Penthe machte die Handbewegung für
»Was denn zum Beispiel?« Ich musste daran denken, was ich über die Adem und das Lethani gehört hatte, bevor ich Tempi kennenlernte.
Penthe zuckte die Schultern.
»Heißt das, dass ihr euren nicht trinkt?«, fragte ich erstaunt.
Penthe erstarrte mitten im Lachen und sah mich an. Gesicht und Hände zeigten eine verwirrte Mischung aus Verlegenheit, Ekel und Unglauben, ein so bizarres Wirrwarr von Gefühlen, dass ich unwillkürlich lachen musste. Ich sah ihre Erleichterung, als sie merkte, dass ich nur einen Witz gemacht hatte.
»Ich verstehe schon«, sagte ich. »Wir erzählen uns ähnliche Geschichten über die Adem.«
In Penthes Augen trat ein Funkeln. »Du musst sie mir erzählen, wie ich dir unsere erzählt habe. Das ist nur gerecht.«
Da ich noch wusste, wie Tempi auf die Geschichten über das Wortfeuer und Lethani reagiert hatte, beschloss ich, Penthe etwas anderes zu erzählen. »Bei uns sagt man, Adem, die sich als Söldner verdingen, würden nie lieben. Es heißt, ihr würdet eure ganze Energie und Kraft in den Ketan stecken und wärt deshalb so gute Krieger.«
Penthe bekam einen Lachanfall. »Wenn es so wäre, hätte ich es nie bis zum dritten Stein geschafft.«
Mein Puls beschleunigte sich, als ich das hörte.
»Aber ich kann mir denken, woher das Gerücht kommt«, fuhr sie fort. »Bestimmt glaubt ihr das, weil kein Adem je mit einem Barbaren ins Bett gehen würde.«
»Ach so«, meinte ich ein wenig enttäuscht. »Warum hast du mich dann auf diese Blumenwiese gebracht?«
»Du bist jetzt einer von uns«, sagte Penthe unbekümmert. »Wahrscheinlich wirst du jetzt viel Besuch bekommen. Du hast ein nettes Gesicht und man muss auf deinen Zorn einfach neugierig sein.«
Sie machte eine Pause und schlug vielsagend die Augen nieder. »Oder hast du eine Krankheit?«
Ich wurde rot. »Was? Nein! Natürlich nicht!«
»Bist du sicher?«
»Ich habe an der Mediho studiert«, erklärte ich ein wenig steif, »der bedeutendsten Schule für Medizin auf der ganzen Welt. Ich weiß alles über die Krankheiten, die man sich einfangen kann, und auch wie man sie erkennt und behandelt.«
Penthe musterte mich skeptisch. »Dir glaube ich ja auch gern. Aber es ist bekannt, dass die Barbaren sich bei der Liebe oft mit Krankheiten anstecken.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nur wieder so ein Märchen. Ich versichere dir, die Barbaren haben nicht mehr Krankheiten als die Adem. Wahrscheinlich sogar weniger.«
Penthe schüttelte den Kopf und sah mich ernst an. »Nein, da irrst du dich. Wie viele von hundert Barbaren haben deiner Einschätzung nach eine solche Krankheit?«
Die Frage war leicht zu beantworten, denn ich hatte an der Mediho auch Statistik gehabt. »Von hundert? Vielleicht fünf. Bei denen, die in Bordellen arbeiten oder welche besuchen, ist die Rate natürlich höher.«
Penthes Gesicht zeigte deutlich ihre Missbilligung und sie erschauerte. »Von hundert Adem hat keiner eine solche Krankheit«, sagte sie entschieden.
»Wirklich?« Ich hob die Hand und formte mit den Fingern einen Kreis. »Kein einziger?«
»Kein einziger«, wiederholte sie felsenfest überzeugt. »Wir könnten uns so etwas nur von einem Barbaren einfangen, und die von uns, die reisen, werden entsprechend gewarnt.«
»Und wenn du dich bei einem anderen Adem ansteckst, der auf seinen Reisen nicht aufgepasst hat?«, fragte ich.
Penthes kleines, herzförmiges Gesicht nahm einen grimmigen Ausdruck an und sie blähte die Nasenflügel. »Bei einem anderen Adem?«