Читаем 1919 Сельский врач (сборник) полностью

»Entkleidet ihn, dann wird er heilen,Und heilt er nicht, so t"otet ihn!’Sist nur ein Arzt, ’sist nur ein Arzt.«

Dann bin ich entkleidet und sehe, die Finger im Barte, mit geneigtem Kopf die Leute ruhig an. Ich bin durchaus gefasst und allen "uberlegen und bleibe es auch, trotzdem es mir nichts hilft, denn jetzt nehmen sie mich beim Kopf und bei den F"ussen und tragen mich ins Bett. Zur Mauer, an die Seite der Wunde legen sie mich. Dann gehen alle aus der Stube; die T"ur wird zugemacht; der Gesang verstummt; Wolken treten vor den Mond; warm liegt das Bettzeug um mich; schattenhaft schwanken die Pferdek"opfe in den Fensterl"ochern. »Weisst du,« h"ore ich, mir ins Ohr gesagt, »mein Vertrauen zu dir ist sehr gering. Du bist ja auch nur irgendwo abgesch"uttelt, kommst nicht auf eigenen F"ussen. Statt zu helfen, engst du mir mein Sterbebett ein. Am liebsten kratzte ich dir die Augen aus.« »Richtig,« sage ich, »es ist eine Schmach. Nun bin ich aber Arzt. Was soll ich tun? Glaube mir, es wird auch mir nicht leicht.« »Mit dieser Entschuldigung soll ich mich begn"ugen? Ach, ich muss wohl. Immer muss ich mich begn"ugen. Mit einer sch"onen Wunde kam ich auf die Welt; das war meine ganze Ausstattung.« »Junger Freund,« sage ich, »dein Fehler ist: du hast keinen "Uberblick. Ich, der ich schon in allen Krankenstuben, weit und breit, gewesen bin, sage dir: deine Wunde ist so "ubel nicht. Im spitzen Winkel mit zwei Hieben der Hacke geschaffen. Viele bieten ihre Seite an und h"oren kaum die Hacke im Forst, geschweige denn, dass sie ihnen n"aher kommt.« »Ist es wirklich so oder t"auschest du mich im Fieber?« »Es ist wirklich so, nimm das Ehrenwort eines Amtsarztes mit hin"uber.« Und er nahm’s und wurde still. Aber jetzt war es Zeit, an meine Rettung zu denken. Noch standen treu die Pferde an ihren Pl"atzen. Kleider, Pelz und Tasche waren schnell zusammengerafft; mit dem Ankleiden wollte ich mich nicht aufhalten; beeilten sich die Pferde wie auf der Herfahrt, sprang ich ja gewissermassen aus diesem Bett in meines. Gehorsam zog sich ein Pferd vom Fenster zur"uck; ich warf den Ballen in den Wagen; der Pelz flog zu weit, nur mit einem "Armel hielt er sich an einem Haken fest. Gut genug. Ich schwang mich aufs Pferd. Die Riemen lose schleifend, ein Pferd kaum mit dem andern verbunden, der Wagen irrend hinterher, der Pelz als letzter im Schnee. »Munter!« sagte ich, aber munter ging’s nicht; langsam wie alte M"anner zogen wir durch die Schneew"uste; lange klang hinter uns der neue, aber irrt"umliche Gesang der Kinder:

»Freuet Euch, Ihr Patienten,Der Arzt ist Euch ins Bett gelegt!«

Niemals komme ich so nach Hause; meine bl"uhende Praxis ist verloren; ein Nachfolger bestiehlt mich, aber ohne Nutzen, denn er kann mich nicht ersetzen; in meinem Hause w"utet der ekle Pferdeknecht; Rosa ist sein Opfer; ich will es nicht ausdenken. Nackt, dem Froste dieses ungl"uckseligsten Zeitalters ausgesetzt, mit irdischem Wagen, unirdischen Pferden, treibe ich mich alter Mann umher. Mein Pelz h"angt hinten am Wagen, ich kann ihn aber nicht erreichen, und keiner aus dem beweglichen Gesindel der Patienten r"uhrt den Finger. Betrogen! Betrogen! Einmal dem Fehll"auten der Nachtglocke gefolgt – es ist niemals gutzumachen.

3. AUF DER GALERIE

Wenn irgendeine hinf"allige, lungens"uchtige Kunstreiterin in der Manege auf schwankendem Pferd vor einem unerm"udlichen Publikum vom peitschenschwingenden erbarmungslosen Chef monatelang ohne Unterbrechung im Kreise rundum getrieben w"urde, auf dem Pferde schwirrend, K"usse werfend, in der Taille sich wiegend, und wenn dieses Spiel unter dem nichtaussetzenden Brausen des Orchesters und der Ventilatoren in die immerfort weiter sich "offnende graue Zukunft sich fortsetzte, begleitet vom vergehenden und neu anschwellenden Beifallsklatschen der H"ande, die eigentlich Dampfh"ammer sind – vielleicht eilte dann ein junger Galeriebesucher die lange Treppe durch alle R"ange hinab, st"urzte in die Manege, riefe das: Halt! durch die Fanfaren des immer sich anpassenden Orchesters.

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