Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Celean ließ mich los, trat einen Schritt zurück und sah zu, wie ich mich aufsetzte.

»Du bist wirklich nicht besonders gut«, sagte sie mit kränkender Offenheit.

»Ich bin es nicht gewöhnt, kleine Mädchen zu schlagen«, erwiderte ich.

»Woher auch?« Sie lachte. »Um sich an etwas zu gewöhnen, muss man es immer wieder tun. Du hast wahrscheinlich überhaupt noch nie eine Frau geschlagen.«

Sie hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie, ließ mir aufhelfen und hoffte, dass das Ganze nicht zu peinlich aussah. »Was ich damit meine ist, dass es sich dort, wo ich herkomme, nicht gehört, gegen Frauen zu kämpfen.«

»Das verstehe ich nicht«, sagte Celean. »Dürfen die Männer nicht gemeinsam mit den Frauen kämpfen?«

»Bei uns kämpfen die Frauen in der Regel überhaupt nicht«, erklärte ich.

Celean drehte die Hand um und öffnete und schloss sie abwesend, als sei ihr Handteller schmutzig und als wollte sie den Schmutz abreiben. In der Gebärdensprache bedeutete diese Bewegung Erstaunen, eine Art verwirrtes Stirnrunzeln. »Wie können sie dann ihren Ketan verbessern, wenn sie nicht üben?«

»Dort, wo ich herkomme, gibt es für Frauen keinen Ketan.«

Celean kniff die Augen zusammen. Dann hellte sich ihre Miene auf. »Du meinst wohl, sie haben einen geheimen Ketan«, sagte sie. Sie verwendete das aturische Wort für »geheim«. Ihr Gesicht blieb vollkommen unbewegt, aber sie war am ganzen Körper gespannt vor Erregung. »Einen Ketan, den nur sie kennen und den die Männer nicht sehen dürfen.«

Sie zeigte auf die Bank, auf der unsere Lehrer saßen, ohne uns zu beachten. »Vashet hat auch so etwas. Ich habe sie schon oft gefragt, ob sie ihn mir nicht zeigen will, aber sie weigert sich.«

»Vashet kennt noch einen anderen Ketan?«, fragte ich.

Celean nickte. »Bevor sie zu uns kam, hatte sie Unterricht im Weg der Freude.« Sie sah mit entschlossenem Gesicht zu Vashet hinüber, als wollte sie ihr allein durch Willenskraft ihr Geheimnis entreißen. »Eines Tages gehe ich auch dorthin und lerne diesen Ketan. Ich gehe überallhin und lerne alle Ketans, die es gibt, auch die geheime Lehre vom Band und der Kette und vom bewegten Becken und die Wege der Freude, der Leidenschaft und der Beherrschung, alle.«

So, wie sie es sagte, klang es nicht nach einem kindlichen Tagtraum, als wollte sie unbedingt einmal einen ganzen Kuchen essen. Es klang auch nicht angeberisch, als spreche sie von einem Plan, den sie sich ganz allein ausgedacht hatte und für sehr schlau hielt.

Nein, sie sagte es mit einer ruhigen Bestimmtheit, als erkläre sie lediglich, wer sie sei, und nicht mir, sondern sich selbst.

Sie sah mich wieder an. »Ich werde auch dein Land besuchen.« Feste Überzeugung. »Und ich werde den barbarischen Ketan lernen, den eure Frauen vor euch geheim halten.«

»Du wirst enttäuscht sein«, entgegnete ich. »Ich habe mich vorhin nicht falsch ausgedrückt. Ich kenne das Wort für ›geheim‹. Aber ich wollte sagen, dass dort, wo ich herkomme, nur wenige Frauen kämpfen.«

Celean drehte wieder verwirrt die Hand um und ich merkte daran, dass ich mich deutlicher ausdrücken musste. »Dort, wo ich herkomme, nehmen viele Frauen ihr ganzes Leben lang kein Schwert in die Hand. Die meisten wissen auch gar nicht, wie sie einander mit der Faust oder Handkante schlagen könnten. Sie wissen nichts, was auch nur im Geringsten mit Ketan zu tun hätte. Sie kämpfen überhaupt nicht.« Zur Betonung der letzten beiden Worte machte ich die Geste für entschiedene Verneinung.

Jetzt schien Celean mich endlich zu verstehen. Ich hatte schon erwartet, dass sie ein entsetztes Gesicht machen würde, aber sie stand nur mit verständnisloser Miene und reglos herunterhängenden Händen da, als wisse sie nicht, was sie denken sollte. Es war, als hätte ich gesagt, dass die Frauen in meiner Heimat keine Köpfe hätten.

»Sie kämpfen nicht?«, fragte sie misstrauisch. »Nicht gegen die Männer und nicht gegeneinander? Gegen überhaupt niemanden?«

Ich nickte.

Eine sehr lange Pause entstand. Celean hatte die Stirn gerunzelt, und ich konnte förmlich sehen, wie sie versuchte, sich das vorzustellen. Sie machte die Gebärden für Verwirrung und Ratlosigkeit. »Was tun sie dann?«, fragte sie schließlich.

Ich dachte an die Frauen, die ich kannte, an Mola, Fela und Devi. »Vieles«, antwortete ich. Da mir die entsprechenden Worte fehlten, musste ich sie umschreiben. »Sie machen Bilder aus Steinen, sie kaufen und verkaufen Geld, und sie schreiben Dinge in Bücher.«

Meine Aufzählung schien Celean zu beruhigen. Sie war offenbar erleichtert zu hören, dass die ausländischen Frauen, die nichts vom Ketan wussten, deshalb nicht wie Tote herumlagen.

»Sie heilen Kranke und verbinden Wunden. Sie spielen …« Fast hätte ich gesagt, sie spielen Harfe und singen Lieder, aber ich besann mich rechtzeitig. »Sie spielen Spiele, pflanzen Weizen an und backen Brot.«

Celean überlegte lange. »Aber ich würde lieber all das tun und kämpfen«, sagte sie entschieden.

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