Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

Statt eine Antwort zu geben, stand Raskolnikow auf, ging auf die Treppe hinaus, ergriff den Glockenzug und zog daran. Die gleiche Klingel, der gleiche blecherne Ton! Er zog noch einmal und ein drittes Mal. Er lauschte und besann sich. Die frühere quälende, furchtbare, häßliche Empfindung kam ihm immer greller und lebhafter in Erinnerung, er zuckte bei jedem Tone zusammen, und es wurde ihm immer wohler und wohler ums Herz.

»Was willst du denn? Wer bist du?« rief der Arbeiter, zu ihm hinausgehend.

Raskolnikow trat wieder in die Tür.

»Ich will die Wohnung mieten«, sagte er. »Ich sehe sie mir an.«

»Nachts mietet man keine Wohnungen; außerdem müßten Sie mit dem Hausknecht kommen.«

»Der Fußboden ist gewaschen. Wird man ihn neu streichen?« fuhr Raskolnikow fort. »Ist kein Blut da?«

»Was für ein Blut?«

»Hier hat man doch die Alte und ihre Schwester ermordet. Hier war eine ganze Pfütze.«

»Was bist du denn für ein Mensch?« rief der Arbeiter unruhig.

»Ich?«

»Ja.«

»Du willst es wohl wissen? ... Komm mit aufs Polizeibureau, dort werde ich es sagen.«

Die Arbeiter sahen ihn erstaunt an.

»Wir müssen gehen, wir haben uns verspätet. Komm, Aljoschka. Wir müssen schließen«, sagte der ältere Arbeiter.

»Gut, wollen wir gehen!« erwiderte Raskolnikow gleichgültig und ging voraus, langsam die Treppe hinabsteigend. »He, Hausknecht!« rief er, als er in den Torweg trat.

Vor dem Hauseingange auf der Straße standen einige Menschen, die sich die Vorübergehenden ansahen, es waren die beiden Hausknechte, ein Weib, ein Kleinbürger in einem Hausrock und noch jemand. Raskolnikow ging gerade auf sie zu.

»Was wollen Sie?« fragte einer der Hausknechte.

»Bist da im Polizeibureau gewesen?«

»Ja, soeben. Was wünschen Sie?«

»Sitzen die Beamten noch dort?«

»Ja, sie sitzen noch.«

»Ist auch der Gehilfe da?«

»Ja, er war eine Zeitlang da. Was wollen Sie?«

Raskolnikow gab keine Antwort und blieb neben ihnen nachdenklich stehen.

»Er wollte sich die Wohnung ansehen«, sagte der ältere Arbeiter herantretend.

»Was für eine Wohnung?«

»Wo wir arbeiten. ›Warum hat man das Blut abgewaschen?‹ hat er gesagt. ›Hier ist ein Mord geschehen, und ich will mir die Wohnung mieten.‹ Und er begann an der Klingel zu ziehen, hätte sie beinahe abgerissen, ›Gehen wir‹, sagte er, ›aufs Polizeibureau, dort werde ich alles sagen.‹ Er gab uns keine Ruhe!«

Der Hausknecht musterte Raskolnikow verständnislos und finster.

»Wer bist du denn!?« fragte er etwas strenger.

»Ich bin Rodion Romanowitsch Raskolnikow, ehemaliger Student und wohne im Hause Schiel, hier in der Seitengasse, es ist nicht weit von hier, Wohnung Nr. 14. Kannst beim Hausknecht nachfragen ... der kennt mich.«

Raskolnikow sagte das alles träge und nachdenklich, ohne sich umzuwenden, aufmerksam auf die dunkel gewordene Straße blickend.

»Wozu sind Sie in die Wohnung gekommen?«

»Um sie mir anzusehen.«

»Was gibt's da zu sehen?«

»Man sollte ihn festnehmen und aufs Polizeibureau bringen!« mischte sich plötzlich der Kleinbürger ein und verstummte gleich wieder.

Raskolnikow sah ihn über die Schulter hinweg an und sagte ebenso leise und träge:

»Gehen wir!«

»Man sollte ihn wirklich hinführen!« sagte der Kleinbürger, neuen Mut fassend. »Warum hat er sich bloß danach erkundigt? Hat er nicht was im Sinn?«

»Betrunken ist er wohl nicht, aber Gott allein weiß, was er für ein Mensch ist«, murmelte der Arbeiter.

»Ja, was wollen Sie denn?« schrie ihn wieder der Hausknecht an, der ernstlich böse wurde. »Was klebst du hier?«

»Vor dem Polizeibureau hast du wohl Angst?« sagte ihm Raskolnikow mit einem Lächeln.

»Wer hat Angst? Was willst du von mir?«

»Ein Gauner!« rief das Weib.

»Was soll man mit ihm viel reden«, rief der andere Hausknecht, ein riesengroßer Kerl, in offenem Bauernrock und mit Schlüsseln im Gürtel. »Scher dich! ... Ist wohl wirklich ein Gauner ... Scher dich!«

Und er packte Raskolnikow an der Schulter und warf ihn auf die Straße hinaus. Raskolnikow stolperte, fiel aber nicht hin. Er richtete sich auf, blickte alle die Zuschauer schweigend an und ging weiter.

»Ein merkwürdiger Mensch«, sagte der Arbeiter.

»So merkwürdig sind jetzt die Leute«, sagte das Weib.

»Man hätte ihn doch aufs Polizeibureau bringen sollen«, fügte der Kleinbürger hinzu.

»Es lohnte sich nicht, sich mit ihm einzulassen«, sagte der große Hausknecht sehr entschieden. »Ist gewiß ein Gauner! Er will es ja selbst, und wenn man sich mit ihm einläßt, so wird man ihn nicht wieder los ... Wir kennen das!«

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