Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Das Schwert gehöre nicht mir, sagte Vashet, sondern der Schule, dem Land. Wenn ich einmal nicht mehr kämpfen könne, müsse ich es zurückgeben.

Ich kann es ja eigentlich nicht leiden, wenn sich jemand ständig wiederholt, aber diesmal ließ ich Vashet reden. Es war das Mindeste, was ich tun konnte, denn sie war sichtlich erregt und musste sich beruhigen.

Als sie aber zur fünfzehnten Wiederholung ansetzte, fragte ich, was ich tun sollte, wenn das Schwert zerbrach. Nicht der Griff oder die Parierstange, sondern die Klinge. Sollte ich es trotzdem zurückgeben?

Vashet starrte mich bestürzt, geradezu entsetzt an. Sie antwortete nicht, und ich hütete mich den ganzen Vormittag über, weitere Fragen zu stellen.

Nach dem Mittagessen ging Vashet wieder mit mir zu Magwyns Höhle. Ihre Verfassung hatte sich ein wenig gebessert, aber sie war immer noch weit von ihrer gewohnten Geselligkeit entfernt.

»Magwyn wird dir die Geschichte von Saicere erzählen«, sagte sie. »Du musst sie dir merken.«

»Die Geschichte?«

Vashet zuckte mit den Schultern. »Auf Ademisch heißt sie atas, die Geschichte deines Schwertes, der Menschen, die es getragen haben, und ihrer Taten. Du musst sie kennen.«

Wir hatten das obere Ende des Weges erreicht und standen vor Magwyns Tür. Vashet sah mich mahnend an. »Benimm dich bitte so gut du kannst und sei höflich.«

Ich nickte.

»Magwyn ist eine wichtige Person und du musst ihr gut zuhören.«

Ich nickte wieder.

Vashet klopfte an und begleitete mich nach drinnen.

Magwyn saß am selben Tisch wie zuvor und schrieb, soweit ich es beurteilen konnte, dasselbe Buch ab. Sie lächelte, als sie Vashet sah. Dann bemerkte sie mich und setzte die mir vertraute ausdruckslose Miene der Adem auf.

»Magwyn«, begann Vashet. Höflichste Bitte. »Dieser Schüler braucht das atas seines Schwertes.«

»Welches Schwert hast du für ihn gefunden?«, fragte Magwyn. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können, und ihr Gesicht wurde noch runzliger.

»Saicere«, sagte Vashet.

Magwyn lachte. Es klang mehr wie ein Gackern. Dann mühte sie sich von ihrem Stuhl herunter. »Ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht bin«, sagte sie und verschwand durch eine Tür, die tiefer in den Felsen hinein führte.

Vashet ging wieder hinaus und ich stand verlegen da wie in einem dieser Albträume, in denen man auf der Bühne steht und vergessen hat, was man sagen soll oder welche Rolle man überhaupt spielt.

Magwyn kehrte mit einem dicken, in braunes Leder gebundenen Buch zurück. Auf eine Handbewegung von ihr nahmen wir in den Sesseln Platz, die einander gegenüberstanden. Ihrer war weich gepolstert und mit Leder bezogen, meiner nicht. Das Schwert legte ich mir auf die Beine. Einerseits schien es mir richtig, das zu tun, andererseits spürte ich es gerne unter meinen Händen.

Magwyn legte sich das Buch auf den Schoß. Das Leder knackte, als sie es aufschlug. Dann blätterte sie, bis sie die gesuchte Stelle fand. »Zuerst kam Chael«, las sie. »Der mich zu unbekanntem Zwecke im Feuer schmiedete. Er trug mich, dann legte er mich ab.«

Magwyn blickte auf. Da sie das Buch mit den Händen hielt, konnte sie keine Gebärden machen. »Und?«, fragte sie.

»Was soll ich tun?«, fragte ich höflich. Ich konnte aufgrund meines Verbands auch keine Gebärden machen. Wir waren wirklich ein schönes Paar, beide halb stumm.

»Sprich mir nach«, sagte sie ärgerlich. »Du musst es auswendig lernen.«

»Zuerst kam Chael«, sagte ich. »Der mich zu unbekanntem Zwecke im Feuer schmiedete. Er trug mich, dann legte er mich ab.«

Magwyn nickte. »Als Nächster kam Etaine …«

Ich sprach ihr nach. In dieser Weise fuhren wir etwa eine halbe Stunde lang fort und gingen namentlich einen Besitzer nach dem anderen durch und wem sie in Treue verbunden gewesen waren und welche Gegner sie getötet hatten.

Anfangs machten mich die vielen Namen und Orte noch neugierig, dann begann mich die Liste zu deprimieren. Jeder Eintrag endete mit dem Tod des Besitzers, und keiner war eines natürlichen Todes gestorben. Einige waren in Kriegen gefallen, andere im Zweikampf. Bei vielen hieß es nur »getötet von« oder »ermordet von«, ohne Hinweis auf die näheren Umstände. Die ersten dreißig Einträge lauteten alle gleich, ich hörte kein einziges Mal etwas wie »Schied friedlich im Schlaf und umringt von seinen wohlgenährten Enkeln aus dieser Welt«.

Schließlich war die Liste nicht mehr deprimierend, sondern nur noch langweilig.

»Als Nächste kam Finol mit dem klaren, leuchtenden Auge«, wiederholte ich bereitwillig. »Von Dulcen sehr geliebt. Sie tötete zwei Daruna und wurde dann von Graumännern in Drossen Tor getötet.«

Ich räusperte mich, bevor Magwyn fortfahren konnte. »Mit Verlaub«, sagte ich, »wie viele haben Caesura im Lauf der Jahre getragen?«

»Saicere«, verbesserte Magwyn mich scharf. »Maße dir nicht an, den Namen zu verändern. Er bedeutet zu brechen, zu fangen und zu fliegen.«

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