»Einiges«, antwortete ich und fuchtelte wieder mit meiner verbundenen Hand. Ohne sie musste ich auf feinere Nuancen verzichten. »Ich habe mich an einem Ort weit weg von hier damit befasst und weiß darüber mehr als viele andere, aber natürlich immer noch sehr wenig.«
Magwyn musterte mich erneut lange. »Dann weißt du, dass du mit niemandem über deinen neuen Namen sprechen darfst. Er gehört nur dir, und es ist gefährlich, ihn jemandem zu verraten.«
Ich nickte.
Magwyn schien damit zufrieden. Sie setzte sich wieder und schlug ein Buch auf. »Vashet, mein kleines Häschen, komm mich bald einmal besuchen.«
»Bestimmt, Großmutter«, antwortete Vashet.
»Danke, Magwyn«, sagte Shehyn.
Die Alte nickte zum Abschied zerstreut und wir folgten Shehyn nach draußen.
Später am Abend kehrte ich noch einmal zu Vashets Haus zurück. Vashet saß auf der Bank davor und betrachtete den Himmel, an dem soeben die Sonne unterging.
Sie klopfte auf den Platz neben sich und ich setzte mich. »Wie fühlt es sich an, kein Barbar mehr zu sein?«, fragte sie.
»So ähnlich wie bisher«, antwortete ich. »Etwas beschwipster.«
Nach dem Abendessen hatte Penthe mich zu sich nach Hause geschleppt, wo eine Art Feier stattfand. Oder vielleicht genauer ein geselliges Beisammensein, da keine Musik gespielt und auch nicht getanzt wurde. Immerhin war ich geschmeichelt, dass Penthe sich die Mühe gemacht hatte, fünf weitere Adem aufzutreiben, die meine Aufnahme in die Schule mit mir feiern wollten.
Ich stellte zu meiner Freude fest, dass die unbewegten Mienen der Adem sich gleich nach den ersten Schlucken Alkohol auflösten. Schon bald grinsten wir alle wie Barbaren. Ich entspannte mich, zumal ich jetzt meiner verbundenen Hand die Schuld an meiner mangelhaften Beherrschung der Sprache geben konnte.
»Shehyn hat heute gesagt, sie wisse etwas über die Rhinta«, begann ich vorsichtig.
Vashet sah mich mit ausdruckslosem Gesicht an.
»Ich habe schon überall nach solchen Informationen gesucht«, fuhr ich fort. »Es gibt kaum etwas, das für mich wichtiger wäre.«
Vashet sah mich einen Moment lang an, als warte sie darauf, dass ich noch etwas sagte. Dann machte sie die Geste für
Ich nickte und ließ das Thema fallen.
Eine Weile saßen wir in geselligem Schweigen da, während die Sonne langsam hinter den Horizont sank. Vashet holte tief Luft und seufzte ausgiebig. Mir wurde bewusst, dass wir noch nie so nebeneinander gesessen hatten, von kurzen Verschnaufpausen oder Erholungspausen nach einem Sturz abgesehen. Bis dahin hatte jeder Augenblick unseres Zusammenseins meinen Übungen gegolten.
»Heute Abend«, sagte ich schließlich, »meinte Penthe, ich hätte wohl einen schönen Zorn und sie würde ihn gerne mit mir teilen.«
Vashet kicherte. »Das hat aber nicht lange gedauert.« Sie sah mich wissend an. »Was ist passiert?«
Ich wurde ein wenig rot. »Äh, sie … hat mich daran erinnert, dass Körperkontakt bei den Adem nicht als etwas besonders Intimes gilt.«
Vashets Lächeln wurde geradezu lüstern. »Sie hat dich gepackt, ja?«
»Fast hätte sie es«, sagte ich. »Aber ich bin inzwischen schneller als noch vor einem Monat.«
»Ich glaube nicht, dass du schneller bist als Penthe«, erwiderte Vashet. »Sie will nur das Liebesspiel mit dir spielen. Es ist ganz harmlos.«
»Danach wollte ich dich fragen«, sagte ich langsam. »Ob es harmlos ist.«
Vashet hob die Augenbrauen und bekundete mit einer Geste
»Ich mag Penthe sehr«, sagte ich vorsichtig. »Aber du und ich, wir hatten …« Ich suchte nach einem Wort. »Wir waren intim.«
Vashet begriff, was ich meinte, und sie lachte wieder. »Du meinst, wir hatten Sex miteinander. Aber das intime Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler geht weit darüber hinaus.«
»Ja«, sagte ich erleichtert, »ich hatte mir schon so etwas gedacht, wollte aber sichergehen.«
Vashet schüttelte den Kopf. »Ich hatte ganz vergessen, wie das bei euch Barbaren ist«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang Nachsicht. »Ich musste das alles auch meinem Dichterkönig erklären, aber das ist schon so viele Jahre her.«
»Du wärst also nicht gekränkt, wenn ich …« Ich machte eine vage Bewegung mit meiner verbundenen Hand.
»Du bist jung und voller Kraft«, sagte sie. »So etwas ist gesund für dich. Warum sollte ich gekränkt sein? Gehört dein Liebesspiel auf einmal mir, dass ich böse sein müsste, wenn du es mit jemand anderem spielst?«
Vashet brach ab, als sei ihr etwas anderes eingefallen. Sie sah mich an. »Oder bist etwa