Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Ich machte die Geste für höfliche, förmliche Begrüßung. In Anbetracht des bisherigen Tagesverlaufs hielt ich es für geraten, größtmögliche Vorsicht walten zu lassen. Aufgrund von Vashets Bemerkungen musste ich annehmen, dass Penthe ein hochrangiges und allseits geachtetes Mitglied der Schule war.

Dafür war sie noch erstaunlich jung. Es mochte an ihrer kleinen Gestalt oder ihrem herzförmigen Gesicht liegen, sie sah jedenfalls nicht viel älter aus als zwanzig.

»Können wir uns in deiner Sprache unterhalten?«, fragte sie auf Aturisch. »Das wäre sehr freundlich. Ich muss mich im Sprechen üben.«

»Von mir aus sehr gern«, antwortete ich ebenfalls auf Aturisch. »Du sprichst schon sehr gut und ich bin ganz eifersüchtig. Wenn ich Ademisch spreche, komme ich mir vor wie ein großer Bär, der in schweren Stiefeln durch die Gegend trampelt.«

Penthe lächelte schüchtern, hielt sich die Hand vor den Mund und errötete ein wenig. »Darf man eigentlich lächeln?«

»Man darf es und es ist durchaus angemessen. Du hast nur wenig gelächelt, was sehr gut passt, weil ich nur einen kleinen Scherz gemacht habe.«

Penthe nahm die Hand vom Mund und wiederholte das schüchterne Lächeln. Sie war so anmutig wie eine Frühlingsblume und es tat mir in der Seele gut, sie anzusehen.

»Normalerweise würde ich dein Lächeln mit einem Lächeln erwidern«, sagte ich. »Aber hier fürchte ich, andere könnten das für unhöflich halten.«

»Bitte«, sagte sie und machte für alle sichtbar einige deutliche Gesten für mutige Aufforderung, inständige Bitte und herzliche Einladung. »Ich muss üben.«

Ich lächelte, allerdings nicht so breit, wie ich es unter anderen Umständen getan hätte, zum einen aus Vorsicht, aber auch, weil mein Gesicht schmerzte. »Es tut gut, wieder einmal zu lächeln«, sagte ich.

»Ich bin wegen meines Lächelns … ängstlich.« Penthe wollte eine Geste machen, brach aber ab. Ihre Miene veränderte sich, und sie kniff die Augen zusammen, als ärgere sie sich.

»Du meinst das?« Ich machte die Handbewegung für verunsichert.

Sie nickte. »Wie drückt man das mit dem Gesicht aus?«

»Es geht so.« Ich zog die Augenbrauen ein wenig zusammen. »Und als Frau macht man dazu noch das.« Ich schürzte leicht die Lippen. »Und als Mann das.« Ich zog die Mundwinkel nach unten.

Penthe starrte mich verwirrt an. Entgeistert. »Männer und Frauen machen verschiedene Dinge?« Sie klang fassungslos.

»Nicht alle«, beruhigte ich sie. »Und nur bei Kleinigkeiten.«

»Es gibt so vieles zu beachten.« Sie klang ein wenig verzweifelt. »Bei der eigenen Familie weiß man, was jede kleine Veränderung der Mimik bedeutet. Man wächst damit auf und kennt alles in- und auswendig. Mit den Freunden der Kindheit hat man es auch leicht. Man lacht über alles. Aber das …« Sie schüttelte den Kopf. »Woher soll man wissen, wann es richtig ist, die Zähne zu zeigen? Wie oft berührt man sich mit den Blicken?«

»Ich verstehe, was du meinst«, sagte ich. »Mir geht es ähnlich. In meiner eigenen Sprache bin ich zu Hause und kann die klügsten Dinge sagen, aber hier nützt mir das alles nichts.« Ich seufzte. »Es ist so anstrengend, das Gesicht nicht zu bewegen. Ich habe das Gefühl, als hielte ich fortwährend die Luft an.«

»Aber manchmal bewegen wir das Gesicht auch«, sagte Penthe. »Zum Beispiel in Gesellschaft von …« Sie verstummte und machte eine rasche Geste für Entschuldigung.

»Ich habe keine Freunde«, sagte ich. Bedauern. »Ich hatte gehofft, mich mit Vashet anzufreunden, aber ich fürchte, heute habe ich es mir gründlich mit ihr verdorben.«

Penthe nickte. »Ich sehe es.« Sie streckte die Hand aus und strich mit dem Daumen über meine geschwollene Wange. Ihr Daumen fühlte sich kühl an. »Du hast sie offenbar sehr wütend gemacht.«

Ich nickte. »Mir dröhnen immer noch die Ohren.«

Penthe schüttelte den Kopf. »Nein, ich meine deine Wange.« Sie zeigte auf ihr eigenes Gesicht. »Bei jemand anderem wäre das vielleicht versehentlich passiert, aber wenn Vashet so etwas tut, will sie, dass alle es sehen.«

Mir war, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Unwillkürlich hob ich die Hand an mein Gesicht. Natürlich! Meine gerötete Wange war nicht nur eine Strafe, sie war eine Botschaft an alle Adem.

»Was bin ich für ein Narr«, sagte ich leise. »Daran habe ich gar nicht gedacht.«

Schweigend aßen wir eine Weile, dann fragte ich: »Warum hast du dich zu mir gesetzt?«

»Als ich dich heute sah, fiel mir ein, dass ich viel von anderen über dich gehört habe, aber nichts von dir selber weiß.« Es entstand eine kleine Pause.

»Und was sagen die anderen?« Ich lächelte schief.

Penthe streckte wieder die Hand aus und berührte mich mit den Fingerspitzen am Mundwinkel. »Was bedeutet das?«, fragte sie. »Das krumme Lächeln?«

Ich machte die Gebärde für leichten Spott. »Natürlich über mich selber, nicht über dich. Ich kann mir denken, was die anderen sagen.«

»Nicht alles, was sie sagen, ist schlecht«, sagte sie sanft.

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