Читаем Zweiter Tag - Die Furcht des Weisen Band 2 полностью

Als ich die Hügelkuppe überquerte, sah ich sie auf der Holzbank vor ihrer Haustür sitzen. Sie lehnte mit dem Rücken am groben Mauerwerk des Hauses, als genieße sie gerade nur die Nachmittagssonne. Ich atmete tief durch und spürte, wie meine Anspannung ein wenig schwand.

Doch beim Näherkommen sah ich ihr Gesicht. Sie lächelte nicht, hatte aber auch nicht die unbewegte Miene der Adem aufgesetzt. Grausam wie ein Henker blickte sie mir entgegen.

Ich begann zu sprechen, sobald ich nahe genug herangekommen war. »Vashet«, sagte ich bittend, »ich …«

Sie hob die Hand, ohne aufzustehen, und ich verstummte so abrupt, als habe sie mich auf den Mund geschlagen. »Eine Entschuldigung nützt jetzt nichts mehr«, sagte sie so glatt und kalt wie Schiefer. »Alles, was du jetzt sagst, ist nicht glaubwürdig. Du weißt, dass ich wütend bin, und fürchtest dich deshalb. Das bedeutet aber, dass ich deinen Worten nicht trauen kann. Sie entspringen der Furcht. Du bist verschlagen und charmant und ein Lügner. Ich weiß, dass du die Wirklichkeit mit deinen Worten verbiegen kannst. Deshalb höre ich dir nicht zu.«

Sie setzte sich anders hin und fuhr fort: »Ich habe gleich zu Anfang eine Sanftmut an dir bemerkt, wie sie bei einem so jungen Menschen selten ist. Vor allem deshalb glaubte ich, du hättest es verdient, unterrichtet zu werden. Doch mit der Zeit fiel mir noch etwas anderes auf, ein anderes Gesicht, das überhaupt nicht sanft ist. Ich habe es zunächst als Täuschung abgetan, als Angeberei eines jungen Burschen oder absonderlichen Humor eines Barbaren. Aber als du heute mit mir gesprochen hast, wurde mir auf einmal klar, dass in Wirklichkeit die Sanftmut die Maske ist. Und dass dieses andere, nur flüchtig sichtbare Gesicht, dieses finstere und skrupellose Ding, dein wahres Gesicht ist, das sich dahinter verbirgt.«

Vashet sah mich lange an. »Etwas an dir beunruhigt mich zutiefst. Auch Shehyn hat es in den Gesprächen mit dir wahrgenommen. Es hat nicht mit einem Mangel an Lethani zu tun, darum beunruhigt es mich nur um so mehr. Denn es bedeutet, dass dieses Etwas noch tiefer geht als Lethani, und dass Lethani nichts daran ändern kann.«

Sie erwiderte meinen Blick. »Wenn es so ist, dann hätte ich dich nicht unterrichten dürfen. Wenn du so verschlagen bist, dass du mich lange Zeit mit einem falschen Gesicht täuschen konntest, dann bist du eine Gefahr, nicht nur für die Schule. Dann hat Carceret recht und man sollte dich um der Sicherheit aller Beteiligten willen so rasch wie möglich töten.«

Sie stand mit müden Bewegungen auf. »So weit bin ich bei meinem Nachdenken heute gekommen. Am Abend werde ich weiter darüber nachdenken, morgen treffe ich dann meine Entscheidung. Nutze die Zeit, deine Gedanken zu ordnen, und triff die Vorbereitungen, die dir angemessen erscheinen.«

Ohne mich noch einmal anzusehen wandte sie sich ab und ging ins Haus. Lautlos zog sie die Tür hinter sich zu.

Ich irrte eine Weile ziellos umher. Zuerst suchte ich den Schwertbaum auf in der Hoffnung, Celean dort zu finden, doch sie war nirgends zu sehen. Den Blättern zuzusehen war mir kein Trost, nicht an diesem Tag.

Also ging ich ins Badehaus und setzte mich lustlos ins Wasser. Danach sah ich in einem der kleineren Räume zum ersten Mal, seit Vashet mich geschlagen hatte, mein Spiegelbild. Die Hälfte meines Gesichts war rot und geschwollen, einige Prellungen an Schläfe und Kinn waren bereits blau und gelb gefleckt. Außerdem hatte ich einen heftigen Bluterguss am Auge, der sich blau verfärbte.

Während ich mich noch im Spiegel betrachtete, regte sich tief in mir der Zorn. Ich war es leid, hilflos zu warten, während andere über mein Schicksal entschieden. Ich hatte getan, was man von mir verlangte, hatte die Sprache meiner Gastgeber gelernt und war stets höflich gewesen, und im Gegenzug hatte man mich behandelt wie einen Hund. Man hatte mich geschlagen, verhöhnt und mir mit dem Tod und Schlimmerem gedroht. Jetzt hatte ich endgültig genug.

Langsam drehte ich meine Runde durch Haert. Ich besuchte die Zwillingsschwestern, den geschwätzigen Schmied und den Schneider, bei dem ich meine Kleider gekauft hatte. Ich plauderte mit allen, stellte Fragen und tat so, als könnte man mir nicht ansehen, dass jemand mich vor wenigen Stunden halb bewusstlos geschlagen hatte.

Meine Vorbereitungen nahmen geraume Zeit in Anspruch, und ich verpasste darüber das Abendessen. Bei meiner Rückkehr zur Schule wurde es bereits dunkel. Ich suchte auf dem kürzesten Weg mein Zimmer auf und schloss die Tür hinter mir.

Dann leerte ich den Inhalt meiner Taschen auf das Bett. Einige Dinge hatte ich gekauft, den Rest geklaut: zwei Kerzen aus feinstem, weichem Bienenwachs, einen langen Span spröden Stahls, der von einer minderwertigen Schwertklinge abgebrochen war, eine Rolle blutrotes Garn und aus dem Badehaus ein mit Wasser gefülltes Fläschchen, das mit einem Korken verschlossen war.

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