Читаем 0196951001361827419 adrian lara - midnight breed 01 полностью

„Davon gab es zu jener Zeit erst wenige. Und noch weniger, die das Risiko eingehen mochten, die Stammesgefährtin eines Kriegers aufzunehmen. Wir und die, die wir liebten, waren lebendige Zielscheiben für die Gräueltaten der Rogues. Tegan wusste all das, doch er verband sich trotzdem mit einer Frau. Bald danach wurde sie von den Rogues gefangen. Sie quälten sie. Vergewaltigten sie. Und bevor sie sie zu ihm zurückschickten, saugten sie sie fast völlig aus. Sie war eine leere Hülle – nein, schlimmer, sie gehörte zu den Lakaien des Rogue, der sie vernichtet hatte.“

„O mein Gott“, flüsterte Gabrielle entsetzt.

Lucan seufzte tief, als ob das Gewicht der Erinnerungen ihn schwer belastete. „Tegan wurde verrückt vor Wut. Er wurde zum Tier und metzelte alles nieder, was ihm über den Weg lief. Er lief so blutüberströmt herum, dass viele dachten, er würde in Blut baden. Er saugte sich voll in seinem Zorn, und fast ein Jahr lang weigerte er sich, die Tatsache zu akzeptieren, dass der Geist seiner Stammesgefährtin für immer zerstört war. Er nährte sie noch immer mit seinem Blut, nicht gewillt, ihren Verfall zu sehen. Er tötete schon beinahe wahllos, um sie zu nähren. Es war ihm gleichgültig, dass er unaufhaltsam auf die Blutgier zusteuerte. Ein ganzes Jahr lang widersetzte er sich dem Gesetz des Stammes, denn er wollte seine Stammesgefährtin nicht aus ihrem Elend erlösen. Und auch er selbst verwandelte sich langsam, aber sicher in einen Rogue. Etwas musste dagegen unternommen werden.“

Als er diese Äußerung unvollendet im Raum stehen ließ, sprach Gabrielle die Worte für ihn aus. „Und dir als Anführer fiel die Aufgabe zu, zu handeln.“

Lucan nickte grimmig. „Ich habe Tegan in eine Zelle aus dickem Stein gesperrt und dann seine Stammesgefährtin mit dem Schwert getötet.“

Gabrielle schloss die Augen. Sie spürte sein tiefes Bedauern. „O Lucan …“

„Tegan wurde erst befreit, nachdem er den Entzug von der Blutgier durchgestanden und sein Körper sich erholt hatte. Dazu waren mehrere Monate nötig, in denen er fast verhungerte und ungeheure Qualen litt. Als er endlich in der Lage war, die Zelle auf seinen eigenen Beinen zu verlassen, und merkte, was ich getan hatte, dachte ich, er würde versuchen, mich zu töten. Aber das tat er nicht. Es war ganz und gar nicht der Tegan, den ich kannte, der aus dieser Zelle herauskam. Es war etwas – Kälteres. Er hat es niemals ausgesprochen, aber ich weiß, dass er mich seitdem hasst.“

„Nicht so sehr, wie du dich selbst hasst.“

Er hatte die Zähne fest zusammengebissen, wodurch die Haut über seinen Wangenknochen noch straffer gezogen wurde. „Ich bin daran gewöhnt, schwere Entscheidungen zu treffen. Ich habe keine Angst davor, die härtesten Aufgaben zu übernehmen. Ich scheue mich auch nicht, mich zur Zielscheibe von Wut oder sogar Hass zu machen, wenn die Entscheidungen, die ich treffe, dem Wohlergehen des Stammes dienen. Das ist mir alles scheißegal.“

„Nein, das stimmt nicht“, erwiderte Gabrielle sanft. „Aber du musstest einem Freund Schmerz bereiten, und das belastet dich jetzt schon sehr, sehr lange.“

Der Blick, den er ihr zuwarf, zeigte, dass er ihr eigentlich widersprechen wollte, aber vielleicht hatte er nicht die Kraft dazu. Nach allem, was er durchgemacht hatte, war er müde, todmüde, obwohl er das kaum freiwillig zugeben würde, nicht einmal ihr gegenüber.

„Du bist ein guter Mann, Lucan. Du hast ein sehr edles Herz unter diesem harten Panzer.“

Er knurrte geringschätzig und süffisant. „Nur jemand, der mich erst ein paar Wochen kennt, kann den Fehler machen, das anzunehmen.“

„Wirklich? Ich könnte mir vorstellen, dass einige Leute hier dir da widersprechen würden. Einschließlich Conlan, wenn er noch am Leben wäre.“

Seine Augenbrauen zogen sich zusammen wie Gewitterwolken. „Was weißt du darüber?“

„Danika hat mir erzählt, was du für ihn getan hast. Das Begräbnisritual. Dass du ihn bei Sonnenaufgang nach oben gebracht hast. Um ihn zu ehren, hast du dir Verbrennungen zugezogen –“

„Himmel noch mal“, schnauzte er und sprang auf die Beine. Aufgeregt schritt er neben dem Bett hin und her und hielt zwischen den Schritten immer wieder an. Seine Stimme war rau, ein mühsam beherrschtes Brüllen. „Ehre hatte damit nichts zu tun. Willst du wissen, warum ich das getan habe? Es waren Schuldgefühle. In der Nacht des Bombenanschlags am Bahnhof sollte eigentlich ich diese Mission mit Niko durchführen, nicht Conlan. Aber ich konnte dich nicht aus meinem Kopf bekommen. Ich dachte, wenn ich dich bekäme – wenn ich endlich in dir wäre –, würde das vielleicht mein Verlangen befriedigen, und ich könnte endlich normal weitermachen und dich vergessen. Also habe ich im letzten Moment Conlan diese Aufgabe übertragen, und er ist in dieser Nacht an meiner Stelle rausgegangen. Ich bin derjenige, der in diesem Tunnel hätte sterben sollen, nicht Conlan. Ich hätte es sein müssen.“

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