Penthe schüttelte den Kopf und strich sich die Haare zurück. »Nein, es ist wie beim Essen. Zwei Mahlzeiten sind nicht besser als eine.« Sie runzelte die Stirn. »Oder nein, wie beim Wein. Ein Becher ist gut, zwei sind manchmal besser, aber zehn …« Sie nickte ernsthaft. »Genau so ist es mit dem Zorn. In einem Mann, der voll davon ist, wirkt er wie Gift. Der Mann will dann zu vieles. Er will alles und wird wunderlich im Kopf und gewalttätig.«
Sie nickte wie zu sich selbst. »Ja, deshalb ist Zorn meiner Meinung nach das richtige Wort. Man merkt es, wenn jemand seinen Zorn die ganze Zeit in sich ansammelt. Der Zorn schlägt dann um, wendet sich gegen sich selbst und entfaltet eine zerstörerische statt schöpferische Kraft.«
»Ich kann mir solche Männer vorstellen«, sagte ich. »Aber auch Frauen.«
»Alle Dinge haben diesen Zorn«, wiederholte Penthe mit einem Schulterzucken. »Ein Stein hat im Vergleich zu einem knospenden Baum nicht viel. Dasselbe gilt für die Menschen. Einige haben mehr, andere weniger. Die einen gebrauchen ihn weise, andere nicht.« Sie lächelte mich breit an. »Ich habe viel davon und deshalb liebe ich das Liebesspiel so sehr und kämpfe so wild.« Sie biss mich wieder in die Brust, diesmal weniger spielerisch, und arbeitete sich dann zu meinem Hals hinauf.
»Aber wenn du den Männern beim Liebesspiel den Zorn nimmst«, sagte ich mühsam konzentriert, »heißt das nicht, dass du immer mehr davon willst, je mehr du hast?«
»Es ist wie mit dem Wasser, mit dem man eine Pumpe in Gang setzt«, sagte sie heiß an meinem Ohr. »Aber jetzt komm, ich will alles von dir haben, auch wenn wir dazu den ganzen Tag und die halbe Nacht brauchen.«
Nach unserer Rückkehr von der Wiese gingen wir ins Badehaus und dann zu Penthe nach Hause. Sie bewohnte zwei gemütliche, an eine Felswand gebaute Zimmer. Der Mond stand am Himmel und sah uns schon seit geraumer Zeit durch das Fenster zu, wobei ich nicht glaube, dass er etwas zu sehen bekam, das er noch nicht kannte.
»Reicht dir das jetzt?«, fragte ich endlich atemlos. Wir lagen nebeneinander auf Penthes wunderbar breitem Bett und ließen den Schweiß auf unseren Körpern trocknen. »Wenn du mir noch mehr Zorn abnimmst, reicht er mir am Ende nicht einmal mehr zum Sprechen oder Atmen.«
Meine Hand lag auf ihrem flachen Bauch. Ihre Haut war weich und glatt, aber wenn sie lachte, spürte ich darunter ihre Bauchmuskeln hart wie stählerne Bänder.
»Ja, für jetzt reicht es.« Die Erschöpfung war auch Penthe deutlich anzuhören. »Vashet wäre verärgert, wenn ich allen Saft aus dir herauspressen würde wie aus einer Frucht.«
Trotz des langen Tages war ich seltsam wach, und auch meine Gedanken waren klar und scharf. Mir fiel etwas ein, das Penthe gesagt hatte. »Du meintest, Frauen könnten ihren Zorn vielseitig verwenden. Was können Frauen im Unterschied zu Männern damit tun?«
»Wir unterrichten«, sagte Penthe. »Wir geben Namen, wir zählen die Tage, wir sorgen dafür, dass alles reibungslos abläuft, wir pflanzen und wir machen Babys.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir tun vieles.«
»Männer können das auch«, sagte ich.
Penthe kicherte. »Du hast mich falsch verstanden«, sagte sie und strich über mein Kinn. »Männer können sich Bärte wachsen lassen, aber Babys sind etwas anderes, daran seid ihr nicht beteiligt.«
»Wir tragen sie nicht aus«, erwiderte ich ein wenig gekränkt, »aber wir sind schließlich an ihrer Entstehung beteiligt.«
Penthe lächelte mich an, als hätte ich einen Witz gemacht. Doch dann verging ihr Lächeln. Sie stützte sich auf den Ellbogen auf und musterte mich eingehend. »Meinst du das im Ernst?«
Als sie mein verwirrtes Gesicht sah, riss sie erstaunt die Augen auf und setzte sich hin. »Tatsächlich!«, rief sie. »Du glaubst an Mann-Mütter!« Sie kicherte und schlug beide Hände vor den Mund. »Ich habe daran nie geglaubt!« Sie ließ die linke Hand sinken und grinste mich amüsiert an. Dazu machte sie die Geste für
»Du meinst das im Ernst?«, sagte sie. Die eine Hand hielt sie sich weiter vor den lächelnden Mund. »Du glaubst wirklich, dass der Mann das Baby in die Frau hineinlegt?«
»Na ja … doch«, sagte ich ein wenig verlegen. »Sozusagen. Um ein Baby zu machen, braucht man einen Mann und eine Frau, eine Mutter und einen Vater.«
»Ihr habt sogar ein Wort dafür!«, rief Penthe begeistert. »Ich habe davon schon gehört, damals als man mir von der Suppe aus Dreck erzählte. Aber ich hätte nie geglaubt, dass es stimmt!«
Ich wurde langsam unruhig und setzte mich ebenfalls auf. »Du weißt aber doch, wie Babys gemacht werden, ja?« Ich machte die Geste für