Gott! Ich bin in einer Lage, die ich meinem ärgsten Feind nicht wünsche; und wenn Sie bester Freund und Bruder mich verlassen, so bin ich unglücklicher und unschuldigeweise sammt meiner armen kranken Frau und Kind verloren. — Schon letzens als ich bei Ihnen war wollte ich mein Herz ausleeren — allein ich hätte es noch nicht — nur zitternd wage ich schriftlich — wenn ich nicht wüßte, daß Sie mich kennen, meine unglückseelige, höchst traurige Laage betreffend, gänzlich überzeugt sind. O Gott! Anstatt Danksagungen komme ich mit neuen Bitten! — anstatt Berichtigung mit neuem Begehren. Wenn Sie mein Herz ganz kennen, so müssen Sie mein Schmerz hierüber ganz fühlen; daß ich durch diese unglückseelige Krankheit in allem Verdienste gehemmt werde, brauche ich Ihnen wohl nicht zu wiederholen; nur daß ich ohngeachtet meiner elender Laage, mich doch entschloß bei mir Subscriptions — Academien zu geben, um doch wenigstens die dermalen so großen und häufigen Ausgaben bestreiten zu können, denn von Ihrer freundlichen Zuwartung war ich ganz überzeugt; aber auch dies gelinget mir nicht; — mein Schicksal ist leider, aber nur in Wien, mir so wirdig, daß ich auch nichts verdienen kann, wenn ich auch will; ich habe 14 Tage eine Liste herumgeschickt, und da steht der einzige Name Swieten! — Da es ietzt doch scheint, daß es mit meinem lieben Weibchen von Tag zu Tage besser geht, so würde ich doch wieder arbeiten können, wenn nicht dieser Schlag, dieser harte Schlag dazu käme; — man tröstet uns wenigstens, daß es besser gehe — obwohl sie mich gestern Abends wieder ganz bestürzt und verzweifelnd machte, so sehr litte sie wieder und ich — mit ihr (den 14ten) aber heute Nacht hat sie so gut geschlafen und befindet sich den ganzen Morgen so leicht, daß ich die beste Hoffnung habe; nun fange ich an wieder zur Arbeit aufgelegt zu seyn — aber ich sehe mich wieder auf einer anderen Seite unglücklich — freylich nur für den Augenblick! — Liebster, bester Freund und Bruder — Sie kennen meine dermaligen Umstände, Sie wissen aber auch meine Aussichten; bey diesem, was wir gesprochen, bleibt es; so oder so, Sie verstehen mich; — unterdessen schreibe ich 6 leichte Klavier-Sonaten für die Prinzessin Friederika und 6 Quartetten für den König, welches ich alles beyKozeluch auf meine Unkosten stechen lasse; nebstbei tragen mir die 2
12-го июл. 1789
Дражайший, лучший друг и многоуважаемый Б.(рат)