Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Ich machte einige tröstende Laute und strich ihr mit der Hand übers Haar. Endlich beruhigte sie sich und fiel in einen erschöpften Schlaf, ohne mich freilich loszulassen.

Ich wagte nicht, mich zu bewegen, um sie nicht zu wecken. Mit zusammengebissenen Zähnen lag ich da und dachte an Alleg, Otto und die anderen. Ich dachte an das Blut und an die Schreie und den Gestank der verbrannten Haut. An all das dachte ich und ich träumte von noch schlimmeren Dingen, die ich ihnen hätte antun können.

Danach hatte ich die Albträume nie wieder. Manchmal kommt mir auch heute noch Alleg in den Sinn, und dann lächle ich.

Am nächsten Tag erreichten wir Levinshir. Ellie war wieder bei klarem Bewusstsein, blieb aber schweigsam und in sich gekehrt. Doch kamen wir jetzt schneller voran, vor allem weil die Mädchen sich wieder so weit bei Kräften fühlten, dass sie abwechselnd den Grauschimmel ritten.

Wir legten sechs Meilen zurück, bevor wir eine Mittagspause machten. Die Mädchen wurden immer aufgeregter, denn die Landschaft kam ihnen zunehmend bekannt vor und sie erkannten die Silhouette der Berge in der Ferne und einen schiefen Baum am Straßenrand.

Doch als wir uns Levinshir näherten, wurden sie auf einmal wieder still.

»Gleich hinter der nächsten Anhöhe ist es«, sagte Krin und stieg vom Apfelschimmel. »Reite du das letzte Stück, Ell.«

Ellie sah sie an und dann mich. Dann blickte sie auf ihre Füße und schüttelte den Kopf.

Ich musterte die beiden. »Alles in Ordnung?«

»Mein Vater bringt mich um.« Krin sagte es mit einem kaum hörbaren Flüstern. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben.

»Dein Vater ist heute Abend der glücklichste Mensch der Welt«, erwiderte ich. Doch ich wollte ganz ehrlich sein. »Vielleicht ist er auch wütend, aber nur, weil er die letzten acht Tage besinnungslos vor Angst war.«

Krin schien ein wenig beruhigt, doch dann begann Ellie zu schluchzen. Krin nahm sie in die Arme und machte beruhigende Laute.

»Niemand wird mich heiraten«, schluchzte Ell. »Ich wollte Jason Waterson heiraten und ihm in seinem Laden helfen. Aber jetzt heiratet er mich bestimmt nicht mehr. Niemand heiratet mich.«

Ich sah Krin an. Aus ihren nassen Augen sprach dieselbe Furcht, im Unterschied zu Ell allerdings auch Zorn.

»Wer das denkt, ist ein Dummkopf«, sagte ich mit aller Überzeugung, die ich aufbieten konnte. »Und ihr beide seid viel zu klug und zu schön, als dass ihr Dummköpfe heiraten würdet.«

Das schien auch Ellie zu beruhigen. Sie musterte mich, wie um sich zu vergewissern, dass sie mir glauben konnte.

»Stimmt doch«, sagte ich. »Und ihr könnt ja nichts dafür. Das dürft ihr in den nächsten Tagen nicht vergessen.«

»Ich hasse Männer!«, rief Ellie in einer plötzlichen Zornesaufwallung. »Ich hasse sie!« Sie umklammerte die Zügel des Apfelschimmels, dass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten, ihr Gesicht war dabei vor Wut verzerrt. Krin legte den Arm um sie, aber als sie dann mich ansah, bemerkte ich in ihren dunklen Augen denselben Zorn.

»Dazu hast du alles Recht«, sagte ich so wütend und hilflos wie nie zuvor in meinem Leben. »Aber ich bin auch ein Mann. Wir sind nicht alle so.«

So standen wir noch eine Weile da, nur eine halbe Meile vom Dorf entfernt. Zur Beruhigung unserer Nerven tranken wir einen Schluck Wasser und aßen einen Bissen Brot. Dann brachte ich die beiden vollends nach Hause.

Kapitel 135

Ankunft im Dorf

Levinshir war keine große Ortschaft. Etwa zweihundert Menschen lebten dort, vielleicht auch dreihundert, wenn man die umliegenden Bauernhöfe mit einrechnete. Bei unserer Ankunft war Essenszeit, und die unbefestigte Straße, die das Dorf teilte, war leer und verlassen. Ellie sagte, sie wohne auf der anderen Seite der Ortschaft. Ich hoffte, dass uns auf dem Weg dorthin niemand sehen würde. Die beiden Mädchen waren erschöpft und verstört, und ein Publikum klatschsüchtiger Nachbarn war das Letzte, was sie brauchten.

Aber es sollte nicht sein. Auf halbem Weg durch den Ort sah ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung in einem Fenster. »Ell!«, rief eine Frauenstimme, und nur wenige Augenblicke später kamen aus sämtlichen Türen Menschen heraus.

Die Frauen waren schneller als die Männer. Innerhalb einer Minute umringte etwa ein Dutzend von ihnen wie schützend die beiden Mädchen. Sie redeten, weinten und umarmten einander. Den Mädchen schien es nichts auszumachen. Vielleicht war es besser so. Ein herzliches Willkommen konnte ihre Genesung beschleunigen.

Die Männer hielten sich zurück, da sie wussten, dass sie in solchen Situationen nur störten. Die meisten sahen von der Haustür oder Treppe aus zu. Ein halbes Dutzend kam langsam auf der Straße näher. Es waren vorsichtige Menschen, Bauern und deren Freunde, die sich im Umkreis von zehn Meilen alle mit Namen kannten. In einer Ortschaft wie Levinshir gab es – mit Ausnahme von mir – keinen Fremden.

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