzelst du so vor mir‹, sage ich ihr, ›was tust du so schön?‹ – ›Ich will‹, sagte sie, ›Tit Wassiljitsch, Ihnen ganz angehören!‹ Ja, siehst du, so ist es! Und ausgeputzt war sie – das reinste Journal!«

»Was ist das: ›Journal‹, Onkelchen?« fragte der Jüngere.

Offenbar ließ er sich vom »Onkelchen« belehren.

»Ein Journal, Bruder, das sind solche bemalte Bildchen, und die kommen an die hiesigen Schneider jeden Sonnabend mit der Post aus dem Auslande, um zu zeigen, wie sich jedermann, das männliche Geschlecht und das weibliche, zu kleiden hat. So eine Zeichnung also. Das männliche Geschlecht wird meistens in Pekeschen dargestellt, und was das weibliche Geschlecht betrifft, so sind da solche Souffleurs, daß einem das Wasser im Munde zusammenläuft.«

»Was es in diesem Petersburg nicht alles gibt!« rief der Jüngere begeistert. »Außer Vater und Mutter gibt es hier alles!«

»Ja, außer ihnen findest du hier alles«, bestätigte der Ältere belehrend.

Raskolnikow stand auf und ging ins andere Zimmer, wo die Truhe, die Betten und die Kommode gestanden hatten; das Zimmer erschien ihm jetzt ohne die Möbel furchtbar klein. Die Tapeten waren noch dieselben; in der Ecke war auf der Tapete deutlich die Stelle zu sehen, wo der Schrein mit dem Heiligenbilde gestanden hatte. Er sah sich alles an und kehrte zu seinem Fenster zurück. Der ältere Arbeiter schielte nach ihm.

»Was wünschen Sie?« fragte er plötzlich, sich an ihn wendend.

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