Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Ich blickte über seine Schulter. Am ersten Stein stand Carceret. Ihre Blicke durchbohrten mich wie Messer.

»Sie ist außer sich vor Wut«, sagte Tempi leise und machte zugleich für die Zuschauer die Handbewegung für Zuneigung. »Du bist in die Schule aufgenommen worden und hast zu allem Überfluss jetzt auch noch das Schwert ihrer Mutter bekommen.«

Diese Neuigkeit traf mich vollkommen unvorbereitet. Der letzte Eintrag des atas fiel mir ein. »Larel war Carcerets Mutter?«, fragte ich.

Tempi fuhr mir mit der rechten Hand liebevoll durch die Haare. »Ja. Carceret ist völlig außer sich. Sie wird dich liebend gern zum Krüppel schlagen, auch wenn sie dann von der Schule fliegt.«

Ich nickte ernst.

»Sie wird versuchen, dich zu entwaffnen. Pass also auf. Lass dich nicht auf einen Ringkampf ein. Wenn sie dich mit dem Schlafenden Bär oder den Kreisenden Händen packt, ergib dich gleich. Schrei notfalls. Wenn du zögerst oder versuchst dich zu befreien, bricht sie dir den Arm oder reißt ihn dir aus der Schulter. Ich habe sie das erst vor einer Stunde zu ihrer Schwester sagen hören.«

Tempi trat schnell von mir zurück und machte die Gebärde für Achtung und Ehrerbietung.

Jemand berührte mich am Arm. Ich drehte mich um und blickte in Magwyns runzliges Gesicht. »Komm«, sagte sie ruhig und bestimmt. »Es ist Zeit.«

Ich ging hinter ihr her. Die Zuschauer, an denen wir vorbeikamen, bekundeten ihr mit verschiedenen Gebärden ihren Respekt. Magwyn führte mich zum Anfang des Weges. Dort lag einer grauer Felsblock, der mir bis etwa über das Knie reichte und genauso aussah wie die anderen Steine an den Spitzkehren.

Die Alte bedeutete mir, ich solle auf den Stein steigen. Ich blickte auf die versammelten Adem vor mir und verspürte zum ersten Mal in meinem Leben für einen kurzen Moment heftiges Lampenfieber.

Ich beugte mich zu Magwyn hinab. »Darf ich etwas lauter sprechen, wenn ich gleich meinen Vortrag halte?«, fragte ich nervös. »Ich will niemandem zu nahe treten, aber wenn ich es nicht tue, können mich die ganz hinten nicht verstehen.«

Magwyn lächelte mich zum ersten Mal an und ihr runzliges Gesicht wirkte auf einmal ganz freundlich. Sie tätschelte mir die Hand. »Hier wird niemand an einer lauten Stimme Anstoß nehmen«, sagte sie, machte aber zugleich die Gesten für Angemessenheit und Rücksichtnahme. »Gib her.«

Ich schnallte Saicere ab und gab es ihr. Dann bedeutete sie mir, auf den Stein zu steigen.

Ich trug mein atas vor und sie sah mir dabei zu. Zwar konnte ich mich auf mein Gedächtnis verlassen, trotzdem war ich sehr nervös. Ich hätte gern gewusst, was wohl passiert wäre, wenn ich einen Besitzer übersprungen oder einen Namen verwechselt hätte.

Ich brauchte fast eine Stunde, und mein Publikum hörte mir in fast schon gespenstischem Schweigen zu. Als ich fertig war, bot Magwyn mir die Hand und half mir vom Stein herunter, so wie man einer vornehmen Dame beim Aussteigen aus einer Kutsche hilft. Dann zeigte sie zu dem Hügel hoch.

Ich wischte meine schweißnasse Hand ab, packte den hölzernen Griff meines Übungsschwertes und begann den Weg hinaufzugehen. Carceret hatte sich die roten Kleider fest um ihre langen Arme und breiten Schultern gebunden. Die Lederriemen, die sie verwendete, waren breiter und dicker als die von Tempi und leuchteten noch röter, so dass ich mich unwillkürlich fragte, ob sie sie eigens für diesen Tag neu gefärbt hatte. Beim Näherkommen bemerkte ich ihr blaues Auge, das sich schon wieder ein wenig erholt hatte.

Sobald sie meinen Blick auf sich spürte, hob sie ganz langsam und bewusst den Arm und warf ihr Holzschwert weg. Zugleich machte sie so deutlich die Gebärde für Verachtung, dass man es sogar von den billigen Plätzen ganz hinten in der Menge sehen konnte.

Ein Murmeln stieg von den Zuschauern auf, und ich blieb verunsichert stehen. Ich überlegte kurz, dann legte ich mein Übungsschwert neben den Weg und ging weiter.

Carceret wartete auf einer runden, ebenen Grasfläche von etwa zehn Metern Durchmesser. Der Boden war weich, ich hätte vor Stürzen also eigentlich keine Angst zu haben brauchen. Eigentlich. Vashet hatte mich den Unterschied zwischen »jemanden zu Boden werfen« und »jemanden auf den Boden schleudern« gelehrt. Ersteres tat man bei einem Wettkampf, bei dem auch ein gewisser Anstand galt, das zweite, wenn man den Gegner in einem wirklichen Kampf ernsthaft verletzen oder töten wollte.

Bevor ich Carceret zu nahe kam, nahm ich die mir inzwischen vertraute Kampfhaltung ein. Ich hob die Hände, ging in die Knie und widerstand der Versuchung, mich auf die Fußballen zu stellen. Ich wäre mir dann zwar schneller vorgekommen, hätte aber leichter das Gleichgewicht verloren. Dann holte ich tief Luft, um mich zu beruhigen, und ging langsam auf Carceret zu.

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