Читаем Verbrechen und Strafe (Schuld und Sühne) полностью

Katerina Iwanowna machte sich am Sterbenden zu schaffen; sie gab ihm zu trinken, wischte ihm den Schweiß und das Blut vom Kopfe, rückte die Kissen zurecht und sprach mit dem Geistlichen, an den sie sich ab und zu mitten in der Arbeit wandte. Jetzt aber stürzte sie sich fast wütend auf ihn.

»Ach, Väterchen! Das sind ja nur Worte! Verzeihen! Da wäre er, wenn man ihn nicht überfahren hätte, betrunken heimgekommen, sein einziges Hemd ist schmutzig und zerfetzt, er hätte sich schlafen gelegt, und ich hätte bis zum Morgen im Wasser herumgepatscht, hätte seine Lumpen und die der Kinder gewaschen, dann vor dem Fenster getrocknet, und beim Tagesanbruch hätte ich mich hingesetzt, um das Zeug zu flicken, so wäre meine Nacht gewesen! ... Was soll man da vom Verzeihen reden! Ich habe ihm auch so verziehen.«

Ein tief aus der Lunge dringender, schrecklicher Husten unterbrach ihre Worte. Sie spuckte ins Taschentuch und hielt dieses dem Geistlichen hin, während sie die eine Hand schmerzvoll an die Brust drückte. Das Taschentuch war voll Blut ...

Der Geistliche senkte den Kopf und sagte nichts.

Marmeladow lag im letzten Todeskampfe; er wandte seine Augen nicht vom Gesicht Katerina Iwanownas, die sich wieder über ihn beugte. Er wollte immer etwas sagen; er fing auch an, angestrengt die Zunge zu bewegen und unverständliche Worte hervorzustoßen, aber Katerina Iwanowna erriet, daß er sie um Verzeihung bitten wollte, und schrie ihn an:

»Schweig! Ist nicht nötig! ... Ich weiß, was du sagen willst! ...«

Der Kranke verstummte; im gleichen Augenblick fiel aber sein umherschweifender Blick auf die Tür, und er erblickte Ssonja.

Bisher hatte er sie nicht bemerkt; sie stand im Schatten in der Ecke.

»Wer ist das? Wer ist das?« sprach er plötzlich mit heiserer, ersterbender Stimme, ganz aufgeregt, entsetzt mit den Augen auf die Tür zeigend, wo seine Tochter stand, und versuchte sich zu erheben.

»Lieg ruhig!« herrschte ihn Katerina Iwanowna an.

Er brachte es aber mit unnatürlicher Anstrengung fertig, sich auf die Hand zu stützen. Wild und unbeweglich blickte er eine Weile die Tochter an, als ob er sie nicht erkenne. Er hatte sie auch noch nie in diesem Aufzuge gesehen. Plötzlich erkannte er sie, die Erniedrigte, Erdrückte, Aufgeputzte und Verschämte, die demütig wartete, bis an sie die Reihe kam, sich von ihrem Vater zu verabschieden. Seine Züge zeigten ein unendliches Leid.

»Ssonja! Tochter! Vergib!« schrie er und wollte nach ihr die Hand ausstrecken, aber er verlor den Stützpunkt und stürzte vom Sofa mit dem Gesicht auf den Fußboden; man lief herbei, hob ihn auf, legte ihn wieder aufs Sofa, er war aber schon im Sterben. Ssonja stieß einen leisen Schrei aus, lief zu ihm hin und umarmte ihn. Er starb in ihren Armen.

»Nun hat er es!« rief Katerina Iwanowna, als sie die Leiche ihres Mannes sah. »Nun, was soll ich jetzt tun? Womit soll ich ihn beerdigen? Und womit soll ich morgen diese da satt kriegen?«

Raskolnikow ging auf Katerina Iwanowna zu.

»Katerina Iwanowna,« fing er an, »Ihr verstorbener Mann hat mir in der vorigen Woche sein ganzes Leben und alle seine Umstände erzählt ... Seien Sie überzeugt, daß er von Ihnen mit Begeisterung und Achtung gesprochen hat. Von jenem Abend an, an dem ich erfuhr, wie er an Ihnen allen hing und wie sehr er besonders Sie, Katerina Iwanowna, trotz seiner unglücklichen Schwäche, achtete und liebte, von jenem Abend an waren wir Freunde geworden ... Erlauben Sie mir jetzt, Ihnen behilflich zu sein ... meinem verstorbenen Freunde die letzte Ehre zu erweisen. Hier sind ... ich glaube, zwanzig Rubel, – und wenn Ihnen mit diesem Gelde geholfen ist, so ... werde ich ... mit einem Wort, ich werde noch vorbeikommen, – ich werde ganz bestimmt vorbeikommen ... vielleicht schon morgen ... Leben Sie wohl ...«

Er ging schnell aus dem Zimmer und drängte sich durch die Menge auf die Treppe; doch hier stieß er plötzlich mit Nikodim Fomitsch zusammen, der vom Unfall gehört hatte und hergekommen war, um persönlich nach dem Rechten zu sehen. Seit dem Vorfall im Polizeibureau hatten sie sich nicht mehr gesehen, aber Nikodim Fomitsch erkannte ihn sofort.

»Ach, sind Sie es?« fragte er ihn.

»Er ist tot«, erwiderte Raskolnikow. »Der Arzt war da, auch der Geistliche war da, alles ist in Ordnung. Ersparen Sie der armen Frau die Aufregung, sie ist ohnehin schwindsüchtig. Sprechen Sie ihr Mut zu, wenn Sie es können ... Sie sind ja ein guter Mensch, ich weiß es ...« fügte er mit einem Lächeln hinzu, ihm gerade in die Augen blickend.

»Wie Sie sich mit Blut beschmiert haben«, bemerkte Nikodim Fomitsch, als er beim Lichte der Laterne einige frische Flecke auf Raskolnikows Weste erblickte.

»Ja, ich habe mich beschmiert ... ich bin ganz mit Blut bedeckt!« sagte Raskolnikow mit einem eigentümlichen Ausdruck. Dann lächelte er, nickte und ging die Treppe hinunter.

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