Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

»Einige Frauen tun das auch, aber für die meisten gilt es als Verstoß gegen das Lethani.« Ich sagte nur deshalb »Verstoß gegen das Lethani«, weil mir die ademischen Wörter für »angemessenes Benehmen« fehlten.

Celean machte die Handbewegung für Vorwurf und scharfen Tadel. Zu meiner Überraschung kränkte mich die Zurechtweisung durch dieses Mädchen in seinem leuchtend gelben Hemd viel mehr als je ein Tadel Tempis oder Vashets. »Lethani ist überall gleich«, sagte sie fest. »Es ist nicht wie der Wind, der überall anders weht.«

»Lethani ist wie das Wasser«, erwiderte ich, ohne nachzudenken. »Es ändert sich selbst nicht, passt sich aber in seiner Gestalt seiner Umgebung an. Es ist Fluss und Regen zugleich.«

Celean durchbohrte mich mit ihrem Blick. Als Adem machte sie kein wütendes Gesicht, aber ihr Blick hatte dieselbe Wirkung. »Wie kannst du dir anmaßen zu sagen, was Lethani ist?«

»Wie kannst du es?«

Celean starrte mich einen Moment lang an und ich meinte zwischen ihren hellen Augenbrauen ganz schwach eine senkrechte Falte zu erkennen. Dann lachte sie kurz und hob die Hände. »Ich bin Celean«, rief sie. »Meine Mutter gehört dem dritten Stein an. Ich bin eine geborene Adem, und ich werde dich zu Boden werfen.«

Das tat sie dann auch.

Kapitel 118

Sinn und Zweck

Inmitten der Gebirgsausläufer Ademres kämpften Vashet und ich eine Partie nach der anderen.

Den Wind nahm ich inzwischen kaum noch wahr. Er gehörte genauso zur Landschaft wie der steinige Boden unter meinen Füßen. An einigen Tagen wehte er sanft und zeichnete nur ein Muster ins Gras oder wehte mir die Haare in die Augen. An anderen Tagen blies er so stark, dass er mir knallend die Kleider um Arme und Beine schlug. Er konnte einen ohne Vorwarnung aus einer unerwarteten Richtung anfallen und einem so heftige Stöße versetzen wie eine Hand zwischen den Schulterblättern.

»Warum verbringen wir so viel Zeit mit dem waffenlosen Kampf?«, fragte ich Vashet, während ich einen Kleepflücker ausführte.

»Weil du darin noch so schlecht bist«, antwortete Vashet und wehrte meinen Angriff mit einem Wasserfächer ab. »Weil du mich jedes Mal blamierst. Und weil du drei von vier Mal gegen ein Mädchen verlierst, das halb so groß ist wie du.«

»Aber mit dem Schwert bin ich noch schlechter«, gab ich zu bedenken, während ich Vashet umkreiste und nach einer Blöße suchte.

Vashet nickte. »Stimmt. Deshalb lasse ich dich nur gegen mich kämpfen. Du bist zu wild. Du könntest jemanden verletzen.«

Ich musste lachen. »Aber ich dachte, das sei Sinn und Zweck der ganzen Übung.«

Vashet runzelte die Stirn. Dann fasste sie mich ganz ruhig an Handgelenk und Schulter und nahm mich in den Schlafenden Bären. Mit der rechten Hand hob sie mein Handgelenk über meinen Kopf und bog meinen ausgestreckten Arm schräg nach hinten, mit der linken drückte sie zugleich meine Schulter nach unten. Hilflos musste ich mich vornüberbeugen, den Blick auf den Boden gerichtet.

»Veh«, sagte ich zum Zeichen, dass ich mich ergab.

Doch Vashet ließ mich nicht los. Sie bog meinen Arm noch weiter zurück und drückte noch fester gegen meine Schulter. Die kleinen Knochen in meinem Handgelenk begannen zu schmerzen.

»Veh«, wiederholte ich etwas lauter, weil ich glaubte, sie hätte mich nicht gehört. Doch sie hielt mich weiter fest und zog noch stärker an meinem Handgelenk. »Vashet?« Ich wollte den Kopf nach ihr umdrehen, konnte aber, gebückt wie ich war, nur ihr Bein sehen.

»Wenn Sinn und Zweck unserer Übungen ist, jemanden zu verletzen«, sagte sie, »warum sollte ich dich dann loslassen?«

»Das habe ich nicht gemeint …« Vashet drückte noch stärker und ich verstummte.

»Was ist der Zweck des Schlafenden Bären?«, fragte Vashet ruhig.

»Den Gegner kampfunfähig zu machen«, antwortete ich.

»Wenn du meinst.« Sie verstärkte den Druck mit der langsamen, unaufhaltsamen Gewalt eines Gletschers. Dumpfe Schmerzen begannen in meiner Schulter und meinem Handgelenk zu pochen. »Bald habe ich deinen Arm aus dem Schultergelenk gedreht. Deine Sehnen werden sich dehnen und von den Knochen abreißen, deine Muskeln ebenfalls, und dein Arm wird wie ein nasser Lappen an deiner Seite baumeln. Hat der Schlafende Bär dann seinen Zweck erfüllt?«

Aus einem animalischen Instinkt heraus wehrte ich mich, doch die Schmerzen wurden nur stärker, und ich hörte wieder auf. Vashet hatte mich auch bisher schon in Situationen gebracht, aus denen ich mich nicht mehr befreien konnte. Auch da war ich machtlos gewesen, aber diesmal hatte ich zum ersten Mal das Gefühl der völligen Hilflosigkeit.

»Der Zweck der Schlafenden Bären ist es, die Kontrolle über jemanden zu gewinnen«, fuhr Vashet ruhig fort. »Du bist gegenwärtig in meiner Gewalt und ich kann mit dir tun, was ich will. Ich kann dich hin und her schieben, dir etwas brechen oder dich loslassen.«

»Loslassen wäre mir am liebsten«, sagte ich hoffnungsvoll, bemüht, mir meine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.

Eine Pause entstand. Dann fragte Vashet ruhig: »Was ist also der Zweck des Schlafenden Bären?«

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